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TS 50: Die Roboter und wir

TS 50: Die Roboter und wir

Titel: TS 50: Die Roboter und wir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin (Hrsg.) Greenberg
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rührte kaum etwas an.
    Er überflog die Berichte über Craigs erfolglosen Versuch und atmete auf, als er die letzte Folie zur Hand nahm.
    „Ich habe alles getan, was in meiner Macht stand“, hatte Dr. Craig geschrieben. „Aber mein Erfolg war nur ein halber. Ich fühle, daß mein Tod sich nähert und ich alles weitere den Robotern überlassen muß. Niemand soll nun glauben, daß ich verzweifle. Der Untergang einer Rasse wird nicht durch den Tod ihres letzten Individuums bestimmt, solange ihre Träume und Hoffnungen bestehenbleiben. Der Mensch stirbt aus, nicht aber seine Träume. Und das ist die einzige Hoffnung, die ich der unbekannten Zukunft hinterlasse.“
    Jorgen legte die Folie beiseite und rieb sich über die Augen. Er ahnte, daß Craig nichts als leere Worte geschrieben hatte, denn wenn er – Jorgen – tot war, gab es auch keine Träume mehr. Die Träume der gesamten Menschheit mit allen ihren ungezählten Generationen waren mit Anna Holt gestorben.
    „Das Elektronengehirn“, mahnte Fünf leise. „Es enthält Dr. Craigs allerletzte Botschaft.“
    „Bediene du es“, nickte Jorgen ihm lustlos zu.
    Es war ein kleines aber leistungsfähiges Modell, wie die meisten Wissenschaftler es benutzten. Die Sprechanlage verfügte nur über ein beschränktes Vokabular, aber es genügte, alle Gedanken und Zahlen wiederzugeben. Fünf hantierte mit den Kontrollen.
    Dann drückte er den Aktivierungsknopf und sagte:
    „Subtotal aussagen. Nummer N antworten.“
    Das Gehirn gab sofort Antwort, als das Schlüsselwort ansprach. Es schaltete auf ein Tonwiedergabegerät um, und in dem stillen Raum war plötzlich Dr. Craigs Stimme, bereits vom nahenden Tod gezeichnet. Schrill und gellend rief sie:
    „Meine letzten Notizen – sie sind unzureichend. Träume können die Rasse fortbestehen lassen! Thoradsons erste Analyse …“
    Es folgte das Geräusch eines fallenden Körpers.
    Dann sagte das Elektronengehirn kalt und gefühllos:
    „Subtotal ausgesagt. Nummer N beantwortet.“
    Stille.
    Jorgen wartete, dann schüttelte er den Kopf.
    „Er muß verrückt geworden sein. Ich verstehe nicht. Weißt du, welches die erste Analyse Thoradsons war?“
    „Sie behandelt unsere Erschaffung, Herr. Selbstverständlich besaß Thoradson umfassende Kenntnisse auf dem Gebiet der Semantik. Ohne dieses Wissen hätte er niemals mit elektronischen Gehirnen und denkenden Robotern umgehen können. Er behauptete in seiner ersten Analyse daß alle Probleme auf der absolut korrekten Definition des Wortes „Ich“ basieren. Er führt das lateinische ,ego’ an und meint, es beziehe sich nicht unbedingt auf einen physischen oder sonstigen Teil des betreffenden Individuums. Grob gesagt, fördert die angestrengteDefinition das individuelle Selbstbewußtsein. Thoradson war der Meinung, das Erkennen dieser Tatsache entscheide über das Schicksal aller Roboter sowie ihre Fähigkeit, den Begriff endgültig zu analysieren.“
    Für lange Minuten dachte Jorgen schweigend nach, aber er fand, daß die letzten Worte des Toten die Situation nicht klärten, sondern im Gegenteil noch mehr verschleierten. Er fühlte weder Hoffnung noch Enttäuschung. Wenn ein Problem keine Lösung findet, bleibt es gleichgültig, ob die letzten Worte eines Mannes streng logisch oder halb verrück! klingen. Semantik war kein Ausweg, wenn alle medizinischen Kenntnisse die Seuche nicht zu besiegen vermochten.
    Fünf berührte sanft seinen Ann. In der Hand hielt er zwei weiße Tabletten.
    „Sie brauchen nun Schlaf. Herr. Nehmen Sie – bitte.“
    Gehorsam schob Jorgen die Droge in den Mund und schluckte sie. Fünf führte ihn in die vorbereitete Kabine. Nichts spielte nunmehr eine Rolle, und der künstlich vertiefte Schlaf war eine genauso gute Lösung wie jede andere. Er legte sich hin.
    Die Droge wirkte schnell. Halb im Unterbewußtsein sah er, wie Fünf einen Hebel nach unten stellte. Sofort verringerte sich sein Gewicht, und die Kissen schienen weicher nachgiebiger zu werden.
    Dann verließ ihn der Roboter.
    Die Dunkelheit war ein willkommenes Geschenk, die grauenhafte Wirklichkeit zu vergessen. Er schloß die Augen und war Sekunden später eingeschlafen.
     
    Als er wach wurde, stand neben ihm auf dem kleinen Tisch das Frühstück in Vakuumbehältern. Ohne jeden Appetit aß er.
    Der Schlaf hatte ihm einen Teil seiner Kräfte zurückgegeben, und er fühlte sich wohler denn je zuvor, obwohl die seelische Belastung nicht von ihm genommen werden konnte. Er war und blieb der letzte

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