TS 42: Die Sonnen-Ingenieure
an, wo eine grüne Linie endete, die eine Flugschneise bezeichnete.
„Sol?“ fragte Gant.
Dusty lehnte sich vor und ging mit dem rechten Auge ganz nahe an den kleinen Stern heran, der vielleicht die Sonne darstellte. Viel verstand er nicht von Astronomie, und er ärgerte sich, früher kein besonderes Interesse dafür gezeigt zu haben.
Das dort könnte der Orion sein, wenn er auch anders aussah. Aber die Fülle der Lichtpünktchen verwirrte ihn. Oder dort, das W. Das mußte Cassiopeia sein. Dort, der Polarstern mit dem kleinen Wagen.
Wenn dies Sol war, mußte dies hier Sirius sein. Und noch näher daran Alpha Centauri.
Nein, er sah es plötzlich ganz klar: niemand konnte 100 000 Lichtjahre auf tausend Fuß zusammendrängen und hoffen, einen Kurs zu berechnen, ohne Fehler zu begehen.
Plötzlich sah er etwas. Er richtete sich auf.
„Wohin führt die Schneise von Sol aus?“
„Die geplante Richtung kann ich deutlich machen“, gab Gant zurück, schritt zum Schaltpult, um einen Knopf niederzudrücken. Eine gestrichelte Linie erschien, die von Sol aus gradlinig zur Spiralwolke führte und sich im Gewühl der dortigen Sterne verlor.
Dusty starrte auf die beiden Linien und den Winkel, den sie bildeten. Auf seiner Stirn stand eine Falte. Dann war in seinen Augen ein nachdenkliches Blinzeln.
„Der Maßstab ist viel zu klein, aber angenommen, er würde stimmen, könnten Sie sich nicht ein Blinkfeuer und eine Wendung ersparen?“
„Ersparen?“ machte Gant und kam näher.
Dusty nickte gelassen.
„Ich habe gerade überlegt, daß ihr es schafft, ein Barytrine-Feld um einen Planeten zu legen und von seiner Sonne zu trennen. Warum sollte es euch da nicht möglich sein, ein gleiches Feld um eine Sonne zu legen und sie zu versetzen? Wenn ihr das mit diesem Stern hier machtet“ – sein Zeigefinger tippte auf ein Lichtpünktchen – „könntet ihr eine gerade Linie bis zur Spiralwolke ziehen und würdet etwa acht Lichtjahre an Sol vorbei gelangen.“
Gant blinzelte.
„Einen Stern bewegen …“ Seine Stimme wurde ganz leise. „Den dazwischenstehenden Stern bewegen … dann – mein Gott!“
„Was ist?“
„Der Gedanke! Er kann der Ursprung einer völlig neuen Methode werden, Dusty. Sehen Sie es nicht selbst? Wenn wir einen Stern bewegen, können wir es auch mit zehn oder zwanzig tun. Ja, es wird sogar möglich sein, von Marandis bis zur Spiralwolke eine einzige Schneise zu schlagen. Vielleicht sogar bis zum Ende der Sterne, durch die ganze Milchstraße hindurch – hunderttausend Lichtjahre in geradem Flug, ohne Blinklicht oder Wendung …“
Ein winziger Fleck kroch auf der grünen Linie entlang, die nach Sol führte. Gant sah sie. Er deutete darauf.
„Das muß ein Schiff der Transgalaktischen Handelsgesellschaft sein. Sie haben sich auf den Weg gemacht, das begonnene Werk zu vollenden. Kommen Sie, wir haben keine Zeit mehr zu verlieren …“
16. Kapitel
Dusty erwartete, einen großen Unterschied zwischen der Art zu bemerken, mit der er das Schiff gesteuert hatte und der, wie es ein erfahrener Pilot tat. Aber zu seinem Erstaunen kam ihm der wirkliche Unterschied nicht so sehr zu Bewußtsein. Gewiß, der Marandianer war sicherer und lässiger, aber das war auch alles.
Die Farben auf dem Bildschirm spielten ins Blauviolette. Wie Feuergeschosse glitten die näheren Sterne auf den Bug des gewaltigen Raumers zu und rasten blitzschnell vorbei. Blinksterne standen im Fadenkreuz, kamen rasend schnell näher und fielen zurück, wenn der Pilot wendete und das neue Leuchtfeuer ansteuerte. Mit nur einer Hand steuerte er das schnelle Schiff, mit der anderen bediente er die übrigen Kontrollen.
Hinter ihnen kamen die zwölf Kreuzer in Kampfformation. Im Funkraum lief ein Tonband. Immer und immer wieder strahlte es über Phanobandradio die gleiche Botschaft aus:
„Hallo, Transgalaxit! Die Regierung ruft Sie dringend! Der Barytrine-Generator muß sofort abgestellt werden! Alle Operationen, Sol in eine Variable zu verwandeln, sind sofort einzustellen! Befehl der Behörde für galaktische Raumfahrt.“
Gespannt saß der Funker vor einem Bildschirm, auf dessen grünlicher Fläche ein blasser Ring gleich einem Heiligenschein glühte. Der Ring wurde so langsam größer, daß man die Veränderung kaum bemerken konnte.
„Warum antworten sie nicht?“ fragte Barbara.
„Weil sie versuchen, ihr Vorhaben unter allen Umständen durchzuführen“, antwortete Gant Nerley.
„Aber …“
„Sie haben das Recht
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