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TS 53: Alle Zeit der Welt, Teil 1

TS 53: Alle Zeit der Welt, Teil 1

Titel: TS 53: Alle Zeit der Welt, Teil 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Kuttner
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Augen. Demnach war er gänzlich mittellos.
    Hinter den längst vergangenen Ereignissen konnte er die berechnenden Schachzüge der Familien erkennen. Als hätte er erst vor einer Stunde in die Augen Zacharias Harkers geblickt, so deutlich sah er das Gesicht des Mannes vor sich, wie es ihn mit der kalten Unbeteiligtheit eines Gottes anlächelte, der dem Treiben vergänglicher Sterblicher zusah.
    Zacharias Harker hatte von Anfang an gewußt, was er tat. Er hatte ihn als Bauern auf seinem Schachbrett eingesetzt und sich nach den ersten Zügen seiner entledigt.
    Sam schaltete das Bildgerät wieder ein, um zu erfahren, wie das Spiel weitergegangen war. Zu seiner Überraschung erfuhr er aus den Nachrichten, daß Robin Hale trotz fehlender Unterstützung und ungeachtet der Feindseligkeit, die ihm entgegenschlug, die geplante Niederlassung an Land gegründet hatte. Er verfügte nur über eine Waffe. Das verbriefte Recht auf Grund und Boden, das er besaß, konnte ihm nicht entzogen werden, weil die von Sam Reed unterschlagenen Gelder gefunden worden waren.
    Stück um Stück mußte Hale sich hartnäckig vorangearbeitet und seine Pläne auf lange Sicht zugeschnitten haben, in der Erkenntnis, daß der Skandal mit den Jahren in Vergessenheit geraten mußte. Eine Zeit würde kommen, in der er den Familien wieder die Stirn bieten und eine neue Generation für sein Vorhaben gewinnen konnte – so, wie er die letzte gewonnen hatte, ehe die Ereignisse ihm das Heft aus der Hand nahmen.
    Die Eroberung der Dschungel war in Gang gekommen, aber nur wenig wurde darüber mitgeteilt. In der Delawarekuppel ereignete sich ein aufsehenerregender Mord. Dann wurde ein neues Musical auf die Spielpläne gesetzt und bildete für Wochen das Gesprächsthema in allen Kuppeln. Monat um Monat verging danach, ohne daß die Nachrichten der Niederlassung mehr als eine gelegentliche Meldung widmeten.
    Natürlich geschah das mit voller Überlegung. Die Harkers wußten, was sie taten.
    Sam drückte auf die Stopptaste und dachte nach. Er mußte seine Pläne ändern, wenn auch nur geringfügig. Immer noch durfte er keine Zeit versäumen, um zu Geld zu kommen. Mit der Zunge fuhr er über seine trockenen Lippen. Sein verstecktes Vermögen war dahin. Und was blieb übrig? Nur seine Erfahrungen, sein unschätzbares Geheimnis, das er noch nicht verwerten durfte, und wahrscheinlich auch der Besitztitel, der vor vierzig Jahren auf seinen Namen eingetragen worden war. Nach den gültigen Bestimmungen durfte er nicht angetastet werden.
    Aber damit konnte er sich später befassen. Jetzt mußte er sich Geld verschaffen.
    Sams Züge verhärteten sich. Er stand auf und verließ die Bibliothek auf der Suche nach einer Waffe und einem Opfer. Zwei- oder dreitausend Kredite konnte er nicht rauben, ohne daß er Gefahr lief, gefaßt zu werden. Wenn er aber Glück hatte, gelang ihm in irgendeiner dunklen Gasse ein Überfall, der ihm zwanzig oder dreißig Kredite einbrachte.

 
18.
     
    Er hatte Glück. Der Mann, den er niederschlug, konnte im übrigen nicht minder von Glück reden, daß der Hieb mit einem kieselgefüllten Strumpf ihm nicht den Schädel zertrümmerte. Zu seiner Überraschung stellte Sam dabei fest, daß er körperlich weit besser in Form war, als er erwartet hatte. Bis Traumstaubopfer starben, bestanden sie gewöhnlich nur noch aus Haut und Knochen. Damit erhob sich die Frage, welches Leben er überhaupt während der zurückliegenden vierzig Jahre geführt hatte.
    Der Mann, der ihm nach seinem Erwachen begegnet war, fiel Sam wieder ein. Wäre er genug bei Verstand gewesen, um den Kragen des Verfolgers nicht loszulassen, dann hätte er sämtliche Auskünfte aus ihm herausrütteln können. Nun, auch das würde noch kommen.
    Mit dreiundvierzig Krediten in der Tasche schlug er den Weg zu einem Atelier ein, von dem er wußte, daß die Angestellten dort vor vierzig Jahren gut gearbeitet hatten, ohne lange Fragen zu stellen. Er nahm an, daß es nach wie vor bestand, weil in den Kuppeln immer Bedarf für solche Einrichtungen vorhanden war.
    Unterwegs kam er an mehreren Friseurgeschäften vorüber, in denen sich Männer und Frauen mit Ausdauer schmücken und verschönern ließen. Die Nachfrage nach modischem Tand war offenbar gestiegen. Männer mit gelocktem Haar und gewellten Bärten bevölkerten die Straßen. Sam verzichtete darauf, einen der Salons zu betreten. Auf die Verschwiegenheit ihrer Besitzer konnte er sich nicht verlassen. Er blieb auf dem Gleitband stehen, bis er

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