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TS 54: Alle Zeit der Welt, Teil 2

TS 54: Alle Zeit der Welt, Teil 2

Titel: TS 54: Alle Zeit der Welt, Teil 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Kuttner
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euch darauf ein.
    Wie gesagt, ihr müßt euch eure Unsterblichkeit erwerben. Die kommenden sechs oder sieben Jahre werden für uns alle nicht einfach sein. Ihr opfert aber nicht ein Zehntel eures Lebens, sondern weniger als ein Hundertstel. Wenn ihr unsterblich seid, entsprechen sieben Jahre an Land kaum einem einzigen Monat.
    Vergeßt das niemals! Denkt stets daran, wenn euch der Mut sinken will. Ihr werdet unsterblich sein! Und keine Arbeit ist so schwer, daß ein kräftiger Mann sie nicht einen einzigen Monat lang ertragen könnte.“
    Sam schaltete den Fernsehsender ab. Er war allein in dem Zimmer. Minutenlang blieb er schweigend sitzen und beobachtete die Menge, die ihn nicht mehr sehen und hören konnte.
    „Bittere Arznei mit süßem Überzug“, murmelte er dann leise. „Das System funktioniert immer wieder.“
    Die künftigen Siedler nahmen inzwischen über ihre Fernsehempfänger Befehle von den jeweiligen Leitern ihrer Einheiten entgegen. Den zähen, ausgebildeten Männern, die schon unter Hale und Sam gearbeitet hatten, waren die führenden Stellungen zugewiesen worden.
    Wie Weinberge sich an Rebstöcken emporrankten, so würden die Niederlassungen ausgedehnt werden. Nicht in fünf Jahren; die Eroberung der Landstriche würde wesentlich länger dauern. Neue Siedlungen würden an den Küsten entstehen, von Plymouth getragen und unterstützt, bis sie auf sich selbst gestellt existieren konnten. Plymouth mußte unabhängig und mächtig bleiben.
    Die anderen Niederlassungen dagegen –
    Sie stellten ihn vor eine Schwierigkeit. Verwundbar durften sie nicht sein, sonst waren sie nicht imstande, sich gegen die unbezähmbare Wildheit der Dschungel zu behaupten. Er dagegen mußte ihnen jederzeit beikommen können.
    An ihm lag es, Plymouth gänzlich unverwundbar zu machen.
    Fünf Jahre blieben ihm, ehe er damit rechnen mußte, daß die Meute sich gegen ihn wandte, um ihn zu zerreißen.

 
11.
     
    Glied um Glied schmiedeten die Männer die Inselkette aneinander. Zur Erholung blieb keine Zeit. Jede Minute zählte. Trotzdem gewann Sam den Eindruck, daß Hale ihm auswich.
    Als er das Büro des Mannes beim Betreten leer vorfand, knurrte er ärgerlich und schaltete den Fernsehempfänger auf dem Schreibtisch ein.
    „Wo hält sich der Gouverneur auf?“ wollte er wissen.
    „Er leitet die Rodungsarbeiten auf Eiland Sechs.“
    „Verbinden Sie mich.“
    Der Fernschschirm erlosch – offenbar verfügte Hale auf der Insel bisher nur über einen Sprechanschluß –, und die Stimme des Gouverneurs meldete sich:
    „Hier Hale.“
    „Sam Reed. Mir scheint, wir waren verabredet.“
    „Oh“, erwiderte Hale, und sein Tonfall veränderte sich. „Tut mir leid. Die Arbeit schreitet zu schnell voran. Ein neuer Materialtransport ist eingetroffen, und wir haben Nummer Sechs gleich in Angriff genommen. Wir können später miteinander reden.“
    Mit einem Grunzen schaltete Sam den Apparat aus. Er verließ das Zimmer und ließ sich ein Flatterboot kommen. Diesmal war er sicher, daß Hale ihm aus dem Weg gegangen war. Der Steuermann gehörte zu den Pionieren, die sich vor Jahren in Plymouth angesiedelt hatten. Er salutierte gemächlich und lenkte das kleine Boot auf die offene See hinaus. In einem raschen, weiten Halbkreis näherten sie sich Eiland Sechs. Auf den Inseln, die hinter ihnen zurückblieben, waren die riesigen Wälder bereits verschwunden und die ersten Anpflanzungen im Entstehen begriffen. Hier und dort erhoben sich Flutten. Molen stießen in die See vor, bewacht von kleinen Bunkern. Eine sonderbare Mischung aus Ackerbau und Kampfbereitschaft hatte den Inseln ihren Stempel aufgedrückt.
    Nur fünf Inseln dienten als Brückenköpfe gegen die riesigen Kontinente der Venus, die von raubgierigem Leben wimmelten. Dennoch bildeten sie einen Anfang. Schritt um Schritt würde die Entwicklung ihren Fortgang nehmen.
    Sam musterte den Steuermann. Aus seinen Zügen konnte er nichts herauslesen. Wahrscheinlich würden nicht die alten Kolonisten eines Tages aufbegehren, sondern die neuen Siedler ihrer Unzufriedenheit Luft machen. Dieser Augenblick würde hoffentlich noch Jahre auf sich warten lassen. Bis dahin mußte es ihm gelingen, die Zügel so straff anzuziehen, wie ihm das vorschwebte.
    Und Hale?
    Welche Haltung nahm er ein? Wie würde er sich in fünf Jahren zu seinen Absichten stellen? Die Frage bereitete Sam nicht wenig Kopfzerbrechen. Mit den Familien in den Kuppeln konnte er sich messen, weil sie seine Gegner waren. Robin Hale

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