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TS 44: Die Milliardenstadt

TS 44: Die Milliardenstadt

Titel: TS 44: Die Milliardenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Mahr
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hatte, hörte er draußen Schritte. Jemand schlug gegen die Tür.
    Egan-Egan wußte nicht, was er wollte. Warum klopfte er gegen die Tür? Er wartete.
    Nach einer Weile klopfte der Fremde abermals und rief dazu:
    „Hallo!“
    „Ja?“ sagte Egan-Egan.
    „Darf ich hineinkommen?“
    „Natürlich“, antwortete Egan-Egan.
    Die Tür fuhr auf. Der Mann, der geklopft hatte, war Honest-Eins.
    „Warum haben Sie an die Tür geschlagen?“ fragte Egan-Egan verwirrt.
    „Geschlagen?“ lächelte Honest-Eins. „Ich habe geklopft. Es hätte sein können, daß Sie im Augenblick niemanden sehen wollten, nicht wahr?“
    Egan-Egan empfand, daß er etwas Falsches gesagt hatte. Unter den Menschen der zweiten Kaste schien es üblich zu sein, an die Tür zu klopfen, bevor man eintrat.
    „Schön ist es hier“, sagte Egan-Egan und wandte sich zum Fenster.
    Bisher hatte er dem Fenster noch keine Beachtung geschenkt. Als er jetzt aber, um Honest-Eins abzulenken, hindurchschaute, packte ihn jäher Schwindel. Er hatte erwartet, den Erdboden dicht unter seiner Fensterbank zu sehen, statt dessen lag er in einer unergründlichen Tiefe, von silbrigem Morgendunst halb verhüllt.
    Unweit von hier wuchsen aus dem Dunst andere Gebäude, die nicht minder hoch zu sein schienen als das, in dem Egan-Egans Zimmer lag. Zwischen den atemberaubenden Säulen der Riesengebäude hindurch jedoch wanderte der Blick auf eine sonnenbeschienene Ebene, von der der Dunst sich schon abgehoben hatte und einen Garten von unbeschreiblicher Schönheit enthüllte. Hier und dort lugten zwischen denBäumen bunte Dächer kleiner Häuser hervor. An anderen Stellen sah Egan-Egan unter dem Grün ein paar Meter lang das hellgraue Band einer schnurgeraden Straße.
    Das Blickfeld wurde begrenzt von einem schimmernden, glitzernden Etwas, das sich weit draußen den ganzen Horizont entlangzog und ständig in Bewegung zu sein schien.
    Egan-Egan hatte das Gefühl für Zeit verloren. Mit offenem Mund und weit aufgerissenen Augen starrte er zum Fenster hinaus und vergaß völlig, daß jemand hinter ihm stand, den er herbeigerufen hatte.
    „Wie lange sind Sie unterwegs gewesen?“ fragte Honest-Eins schließlich.
    Egan-Egan fuhr auf.
    „Wie meinen Sie? Ich, oh, ganz schön lange.“
    Honest-Eins nickte.
    „Nach so langer Zeit ist es ein wunderbares Bild, nicht wahr?“
    Egan-Egan stimmte gedankenverloren zu. Es kam ihm zu Bewußtsein, daß er sich anders benehmen müsse, wenn er keinen Verdacht erregen wollte.
    „Wo haben Sie meine Sachen?“ fragte er.
    Honest-Eins sah ihn bestürzt an.
    „Legen Sie Wert darauf? Wir haben sie weggeworfen, es waren doch nur lauter Lumpen.“
    Egan-Egan erschrak.
    „Weggeworfen? Alles? Gerechter Gott! Ich hatte ein paar wertvolle Dinge in den Taschen!“
    Honest-Eins schlug die Hände zusammen.
    „Wenn ich das gewußt hätte! Lieber Himmel, ich werde sofort nachsehen, ob ich noch etwas finden kann!“
    Er lief zur Tür. Unter der Tür wandte er sich noch einmal um und deutete hastig auf den Schrank neben dem Waschkabinett.
    „Dort liegen Kleider in Hülle und Fülle“, sagte er. „Suchen Sie sich etwas aus!“
    Dann stürmte er davon.
    Egan-Egan bemühte sich, seines Schreckens Herr zu werden. Sie konnten seine Lampe und die Waffen nicht einfach weggeworfen haben. Selbst der Dümmste mußte erkennen, daß es wertvolle Dinge seien.
    Vielleicht hatte Honest-Eins nur die Kleider gemeint.
    Er trat in das Waschkabinett und genoß das unvergleichliche Vergnügen mehrerer Wasserhähne, die man durch einen einfachen Druck dazu bewegen konnte, Wasser verschiedener Temperatur von sich zu geben.
    Er wusch sich so ausgiebig, wie er es nur wenige Male zuvor in seinem Leben getan hatte, und fühlte sich danach wie neugeboren. Aus dem Schrank zog er eine vollständige Wäschegarnitur heraus und drapierte sie, so gut er den Zweck der einzelnen Stücke verstand, um seinen Körper. Zuletzt zog er eine Hose an, die ebenso leicht und luftig war wie die, die er die Nacht über getragen hatte, und nahm darüber ein helles, buntes Hemd, das ihm bis zu den Hüften reichte.
    Dann trat er durch die Tür auf den Gang hinaus und wartete auf Honest-Eins.
    Als er zurückkam, machte er ein noch betrübteres Gesicht als zuvor.
    „Es ist leider nichts mehr zu finden“, sagte er. „Der Konverter hat die Dinge schon verarbeitet. Selbstverständlich werde ich Ihnen den Schaden ersetzen.“
    Egan-Egan winkte ab.
    „Ich hatte ein paar Dinge bei mir, eine Lampe zum Beispiel.

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