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TS 54: Alle Zeit der Welt, Teil 2

TS 54: Alle Zeit der Welt, Teil 2

Titel: TS 54: Alle Zeit der Welt, Teil 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Kuttner
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ist die Angelegenheit ganz und gar nicht. Wer hätte sich auch träumen lassen, daß Reed seine Zuflucht zu den Methoden der Freien Trupps nehmen würde! Meiner Ansicht nach müssen wir mit neuen Gewalttaten rechnen, wenn irgendein Umstand wiederum seine Pläne durchkreuzen und er auf keinen raschen Ausweg verfallen sollte. Über diesen Punkt zerbrechen wir uns besser rechtzeitig den Kopf.“
    „Demnach hat sich deine Schwäche für den Mann gelegt?“
    Der zweifelnde Unterton in Harkers Stimme entging Kedre nicht, aber sie blickte nicht auf. Statt dessen schob sie die Karten, die auf dem Tisch lagen, auseinander, bis sie auf den Hängebuben stieß.
    Wie alle übrigen Spielkarten war auch diese ein Meisterstück kunstvoller Ausführung. Der Hängebube war mit dem rechten Knöchel an einem T-förmigen Baum aufgeknüpft. Gemustertes Getäfel bildete den Hintergrund. Ein goldener Schein lag um das schmunzelnde Gesicht des Buben und sein herabhängendes rotes Haar.
    Kedre drehte die Karte um und betrachtete nachdenklich die Abbildung auf der Vorderseite.
    „Frag’ mich nicht danach, Zacharias“, entgegnete sie.
    „Früher oder später mußt du dir darüber klar werden, Kedre. Eine flüchtige Tändelei scheidet jetzt aus. Der Mann ist unsterblich.“
    „Ich weiß.“
    „Weißt du auch, wer er in Wahrheit ist?“
    Kedre blickte rasch auf.
    „Weißt du es denn?“
    Harker nickte und blies eine Rauchwolke aus.
    „Er entstammt meiner eigenen Familie“, sagte er. „Bist du über Blaze unterrichtet?“
    „Mittlerweile so gut wie jeder andere. Sam hat es nicht gerade mit Andeutungen bewenden lassen, nachdem er sich einmal entschieden hatte, das Ansehen der Harkers zu zerstören. Kennt er selber seine Herkunft?“
    Der Unsterbliche lachte leise.
    „Die Ironie liegt gerade darin, daß er nichts davon ahnt. Er hat beträchtliche Anstrengungen darauf verwandt, uns so in Mißkredit zu bringen, daß kein Mensch einem Harker auch nur noch ein Wort glaubt. Ich würde zu gerne sein Gesicht sehen, wenn er erfährt, daß er den Ruf seines eigenen Namens vernichtet hat.“
    „Vernichtet dürfte doch wohl kaum das rechte Wort sein.“
    „Im Grunde nein, denn was geschehen ist, läßt sich wiedergutmachen. Wir mögen Fehler begangen haben – beispielsweise beginne ich zu glauben, daß wir im Unrecht waren, als wir uns der Landbesiedlung entgegenstellten –, aber auf lange Sicht betrachtet, waren unsere Beweggründe immer vernünftig, und darüber ist sich meines Erachtens auch jedermann im klaren. Wenn wir wollen, können wir die öffentliche Meinung immer in unserem Sinne beeinflussen.
    Im Augenblick aber möchte ich abwarten und beobachten. Laß ihm Zeit. Die Besiedlung darf jetzt nicht mehr scheitern. So sehr mir die Vorstellung mißfällt, werden wir in diesem Punkt mit Reed zusammenarbeiten müssen.“
    Kedre drehte eine Spielkarte um, schickte sich an, sie auf den Tisch zu legen, hielt dann inne und musterte sie mit leisem Lächeln. Während sie die Karte immer noch betrachtete, bemerkte sie:
    „Vorübergehend vielleicht. Seiner Veranlagung nach ist er schlecht. Trotzdem bin ich mir darüber im klaren, daß ich einiges für ihn empfinde. Er hat noch eine Strecke Weges vor sich, ehe er endgültig an die Spitze gelangt. Bis dahin wird er mehr zustandebringen, als irgendeiner von uns erreichen würde. Aus den selbstsüchtigsten Beweggründen heraus wird er heroische Taten verrichten, um seine Machtstellung zu begründen. Er wird das Fundament zu einer brauchbaren Gesellschaftsstruktur legen, aber auch nur das Fundament und nicht mehr, weil er keinen Begriff von einem konstruktiven Staatswesen besitzt. An diesem Punkt werden wir ihn beseitigen müssen.“
    „Hast du bereits eine Vorstellung davon, wie sich das anstellen ließe?“
    „Indem wir ihn mit seinen eigenen Waffen schlagen, fürchte ich. Wir müssen seine Schwächen ergründen und seine eigene Stärke gegen ihn kehren. Ihn mit einem unwiderstehlichen Köder locken und dann …“
    Kedre lächelte und schnippte die Spielkarte mit dem Finger auf die andere Seite.
    Harker wartete schweigend.
    „Noch habe ich keinen Plan“, fuhr Kedre fort, „aber ich glaube, ich sehe bereits einen Weg. Ich muß noch einige Zeit darüber nachdenken. Wenn er sich als gangbar erweist, dann würde er uns die einzige Waffe in die Hand geben, gegen die er hilflos ist.“
    „Eine Waffe?“
    Die goldgetuschten Brauen hoben sich. Unter ihrer schwergoldenen Haube hervor blickte Kedre zu

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