TS 42: Die Sonnen-Ingenieure
dazu. Niemand kann ihnen den Vorwurf machen, einen Befehl zu ignorieren, wenn sie diesen Befehl nicht hören.“
„Wollen Sie damit sagen, daß sie uns nicht hören können?“
„Natürlich hören sie uns, aber wie wollen Sie das beweisen?“
Barbara schwieg.
„Nach der stattgefundenen Sitzung war die Lage so, daß niemand der Gesellschaft die Errichtung des Leuchtfeuers verbieten konnte. Die Lage hat sich inzwischen geändert, aber wir müssen sicher sein, daß die Gesellschaft es auch erfährt. Vorher können wir nicht gewaltsam gegen sie vorgehen.“
„Ah, ich verstehe. Wenn Sie am Dienstag ein Gesetz erlassen, daß keine Krawatten mehr getragen werden dürfen, dürfen Sie niemand bestrafen, der am Montag noch eine trug.“
„Genauso ist es.“
„Gut, aber heute ist Dienstag!“
„Gesetze können erst dann als bekannt vorausgesetzt werden, wenn jeder sie gelesen oder gehört hat. Wir können nicht wissen, ob das hinsichtlich der Transgalaxit geschehen ist.“
„Sie antworten nicht, damit wir glauben müssen, sie hörten uns nicht?“
„So wird es sein.“
„Und jener Mann ist dabei, der sich über meine – Primitivität aufregte.“
„Ja.“
„Er hat allen Grund!“
Auf dem Funkschirm ging eine Veränderung vor sich. Wie gebannt betrachtete Gant den heller werdenden Lichtring.
„Etwas Neues?“ fragte Dusty.
„Erhöhte Aktivität phanonuklearer Strahlung aus dem Sektor Sol.“
„Das bedeutet?“
„Daß die Transgalaxit bereits bei der Arbeit ist. Die Maschinerie, aus der Sonne einen veränderlichen Stern zu machen, ist angelaufen.“
Der Funker mit dem Barytrine-Detektor mischte sich ein:
„Auch der Generator läuft. Wir müssen uns beeilen.“
Der Pilot Jann Wilkor nickte.
„Wäre ich die gleiche Strecke schon vorher geflogen, ginge es schneller.“
Gant zeigte auf den Frontalschirm und stieß Dusty an. Die Farben auf dem Schirm spielten nun bereits ins Violettschwarze. Mehrere Sterne verschwanden ganz, aber Jann erhöhte die Geschwindigkeit weiter. Es schien keine Begrenzung zu geben.
„Es ist sehr riskant“, gab Gant zu. „Aber Wilkor ist ein sehr erfahrener Pilot. Er wird es schaffen. Wenn wir erst einmal eine einzige Flugschneise von Marandis bis zum Spiralnebel haben, wird der Schirm fast völlig schwarz werden. Wir werden vielleicht sogar neue supraradiante Schirme entwickeln müssen, um überhaupt noch etwas sehen zu können.“
„Wie schnell können die Schiffe sein?“
Jann Wilkor beantwortete die Frage, nachdem er um das nächste Blinkfeuer gebogen war und den nächsten variablen Stern anvisiert hatte.
„Fitt Mazorn stellte die Geschwindigkeitsrekorde für die wissenschaftliche Abteilung auf. Vor einem Jahr ungefähr. Den Kontrollgeräten nach legte er die Strecke von Laranonne bis Ultimane in einer Stunde zurück. Ich kann mir das nicht vorstellen, denn es würde bedeuten, daß er hunderttausend Lichtjahre in einer Stunde schaffte. Ein wenig phantastisch, finde ich. Phanoband soll eine Endgeschwindigkeit besitzen, so wie auch das Licht, aber niemand weiß, wie hoch sie ist.“
„Immerhin ganz nette Geschwindigkeiten“, sagte Dusty, dem der Kopf schwindelte.
Gant nickte.
„Ja, sehr schnell. Und so schnell werden wir auch in den Schneisen sein, die wir dank Ihrer grandiosen und doch so einfachen Idee schaffen werden. Sie werden Millionen verdienen.“
„Vorausgesetzt, wir erreichen die Erde früh genug.“
„Und wenn nicht, können Sie immer noch mit uns zurückkehren und …“
„Wenn die Brüder gewinnen, werde ich sie …“
„Und ich wäre Ihnen nicht böse“, nickte Gant Nerley zustimmend. „Ich würde Sie nicht hindern.“
Zwei Dinge ereigneten sich gleichzeitig.
Der Mann am Barytrine-Detektor sagte:
„Sie haben die zweite Phase eingeleitet.“
Und Wilkor stellte fest:
„Die letzte Wendung. Vor uns liegt nun Sol.“
Der Stern im Fadenkreuz veränderte sich nicht. Ruhig und gelblich leuchtend stand er im Fadenkreuz.
„Wir werden den Barytrine-Generator auf der Erde suchen müssen.“
Dusty dachte für einen Augenblick an die Wüsten und Dschungelgebiete seines Planeten. Es gab unzählige Verstecke. Selbst im Ozean konnten sie ihn versenkt haben.
Gant sah Dusty ernst an.
„Es ist schlecht, sehr schlecht. Wir haben höchstens zwei Tage Zeit, mehr auf keinen Fall. Die zweite Phase hat begonnen, und keine Energie des Generators geht mehr verloren; unser Detektor kann ihn also auf der Erde nicht aufspüren. Es bleibt uns nur
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