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TS 46: Die Marskolonie

TS 46: Die Marskolonie

Titel: TS 46: Die Marskolonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E. C. Tubb
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die Sterne versuchten, sich gegen die ferne Sonne durchzusetzen, verspürte er wieder die alte Begeisterung, die ihn nicht eher hatte ruhen lassen, bis man ihm das Kommando über die erste Marsexpedition gegeben hatte.
    „Es ist schon wahr“, sagte Winter ruhig. Hargraves drehte sich seitlich und bemerkte den verständnisvollen Blick, den der Professor ihm zuwarf. „Dies ist kein Traum, sondern dies ist der Mars – und Sie sind hier, Jim.“
    „Ja“, sagte Jim und gab den Blick der blauen Augen aus dem schmalen Gesicht zurück. Er seufzte und erhob sich. „Kommen Sie, die anderen warten.“
    Das Lager war behelfsmäßig angelegt worden. Neben den Schiffen waren einige Zelte aufgestellt worden. Kisten und Material lagen oder standen in einer gewissen systematischen Unordnung herum. Dreißig Männer gruppierten sich in verschiedenen Stellungen dazwischen. Einige lagen flach auf dem Rücken und starrten in den dunkelblauen Himmel, andere saßen da, den Kopf auf den Knien. Alle jedoch atmeten schwer und versuchten, sich an die dünne Luft zu gewöhnen. Das Ausladen hatte sie angestrengt. Nur wenige sahen auf, als die beiden Männer herankamen.
    „Weeway?“ fragte Hargraves.
    „Hier“, sagte einer und stand langsam auf.
    „Kommen Sie mit ins Zelt. Die anderen – ausruhen. Keine unnötigen Anstrengungen.“ Er sah auf den Verpflegungsmeister. „Fertig?“
    Weeway nickte und folgte den beiden Männern ins Zelt.
    „Schiff Nummer zwei ist erledigt“, sagte Hargraves, als sie sich um den Tisch gesetzt hatten. „Damit haben wir eine wichtige Entscheidung zu treffen. Sie werden wohl wissen, worauf ich anspiele.“
    „Nummer zwei beförderte den Großteil unserer Nahrungsmittel und des Wassers“, nickte Weeway und zog einen mit Zahlen bedeckten Zettel aus der Tasche. „Zwar verteilten wir die Last gleichmäßig, aber es ließ sich nicht ändern. Die Hälfte des Wasservorrates und zwei Drittel der Lebensmittel waren in dem abgestürzten Schiff.“
    „Ich weiß“, entgegnete Hargraves. „Immerhin hatten wir Glück. Wenn schon ein Schiff verlorengehen mußte, dann können wir Nummer zwei am leichtesten verschmerzen. Wir haben immer noch unsere Maschinen, Kabel, Hefekulturen und genügend Wasser und Nahrung, um nicht verzweifeln zu müssen.“
    „Ich kann Ihnen nicht beipflichten“, protestierte Weeway und schwenkte seinen Zettel. „Es gibt nur eine einzige Möglichkeit für uns …“
    „Sie meinen – Rückkehr zur Erde?“
    „Ja“
    „Dann warten Sie, bis wir alles durchgesprochen haben. Wir müssen erst die Lage vollständig überblicken können.“ Er sah Winter an. „Was ist Ihre Meinung, Doc?“
    „Wir sollten uns erst einen Überblick verschaffen, ehe wir voreilig urteilen.“
    „Gut“, lehnte sich Hargraves zurück. „Es war vorgesehen, daß ein Schiff zur Erde zurückkehren sollte, eines sollte bleiben, das dritte sollte ausgeschlachtet werden. Sobald die Kolonie einigermaßen sicher war, sollte das Warteschiff ebenfalls zur Erde fliegen, um Nachschub und neue Männer zu holen. Wir besaßen also immer eine Fluchtmöglichkeit, wenn etwas schiefgehen sollte. Die Psychologen meinten, für die Moral der Kolonie sei das äußerst wichtig. Hatten sie recht?“
    „Theoretisch schon“, sagte Winter grimmig. „Sie pflichten ihnen nicht bei?“
    „Wie kommen Sie darauf?“
    „Ich bin ebenfalls Psychologe, daher durchschaue ich Sie leicht.“
    „Hm“, machte Hargraves unangenehm überrascht. „Aber gut, beantworten Sie meine Frage.“
    „Natürlich haben die Psychologen recht. Der Gedanke, stets eine letzte Fluchtmöglichkeit zu besitzen. kann ungemein beruhigend wirken. Die Tatsache, jederzeit einer gefährlichen Situation ausweichen zu können, befähigt uns, ihr mit Erfolg zu begegnen. Diese Erkenntnis ist ein Teil unseres Anpassungsschemas.“
    „Unseres – was?“ fragte Weeway, während der Arzt lächelte.
    „Es steht fest, daß ein Mensch sich selbst den unmöglichsten Bedingungen anpassen kann, wenn er entsprechend geschult wird. Dazu gehören fremdartige Kost, andere Druckverhältnisse, verdünnte Atmosphäre und tausend andere Dinge. Sind aber die Anpassungsbedingungen zu hoch, schließen wir einen Kompromiß: die Anpassung hat wenigstens für eine gewisse Zeit zu erfolgen. Folgt dann keine Änderung, kann das allerdings zum Zusammenbruch führen. Hier auf dem Mars haben wir es mit einer völlig fremdartigen Umgebung zu tun. Hinzu kommt die Angst, gestrandet zu sein. Ein

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