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TS 49: Der Weltraumarzt

TS 49: Der Weltraumarzt

Titel: TS 49: Der Weltraumarzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Murray Leinster
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Murgatroyd, der sich sowieso in der Dunkelheit nicht wohlfühlte, spürte ebenfalls das alpdruckartig Beklemmende der ganzen Atmosphäre dieser Stadt, denn er griff mit seinem bepelzten Pfötchen nach Calhouns Hand und hielt sie schutzsuchend umklammert, während sie ihren Weg fortsetzten.
    Calhoun bewegte sich möglichst geräuschlos, und Murgatroyds Schritte waren sowieso unhörbar.
    Jede schlafende Stadt wirkt geisterhaft und fremdartig, selbst mit beleuchteten Straßen. Eine von den Bewohnern verlassene Ansiedlung hat etwas unerträglich Trostloses an sich und scheint den verstorbenen oder verschwundenen Menschen, die sie einst beherbergte, nachzutrauern. Eine Stadt aber, die nie gelebt hat, die deshalb leblos unter dem Nachthimmel liegt, weil die erwarteten Bewohner niemals eintrafen – eine solche Stadt vermittelt das eisige Gefühl nackten Grauens. Sie wirkt nicht nur unnatürlich, sondern auf eine dämonische Weise irrsinnig. Sie ist wie ein zum Leben bereiter Körper, dem nie eine Seele eingehaucht wurde und der nun darauf wartet, daß irgendein böser Geist von ihm Besitz ergreife, um ihm ein gespenstisches Scheinleben zu verschaffen.
    Auch den Eindringlingen ging zweifellos das Unheimliche dieser Stadt auf die Nerven. Den Beweis hierfür bekam Calhoun schon nach wenigen Minuten. Er hörte nämlich in einiger Entfernung die grölenden Stimmen betrunkener Männer und schlich sich vorsichtig näher. Er fand ein einzelnes, grell erleuchtetes Fenster im Erdgeschoß einer langen, auf beiden Seiten von hochragenden Gebäuden eingesäumten Straßenzeile. Die Sterne in dem freien Stück Himmel zwischen den tintenschwarzen Wänden der Straßenschlucht schienen unendlich weit entfernt, und man glaubte in der Luft den murmelnden Widerhall von Geräuschen zu hören, die irgendwie niemals Wirklichkeit gewesen waren. Hier gab es kein lebendes Wesen, und die Mauern der Gebäude verhinderten, daß die Stimmen der Nachttiere aus der freien Landschaft in der Umgebung hereindringen konnten. Hier herrschte eine Stille, die geradezu auf die Trommelfelle drückte.
    Daran konnte auch das trunkene Grölen nichts ändern. Die Männer hatten einen unnötig engen Raum gewählt und ihn hell erleuchtet in der vergeblichen Hoffnung, ihn so heimisch und gemütlich machen zu können. Dort saßen sie zusammen, tranken und wollten mit Hilfe zahlreicher Flaschen das Erlebnis heiterer Sorglosigkeit erzwingen. Ihr festlicher Lärm und selbst ihr brüllendes Lachen zeugten aber weniger von gelöster Fröhlichkeit als von der verzweifelten Anstrengung, die bedrückend leblose Stille um sie herum totzuschlagen. Aber ihre Stimmen verloren sich schon in geringer Entfernung im dunklen, schwarzen Schweigen der leeren Stadt. Calhoun, der draußen mit Murgatroyd lauschte, empfand plötzlich die ganze Ironie der Situation. Diese Männer waren verdammt und spürten das Grauen der Verdammnis, ohne sich dessen bewußt zu werden.
    Calhoun grunzte, um den Bann zu brechen, aber selbst dieses Geräusch schien endlos von den nackten Wänden um ihn und über ihm widerzuhallen.
    „Wir hätten einen guten Verwendungszweck für diese Kerle“, sagte er kalt, „nur sind es leider zu viele.“
    Er entfernte sich mit Murgatroyd. Schon vorher hatte er die Gelegenheit benutzt, sich mit den Sternen vertraut zu machen. Deswegen konnte er jetzt das Landegerüst nicht mehr verfehlen. Bis jetzt klappte sein wohlüberlegter Aktionsplan in jeder Hinsicht einwandfrei. Er hatte dafür gesorgt, daß ein einzelner Mann an einer wichtigen Stelle, nämlich der Vermittlungszentrale, ausfiel. Der Verlust mußte von den Eindringlingen früher oder später bemerkt werden, denn er würde sich mit Sicherheit auf ihre Nachrichtenverbindungen irgendwie auswirken.
    Die Methode, der er sich zur Ausschaltung des Postens bedient hatte, war an sich keineswegs ungewöhnlich. Dexträthyl in Dampfform als Inhalationsnarkotikum und Polysulfat zur intravenösen Anästhesie waren in der heutigen Medizin eine ebenso bewährte Kombination, wie vor Jahrhunderten Magnesiumsulfat und Äther. Polysulfat wurde aber eigentlich nur als Basisnarkotikum verwendet. Wenn man nämlich ausschließlich mit diesem Mittel eine Narkose durchführte, dann war der Patient mehrere Tage lang nicht mehr zu erwecken. Deswegen gab man es in der Chirurgie nur in so winzigen Dosen, daß es dem Patienten zunächst überhaupt nichts auszumachen schien. Allerdings brauchte man dann nur noch eine winzige Menge Dexträthyl

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