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TS 46: Die Marskolonie

TS 46: Die Marskolonie

Titel: TS 46: Die Marskolonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E. C. Tubb
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sein, was wir haben – und ich wäre froh, wir hätten genug davon.“ Hargraves trank die Suppe und kaute sein Brot. „Mir ist nicht besonders wohl in meiner Haut, Doc.“
    „Denke ich mir. Weeway auch. Sie können einem Experten nichts vormachen, Jim.“
    „Wie ein geschlagener Hund wollte er den Schwanz einkneifen und davonrennen.“
    „Weeway ist ein guter Mann“, entgegnete der Arzt ruhig. „Sie dürfen es ihm nicht übelnehmen, wenn er seine Meinung sagte.“ Er wischte seinen Teller mit einem Stück Brot sauber. „Er hat nämlich recht, Jim.“
    „Ich weiß.“
    „Das dachte ich mir schon. Ein normaler Mensch wird nicht wütend, wenn er die Wahrheit erfährt, es sei denn, er will diese Wahrheit nicht anerkennen. Was also haben Sie vor, Jim?“
    Hargraves schob die Zinnschüssel von sich und sah hinaus in die beginnende Dämmerung. „Das Projekt wird uns alle zugrunde richten. Sie wissen genauso gut wie ich, daß man nur eine einzige Erkundungsrakete zum Mars schickte, die feststellte, daß Leben hier möglich sei. Dann wurde unsere Expedition entsandt.“
    „Was ist daran verkehrt?“
    „Nichts wäre verkehrt, wenn man es richtig gemacht hätte. Drei Schiffe und vierzig Männer. Ein Schiff und zehn Männer sind bereits verloren, und welche Aufgaben liegen noch vor uns? Ein Schiff muß völlig auseinandergebaut und die Kraftstation errichtet werden, und zwar genügend weit vom Lager entfernt, damit keine Strahlungsschäden entstehen. Die Hülle des Schiffes muß neu zusammengesetzt werden, damit unsere Hefekulturen angesetzt werden können. Die Leitung zum Pol ist unser vordringlichstes Projekt, Häuser zum Schutz gegen Kälte und eventuelle Stürme müssen errichtet werden, Pflanzungen sollen angelegt und der Planet erforscht werden. Nebenbei sollen wir versuchen, auch noch einen wirtschaftlichen Gewinn aus der Expedition zu ziehen.“
    „Gewinn?“ starrte Winter den Kommandanten verblüfft an. „Machen Sie Witze?“
    „Das Projekt wurde vom Senat nur deshalb bewilligt, weil versprochen wurde, daß die Kolonie auf dem Mars sich baldmöglichst ohne Hilfe versorgen könne. Mehr noch, es wurde zugesagt, daß seltene Mineralien und Metalle, die wir auf dem Mars finden könnten, dazu dienten, die Kosten der Expedition zu decken. Völliger Blödsinn, natürlich, aber anders hätten wir das Geld niemals bewilligt erhalten. Und es war wenig genug, so daß ich mir Sorgen mache, was nun weiter geschehen wird.“
    „Man wird das abgestürzte Schiff ersetzen.“
    „Ich bin nicht so sicher, Doc. Sie gaben uns drei Schiffe – und damit basta.“
    „Ich würde mir an Ihrer Stelle keine Sorgen machen, Jim. Sicher wird man ein neues Schiff zur Verfügung stellen. Schon die Öffentlichkeit wird dafür sorgen. Mann, Jim, lassen Sie den Mut nicht so schnell sinken. Kaum sind wir da, da beginnen Sie auch schon, sich derartige Sorgen zu machen. Man wird uns nicht im Stich lassen. Das wäre ja völlig sinnlos.“
    „Vieles ist ohne Sinn, Doc. Zum Beispiel, daß wir hier sind. Haben Sie sich niemals darüber Gedanken gemacht, warum die militärischen Forschungszentren keinen Stützpunkt auf dem Mars errichten? Sie haben Schiffe und Piloten, eine kleine Kolonie auf dem Mond und unerschöpfliche Geldquellen. Es wäre ihnen also leicht gefallen. Warum aber taten sie es nicht?“
    „Ich habe darüber nicht nachgedacht“, gab der Arzt zu.
    „Die öffentliche Meinung, sonst nichts“, fuhr Hargraves fort. „Das Militär ist mit dem Stützpunkt auf dem Mond genügend beschäftigt, um sich auch noch um den Mars zu kümmern. Wir sind also das Resultat eines Kompromisses. Haben wir Glück, können wir eine Kolonie hier starten. Haben wir keines, ist auch nicht viel verloren. Wir sind schuld, nicht die Organisation. Das Verteidigungsministerium erhält auch weiterhin die verlangten Summen, aber alle diejenigen, die für interplanetare Forschungsflüge eintraten, werden künftig nichts mehr zu bestellen haben. Wir dienen als Musterbeispiel. Darum, Winter, war ich gegen die Rückkehr zur Erde. Niemals hätte man uns eine zweite Chance gegeben.“
    „Hm – das sehe ich ein“, gab der Arzt langsam zu. „Aber eine andere Frage: wenn Sie das alles wußten, warum haben Sie dann das Kommando über diese Expedition angenommen?“
    „Warum? Bettler dürfen keine Ansprüche stellen, und ein halbes Brot ist immer noch besser als keines.“ Hargraves sah hinaus zum Wüstenrand, wo die kleine Sonne sich soeben auf den Horizont

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