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TS 49: Der Weltraumarzt

TS 49: Der Weltraumarzt

Titel: TS 49: Der Weltraumarzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Murray Leinster
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Handumdrehen die Strukturformel des Antikörpers, den Murgatroyd uns freundlicherweise geliefert hat. Dann könnten wir ihn synthetisch herstellen, und nach etwa zwanzig Stunden käme er sozusagen literweise aus den Reaktionstanks mit der Proteinmatrix. Aber leider haben wir eben hier kein derartiges Labor zur Verfügung.“
    „Dort in der Stadt ist eines“, sagte Kim hoffnungslos. „Es war für die Kolonisten bestimmt, die kommen sollten. Wir waren in jeder Hinsicht darauf vorbereitet, sie ausreichend medizinisch zu versorgen, Als die Seuche ausbrach, taten unsere Ärzte alles, was in ihren Kräften stand. Sie probierten nicht nur sämtliche üblichen Kulturmethoden, sondern sie machten sogar Kulturen aus allen erdenklichen Geweben der Verstorbenen. Es gelang ihnen nicht, nicht einmal mit Elektronenmikroskopen, einen einzelnen Organismus zu isolieren, der imstande war, die Seuche hervorzurufen.“
    Mit einer Art von resigniertem Stolz fügte er hinzu:
    „Die bereits Angesteckten arbeiteten, bis sie so krank waren, daß sie aufgeben mußten. Dann übernahmen andere ihre Arbeit. Jeder tat so lange seine Pflicht, als er sein Gehirn dazu zwingen konnte.“
    Calhoun visierte durch den lichtdurchlässigen Zylinder des Filters die blakende Fackel an.
    „Gerinnung nahezu komplett“, stellte er fest. Nach einer kurzen Pause fügte er hinzu: „Ich habe den Verdacht, daß irgendwer irgendwo ein technisch bewundernswertes Stück Laborarbeit geleistet hat, sonst wären die Eindringlinge ihrer Immunität gegen die Seuche nicht so sicher. Gleich nach der Landung und ohne einen Augenblick zu zögern, gingen sie an ihre widerliche Arbeit, nämlich das zu vollenden, was die Seuche noch nicht ganz geschafft hatte. Es scheint mir gar nicht so ausgeschlossen, daß jemand hervorragende Forschungsarbeit geleistet hat mit dem einzigen Ziel, den Mechanismus einer Seuche so wirkungsvoll zu tarnen, daß er sich der Entdeckung entziehen mußte. Wenn ich diesen Verdacht weiter durchdenke, dann komme ich zu Schlußfolgerungen, die mir absolut nicht gefallen wollen!“
    Wieder peilte er durch den Filterzylinder.
    „Irgend jemand muß zu der Ansicht gekommen sein“, sagte er kalt, „daß meine Ankunft für ihn und seine Pläne einen ungünstigen Umstand bedeuten würde. Damit wird er wahrscheinlich recht behalten. Er hat versucht, mich umzubringen. Das gelang ihm nicht. Ich fürchte nun, daß ich seine Existenz für einen ungünstigen Umstand zu halten gezwungen bin.“
    Nach einer kurzen Pause des Nachdenkens fuhr er mit beherrschter, jede Silbe scharf betonender Stimme fort: „Mit einer Seuche zusammenzuarbeiten und sie zu steuern, ist ein technisch äußerordentlich schwieriges Problem, das sicher ebenso viel Wissen und Können erfordert, wie die Bekämpfung einer Seuche. Weder das eine noch das andere könnte man aus der Ferne überwachen. Waren die Eindringlinge in der Absicht gekommen, die Seuche zu bekämpfen, dann hätten sie ihre besten medizinischen Fachleute zur Unterstützung hierher gesandt. Da man aber annehmen muß, daß sie die Seuche als Bundesgenossen benutzen wollten, mußten sie nicht nur eine Gruppe von Schlächtern und Henkern schicken, sondern auch den allerbesten Mann, der ihnen zur Verfügung stand, damit ja nichts schiefgehen konnte bei einer derart riskanten Form biologischer Kriegführung. Der Leiter des Ausrottungsprojektes dürfte also logischerweise jener Mann sein, der die Seuche am allerbesten kennt, weil er sie nämlich erfunden hat.“
    Nach einer erneuten Pause fuhr er mit eisiger Stimme fort:
    „Ich maße mir nicht das Richteramt über Schuld, Unschuld oder Schicksal irgendeines anderen Menschen an, aber in meiner Eigenschaft als Angehöriger des Gesundheitsdienstes habe ich die Pflicht, das Recht und die Vollmacht, geeignete Maßnahmen gegen gefährliche Bedrohungen der Öffentlichen Gesundheit zu ergreifen!“
    Er begann, auf den Stempel des Filters einen gelinden Druck auszuüben. Im flackernden Licht der Fackel hafteten seine Augen gebannt auf den Kolben, der selbst das Filter darstellte. Auf einer Seite sammelte sich langsam, ganz langsam, eine klare, wässrige Flüssigkeit.
    „Nur um ganz sicher zu gehen – Sie sagten doch, in der Stadt gebe es ein Laboratorium, und die Ärzte hätten nichts herausgefunden.“
    „Nicht das geringste“, stimmte Kim mutlos zu. „Eine vollständige bakteriologische Bestandsaufnahme des ganzen Planeten war durchgeführt worden, ergab aber nichts Neues.

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