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TS 44: Die Milliardenstadt

TS 44: Die Milliardenstadt

Titel: TS 44: Die Milliardenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Mahr
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schickte er den sengenden Strahl der Plasmawaffe zur Tür hinaus, um ihnen einen Schrecken einzujagen. Das hatte zur Folge, daß sie ihn vorerst noch in Ruhe ließen. Aber er war überzeugt, daß sie eine Teufelei aushecken würden, um ihn trotzdem zu bekommen.
    Bei der Nummer 55 geschah es. Als die Wählscheibe in die Ausgangsstellung zurückgekehrt war, hörte er nicht mehr das übliche Rauschen, sondern ein helles Singen. Sekunden später knackste es in der Hörmuschel.
    „Honest-Eins. Was gibt es um diese Zeit, du Wurm?“ hörte Egan-Egan.
    Er fing an zu grinsen, obwohl die Lage nicht danach war. Auf der Leitung von der dritten zur zweiten Kaste wurde der minderwertigere Teilnehmer offenbar Wurm genannt.
    „Hör mal, Honest-Eins“, antwortete Egan-Egan. „Ich bin hier in diese scheußliche Drittkasten-Stadt geraten. Anscheinend habe ich etwas falsch gemacht; denn seit heute nacht sitze ich in einem Polizeihaus und verteidige mich gegen eine Horde blutdürstiger Männer, die mir an den Kragen wollen. – Kannst du mir helfen?“
    Der Mann am andern Ende atmete so laut, daß Egan-Egan es deutlich hören konnte.
    „Wer sind Sie?“ fragte er nach einer Weile.
    Das brachte Egan-Egan nahezu aus der Fassung. Sein Leben lang war er mit Du angeredet worden und hatte selbst immer nur Du gesagt. Er kannte die Anrede Sie aus den Büchern; aber daß die zweite Kaste sie noch gebrauchte, war ihm eine Überraschung.
    Hatte er sich mit seinen ersten Worten schon verraten?
    „Ich bin Egan-Fünf“, antwortete er. „Wenn Sie mir helfen wollen, müssen Sie es bald tun, sonst haben diese Narren mich geschlachtet.“
    Honest-Eins atmete immer noch aufgeregt.
    „Wie kommen Sie in diese Stadt?“ wollte er wissen.
    Egan-Egan spielte den Aufgebrachten.
    „Mein Gott!“ sagte er, „können Sie das nicht alles später fragen?“
    Honest-Eins antwortete ohne Zögern.
    „Es ist gut, wir kommen sofort. Lage?“
    „Oh, so ungefähr zwei bis drei Kilometer vom östlichen Strand. Nach meiner Meinung sitze ich ziemlich genau in der Mitte der Stadt, von Norden nach Süden gerechnet. Sie können mich nicht verfehlen, wenn Sie die Augen offenhalten: vor meiner Haustür hockt eine unübersehbare Menge Leute.“
    „In Ordnung, Egan – wieviel sagten Sie?“
    „Fünf. Wie lange werden Sie brauchen?“
    „Nicht länger als eine Stunde.“
     
    *
     
    Die Stunde wurde für Egan-Egan zu einer sauren Zeit. Um sieben, es war schon so gut wie dunkel, prasselte eine Salve schwerer Geschosse gegen die Scheibe des nördlichen Fensters. Egan-Egan merkte, daß es diesmal nicht die Ein-Zentimeter-Steinkugeln waren, die die Steinschleudern verschossen, sondern wesentlich größere Brocken. Wahrscheinlich hatte Enver-Lake seine kräftigsten Leute dazu abkommandiert, große Steinbrocken aufzusammeln und das Fenster damit zu bombardieren. Die Kraft ihrer Muskeln kämpfte gegen die zähe Energie des Glassit-Fensters, und erstaunlicherweise unterlag das Fenster in diesem Kampf.
    Nachdem Enver-Lakes Leute den ersten Erfolg ihrer Bemühungen in Form eines dicken Sprungs, der diagonal durch das ganze Fenster ließ, bemerkt hatten, fuhren sie fort, das Fenster systematisch zu zertrümmern. Etwa um halb acht war die Scheibe soweit zerstört, daß ein Mann durch das Loch hindurchkriechen konnte. Von da an mußte Egan-Egan seine Aufmerksamkeit auf zwei Richtungen verteilen.
    Glücklicherweise war er in der Lage, Enver-Lakes Schlachtplan rechtzeitig zu durchschauen. Es war nicht schwer, weil Enver-Lake alles andere als ein Stratege war. Er hatte zwei Lücken, durch die er seinen Angriff führen konnte, und selbstverständlich führte er ihn durch beide Lücken zu gleicher Zeit.
    Egan-Egan hatte inzwischen den zweiten Tisch ebenfalls umgekippt. Das beraubte ihn der Unterlage für seine Lampe, die er jetzt wieder hätte brauchen können; aber auf der anderen Seite sicherte es ihn gegen die Steingeschosse, die nun von zwei Seiten geflogen kamen. Gleichzeitig begann eine andere Gruppe von Männern, das südliche Fenster des Raumes zu bombardieren. Allein das Geräusch der Steine machte es Egan-Egan schwer, seine Nerven unter Kontrolle zu halten.
    Er brauchte Schlaf und Ruhe, und wenn Honest-Eins nicht bald kam, dann würde er einen Teufel tun und sich länger verteidigen. Was konnte schon geschehen, wenn er sich Enver-Lake ergab?
    Als der Angriff begann, versandte er wahllos die Nadeln der Schockwaffe und brachte die wütende Reihe der Angreifenden eine Weile zum

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