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TS 50: Die Roboter und wir

TS 50: Die Roboter und wir

Titel: TS 50: Die Roboter und wir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin (Hrsg.) Greenberg
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Craig reagierte auf das erste Serum. Sie auf das dritte. Wir glaubten, daß letzte hätte Anna Holt gerettet. Aber als auch sie die Zeichen des Todes zu tragen begann, weckten wir sie auf. Ein letztes, verzweifeltes Mittel sollte helfen. Craig wünschte, daß wenigstens Sie beide – nun, wir verloren den Kampf gegen den Tod. Die Seuche siegte.“
    Jorgen ließ sich von Fünf zu einem Sessel bringen. Schwer sank er in die weichen Polster.
    „Es hat also das Mädchen erwischt, ausgerechnet das Mädchen! Wenn ich doch gestorben wäre und sie lebte. Im Schiff befinden sich die Ampullen mit gefrorenem Sperma. Unsere Rasse wäre erhalten geblieben. Aber nun starb sie, und ich blieb allein übrig. Die Götter ließen einen immunen Mann leben, um ihren Scherz auf die Spitze zu treiben.“
    Fünf schüttelte den Kopf.
    „Nein, Herr. Auch Sie sind nicht immun.“
    Jorgen stand für Sekunden wie erstarrt, dann hob er den Arm und betrachtete zum ersten Male die Haut genauer. Er sah die winzigen, kaum von der Haut zu unterscheidenden Pünktchen sofort. Er trug die Seuche bereits in sich.
    „Bei Dr. Craig war es ähnlich“, erklärte Fünf lakonisch. „Der Fortschritt der Seuche ist durch das Serum so verlangsamt, daß Sie noch mindestens dreißig Jahre zu leben haben, Herr. Die vollständige Heilung scheint unmöglich zu sein. Craig lebte noch zwanzig Jahre, bis er an Altersschwäche starb. Vielleicht hätte er die endgültige Droge gefunden, wäre er älter geworden.“
    „Immunität oder Seuche im Zeitlupentempo, wo ist da der Unterschied? Was geschieht mit den Träumen der Menschen, wenn die Menschheit gestorben ist?“
    Fünf gab keine Antwort, aber er setzte sich dicht neben Jorgen auf eine Bank. Da waren sie nun, der letzte Mensch und ein Roboter – Herr und Diener. Oder …?
    Jorgen kam der grausame Scherz erst jetzt richtig zu Bewußtsein, den man der menschlichen Rasse gespielt hatte. Wie oft schon hatte er Geschichten über den letzten Menschen gelesen und sich gefragt, wie es wohl wirklich einmal sein würde. Nun war er dieser letzte Mensch, und er wußte trotzdem nicht mehr. Auf der fernen Erde vielleicht, inmitten zerfallender Städte und schwindender Zivilisation würde ihm das Ende der Menschheit eher bewußt werden. Hier aber, Lichtjahre von der Heimat entfernt, vermochte er vielleicht die ungeheuerliche Tatsache zu registrieren, aber seine Seele weigerte sich, an das absolute Ende zu glauben. Irgendwie glomm der Hoffnungsfunke weiter, der mit aller Gewalt das Vorhandensein Überlebender logisch zu untermauern suchte.
    Verstandesgemäß betrachtet war die menschliche Rasse ausgelöscht worden. Gefühlsmäßig jedoch würde sie so lange bestehen, wie auch nur ein Mensch noch zu atmen vermochte.
    Fünf bewegte sich ein wenig.
    „Wir haben das Labor von Dr. Craig unberührt gelassen, ebenso seine Notizen. Vielleicht wollen Sie sie sehen, Herr. Auch im Elektronengehirn lagert eine Nachricht von ihm. Das Schlüsselwort ist eingestellt. Wir unternahmen auch hier nichts, sondern warteten, bis Sie erwachten.“
    „Danke, Fünf“, murmelte Jorgen geistesabwesend. Still blieb er sitzen, bis der Roboter eine Hand auf seinen Arm legte. „Ja, du hast recht. Ich muß jetzt versuchen, die Wirklichkeit zu begreifen. Arbeit wird mir guttun. Ich brauche dich picht mehr, und du kannst zu deinen Gefährten zurückkehren, wenn du magst.“
    „Ich ziehe es vor, mit Ihnen zu kommen.“
     
    Der kleine Metallmann erhob sich und folgte Jorgen, der voranschritt. Wieder mischte sich der Klang der Metallschuhe und Lederabsätze zu einer seltsamen Symphonie inneren Gegensatzes. Einmal wurde sie unterbrochen, als der Roboter in eine der vielen Kabinen ging, um mit einer Flasche Brandy zurückzukehren. Er hielt sie Jorgen hin, der sie dankbar nahm. Ein heißer Strom durchflutete ihn, als er trank, aber sonst verspürte er keine Erleichterung.
    Sie näherten sich dem Heck und damit dem Raum, den Dr. Craig als Labor benutzte. Seine hinterlassenen Notizen würden in Jorgen nur noch ein Gefühl bedauernder Neugier hervorrufen können, denn keine noch so interessante Botschaft der Toten konnte das Problem des letzten Lebenden heute lösen. Aber Jorgen würde auch nichts versäumen, wenn er die Notizen las.
    Fünf schloß die Tür hinter ihnen und zeigte auf einen Stapel dünner Metallfolien. Jorgen setzte sich und nahm die hauchfeinen Blätter zur Hand. Er begann zu lesen. Zweimal ging der Roboter, um Speisen zu holen, aber Jorgen

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