TS 38: Planet der Amazonen
wenig Maschinen, keine Waffen und nur geringe technische Kenntnisse besessen. Die Mannschaft würde wohl alles getan haben, was in ihrer Macht stand, aber Blaster und nukleare Konverter kann man nicht ohne Maschinen herstellen. Daraufhin entdeckten sie auch eßbares Getreide und zähmbare Vögel, richteten eine erste, bescheidene Landwirtschaft ein, machten Eisen- und Kupferminen ausfindig und errichteten behelfsmäßige Schmelzöfen. Sie benannten den Planeten und die Monde nach alter Tradition, aber das war auch alles, und ihr Wissen ging ihnen in wenigen Generationen verloren.
Aber in ihrer ersten Generation mußte es eine Biochemikerin gegeben haben. Der Gedanke ans Altwerden und Sterben, eine nach der anderen ohne jemanden, der den letzten Überlebenden half, war ihnen unwillkommen. Künstliche Befruchtung der Menschen war eine alte Wissenschaft. Die Biochemikerin hatte genommen, was sich an Hilfsmitteln im Schiff befand, und eine solche Maschine gebaut.
Die richtigen Chemikalien unter den richtigen Bedingungen würden eine einzelne Eizelle dazu bringen, sich zu teilen. Wenn dieser Prozeß einmal eingeleitet war, folgte er dem normalen Ablauf, und in neun Monaten wurde ein Kind geboren, das genetisch völlig identisch war mit seiner Mutter.
„Es ist ein schrecklicher Zustand“, sagte Davis. „Man muß Abhilfe schaffen.“
„Wovon redest du?“
„Du wirst es sehen“, grinste er.
Sie gelangten zu einer kleinen Bucht mit weichem Gras bis an den Rand des Wassers hinunter, rauschenden, schattenspendenden Bäumen und. den Bergen, die sich titanenhaft darüber aufrichteten. Blumen blühten lebendig unter ihren Füßen, und kleine Wellen plätscherten an das Ufer.
Es war der ideale Ort für eine kleine Romanze.
Davis pflanzte seine Angelrute in einen gegabelten Zweig, legte seine Axt und diejenige, die ihm Barbara geliehen hatte, daneben, setzte sich und streckte seinen Arm einladend aus.
Elinor seufzte und schmiegte sich an ihn an.
„Denke nur“, flüsterte sie. „Der erste Mann in dreihundert Jahren!“
„Höchste Zeit, nicht?“ Davis nahm sie in seine Arme. Sie schloß die Augen und atmete hörbar.
Etwas brüllte hinter ihm.
Davis sprang einen Meter in die Luft, und Elinor kreischte.
Das Ding sah aus wie ein sägeschnäbliger Seehund mit Pinguinfedern, aber größer. Es hatte den Angelhaken verschluckt und war ziemlich aufgebracht. Mit den Flossen schnellte es sich an Land und dann mit Eilgeschwindigkeit über das Gras.
Elinor versuchte, auf die Füße zu gelangen. Die Flossen schlugen aus; Elinor rollte vornüber und blieb dann liegen. Davis griff nach seiner Axt. Der Schnabel schloß sich um seinen linken Knöchel. Er schlug wild drauflos, sah Blut fließen, doch das weiche Eisen vermochte der dicken Schädeldecke nichts anzuhaben.
Der Seehundvogel schlug ihn nieder, hielt ihn mit einer Flosse fest und schnappte nach seinem Gesicht. Kiefer schlossen sich um den Schaft der Axt und brachen ihn entzwei. Davis bekam je eine Hand an die obere und untere Kieferhälfte. Irgendwie kämpfte er sich frei und warf ein Bein über den langen, schlüpfrigen Rücken und begann zu zerren. Die Bestie brüllte auf und wand sich unter ihm. Er fühlte, wie die Kräfte ihn zu verlassen begannen; die Zähne senkten sich langsam über seine Finger.
Ein Armbrustbolzen schwirrte heran und bohrte sich in die weiche Flanke das Tieres. Dann noch einer und noch einer – Barbara rannte über das Gras, im Laufen schießend. Das Ungeheuer drehte den Kopf, und Davis bekam seine Hand wieder frei.
„Fort!“ schrie Barbara. Sie ließ sich auf die Knie nieder, zog ihr Messer und näherte sich der Kreatur. Diese bäumte sich brüllend auf. Barbara rammte ihren linken Arm unter den Schnabel, zwängte den Kopf zurück und schlug zu.
Die Flossen zuckten heftig, und der Seehundvogel warf sie um. Mit einem Bein kam sie unter den mächtigen Körper zu liegen. Davis nahm seinen eigenen Bogen auf und feuerte in kurzen Abständen, kaum bemerkend, was er tat. Blut gurgelte in der Kehle des Ungeheuers.
Dann sank es zusammen, und ein roter Strom ergoß sich über das zerwühlte Gras.
„Barbara!“ Davis rüttelte an dem schweren Gewicht. Seine Kehle rasselte.
Das Bein bewegte sich, und Barbara kämpfte sich langsam hervor.
Sie stand auf, keuchte und schaute zu ihm hinüber. Blut rann ihr über Gesicht und Arme und tröpfelte auf den Boden, wo es eine Lache bildete. Davis’ Knie wurden weich.
„Bist du unversehrt?“
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