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TS 50: Die Roboter und wir

TS 50: Die Roboter und wir

Titel: TS 50: Die Roboter und wir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin (Hrsg.) Greenberg
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lebende Mensch.
    Trotzdem schien es so, als habe sein Gehirn die vielen Jahrzehnte kommenden Vergessens in einigen Stunden komprimiert, die während des Schlafes vergingen. Schon jetzt konnte er zurückschauen, statt an die Zukunft zu denken. Er fühlte weder Schmerz noch Bedauern, konstatierte lediglich nüchtern, daß die menschliche Rasse seit bereits neun Jahrzehnten nicht mehr existierte. Warum sollte er einer längst vergessenen Vergangenheit nachtrauern, die er nicht zu ändern vermochte?
    Er verließ die Kabine und schritt durch den langen Gang vor zur Zentrale, von wo aus man die beste Aussicht genoß. In sich fühlte er eine seltsame Sehnsucht nach dem Beisammensein mit jemand anderem, und er wußte, daß seine einzigen Gefährten für den Rest seines Lebens die Roboter waren. Es konnte niemand anders mehr sein, aber er fühlte keine Traurigkeit deswegen. Die Roboter waren loyal, gehorsam und immer bereit, ihm zu helfen. Sie durften als seine einzigen und letzten Freunde bezeichnet werden.
    Er fand sie alle in der Zentrale. Schweigend trat er an die große Aussichtsluke.
    Fünf hatte seine Schritte vernommen und drehte sich um. Er zeigte mit der Hand hinaus in den Weltraum.
    „Wir werden bald landen. Herr. Ich wollte Sie gerade aufwecken.“
    „Danke.“
    Jorgen bemerkte erst jetzt, wie groß die Entfernung sein mußte, die sie inzwischen zurückgelegt hatten. Die Sonne war genauso groß wie jene, die einst die Erde beschienen hatte. Und der Planet selbst konnte ohne Teleskop sehr gut beobachtet werden. Er sank in den Sitz, den Fünf ihm hinschob, und dankbar nahm er das Fernglas, ohne es jedoch zu benützen. Mit bloßem Auge, schien es ihm, hatte er eine bessere Übersicht, und bald würde man nahe genug heran sein, um alle Einzelheiten ohnehin zu erkennen.
    Langsam schwoll der Globus an und gab seine Geheimnisse preis. Robot Zwei ließ das Schiff herumschwenken mit der Absicht, es auf der Sonnenseite zu landen, die sich nun in Form einer grellen Sichel den Augen der Beschauer darbot. Der langgestreckte Kontinent kam in Sicht. Gebirge und Flüsse zeichneten sich deutlich ab. Ein gewaltiger Strom durchzog den ganzen Erdteil und bildete an seiner Mündung den idealsten Hafen, den man sich vorstellen konnte. Das Becken war gegen den Ozean geschützt und schien tief genug zu sein, um auch die größten Schiffe aufzunehmen. Hier müßte sich eine gewaltige Stadt ausbreiten, gäbe es Intelligenzen. Aber von einer Stadt war nicht das geringste zu sehen.
    „Vegetation“, bemerkte Fünf leise. „Der Kontinent erfreut sich unseren Berechnungen nach sehr langer Jahreszeiten, dank der großen Entfernung von der Sonne. Zwölf Jahre werden der Frühling, Sommer und Herbst dauern, und vier Jahre der milde, feuchte Winter. Die Neigung zur Ekliptik ist so gering, daß selbst im Winter das Wachstum nicht unterbrochen wird. Dort sind Wälder – grüne Wälder, wie auf der Erde.“
    Unter ihnen trieb eine weiße Wolke quer über den Kontinent, wurde vom Luftzug des Schiffes auseinandergerissen und schloß sich wieder, als sie tiefer sanken. Zwei bediente die Kontrollen und steuerte auf den natürlichen Hafen zu.
    Nahe beim Strand berührte das Schiff nach fast einem Jahrhundert zum ersten Male wieder den Boden eines Planeten. Der Ruck blieb fast unbemerkt. Das Summen des Antriebes erstarb. Die künstliche Gravitation setzte aus und die etwas geringere des Planeten trat an ihre Stelle.
    Fünf stand lange reglos, ehe er seufzte:
    „Kein intelligentes Leben vorhanden. Wenn es solches gäbe, sähen wir eine Stadt vor uns, und bestünde sie auch nur aus Holz- und Lehmhütten. Es ist eine wundervolle Welt, für organisches Leben wie geschaffen.“
    Er seufzte ein zweites Mal und sah wieder hinaus.
    Jorgen nickte. Gleiche und ähnliche Gedanken bewegten ihn. Das. was er dort draußen erkennen konnte, war eine paradiesische Welt. in vieler Hinsicht schöner und günstiger als die alte, vergessene Erde. An fünf Sonnen vorbei und über neun Jahrzehnte hinweg waren sie mit annähernder Lichtgeschwindigkeit geflogen, um dieses Juwel zu finden, das auf sie gewartet zu haben schien.
    Da lag die neue Welt und grüßte sie. Und zurück grüßten nur toteSeelen und ausgebrannte Träume, die niemals Wirklichkeit werden konnten. Es grüßten fünf Roboter und ein letzter, sterbender Mensch. Die Götter hatten ihren Scherz mit größter Sorgfalt vorbereitet und zu Ende geführt, um ihn zu einer grausamen Perfektion werden zu lassen.
    Die

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