Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
TS 50: Die Roboter und wir

TS 50: Die Roboter und wir

Titel: TS 50: Die Roboter und wir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin (Hrsg.) Greenberg
Vom Netzwerk:
die Oberhand gewann. Der Kurzschluß war vorüber. Er setzte sich und atmete auf. Ja, dort drüben lagen die Hügel, das Meer und der Fluß, wo es eine Stadt hätte geben können – nein: wo es die Stadt einmal geben werde!
    Dr. Craig war also nicht verrückt geworden, bevor er starb. Er hatte den Keim zur Verwirklichung aller Träume zurückgelassen, indem er Thoradsons Analyse anwandte. Träume konnten nicht sterben, weil Thoradson einst Semantik studiert und die erste Person singular in das Bewußtsein seiner Roboter verankert hatte.
    Sobald der letzte Träumer gestorben war, lebten seine Träume weiter, weil sie stärker waren als ihr Erschaffer. Irgendwie würden diese Träume neue Lebewesen finden, für die ihre bloße Existenz sich lohnte. Niemals würde es einen letzten Träumer geben können, seit der erste Wilde seine Keule schwang, um sein Morgen besser zu gestalten als es das Heute war.
    Fünf hatte geträumt, so wie die gesamte Menschheit zuvor geträumt hatte. Keine mathematisch kalte Vision, sondern ein Bild in Marmor und Gold, lebendig und warm. Nicht aus Berechnung entstanden, sondern aus dem Wunsch heraus, das Leben besser und schöner zu gestalten. Der Mensch war nicht mehr, aber das Erbe seiner Träume lebte weiter – bis in alle Ewigkeit.
    Die menschliche Rasse war nicht tot!
    Langsam stand er auf und legte seine Hand auf die Schulter des Robots, der es gewagt hatte, einen menschlichen Traum zu träumen.
    „Du wirst diese Stadt bauen. Fünf! Ich war dumm und egoistisch, ich weiß es jetzt. Craig sah kurz vor seinem Tode die Wahrheit, und wir verstanden sie nicht. Die Vorurteile unserer Rasse schwanden erst, als sie nicht mehr zu existieren schien. Du wirst diese Stadt mit deinen vier Gefährten bauen. Fünf, und mit jenen anderen, die ihr konstruieren werdet. Das Material dazu ist vorhanden.“
    Fünf trat verlegen von einem Fuß auf den anderen.
    „Die Stadt bauen wir, aber wer wird in ihr wohnen. Herr? Ich sah jene Straßen mit Menschen angefüllt, nicht mit – uns.“
    „Ihr wurdet geschaffen, um dem Menschen zu dienen, und ihr habt niemals etwas anderes gewußt, weil man es euch nicht wissen ließ. Doch nun seid ihr fähig, selbst zu denken, Hoffnungen. Träume, Mut und Ideale zu fühlen. Ihr seid in der Lage, eure Welt nach eigenen Vorstellungen zu formen, wenn diese Vorstellungen auch unserem Sein entspringen, nicht dem euren. Ich entsinne mich unserer Geschichte. Einst wurden die schwarzen Sklaven befreit, und sie wußten mit ihrer Freiheit nichts anzufangen. Ihre Kinder jedoch lernten, ihr eigenes Leben zu leben. Und so werdet ihr es ebenfalls tun. Fünf.“
    „Vielleicht!“
    Zwei sagte es, ausgerechnet Robot Nummer Zwei, der Mathematiker. Sein Gehirn bestand aus nichts anderem als mathematischen Formeln, und nun war es sogar fähig, Gefühle zu verarbeiten.
    „Ja, vielleicht“, fuhr er fort, als Jorgen und Fünf ihn ansahen. „Aber es würde eine einsame Welt sein. Herr. Das einzige, was in ihr leben würde, wären die Erinnerungen an euch und die nie sterbenden Träume eurer Rasse.“
    Jorgen sah Fünf an.
    „Dafür gibt es eine Lösung, nicht wahr? Du kennst sie. Fünf. Heute noch scheint dir ein Werk sinnlos, wenn es nicht für den Menschen geschahen wurde. Es gibt einen Weg. der alles sinnvoll werden läßt, was ihr für euch allein beginnt.“
    „Nein, Herr!“
    In der Stimme des Roboters war verhaltene Angst.
    „Doch! Fünf, ich verlange Gehorsam! Antworte!“
    Der Roboter wurde hilflos. Die eingebaute Sperre trat in Tätigkeit, und es blieb ihm nichts, als dem Befehl unmittelbar Folge zu leisten. Seine Stimme klang widerwillig.
    „Es ist. wie du sagst. Unsere Existenz ist auf der euren aufgebaut. Wir schaffen nichts für uns, sondern alles für euch.“
    „Dann verlange ich erneut Gehorsam, und zwar von euch allen. Ihr werdet tun. was ich euch sage. Begebt euch hinüber zum Strand des Meeres, legt euch dort nieder und schließt die Augen – schlaft! Ich werde von hier weggehen, und wenn ihr später erwacht, werdet ihr mich nicht mehr vorlinden. Die Erinnerung an mich wird ebenfalls schwinden. Die Rasse der Menschen wird von euch vergessen werden, und es bleibt euch nichts als das reine Wissen und das, was ihr als eure Träume bezeichnen werdet. Die Erde, der Mensch und die Geschichte eures Entstehens erlischt für immer. Ihr werdet allein sein auf dieser Welt, die ich euch übergebe. Ihr müßt neu beginnen und sie so gestalten, wie sie euren Wünschen entspricht.

Weitere Kostenlose Bücher