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TS 54: Alle Zeit der Welt, Teil 2

TS 54: Alle Zeit der Welt, Teil 2

Titel: TS 54: Alle Zeit der Welt, Teil 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Kuttner
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Männer vieles gelernt. Als erstes wurde jedes Eiland seitdem in Chemikalien gebadet, die sich mit dem kleinen Geschmeiß nicht vertrugen und es besonders auf die Flechten abgesehen hatten. Der Flora spielten sie gleichfalls übel mit.
    Den Biestern bereiteten die Sprühduschen höchstens Unbehagen, aber sie griffen immerhin offen an und konnten bei einiger Schnelligkeit abgeschossen werden. Wenigstens besaßen sie nicht die unangenehme Angewohnheit, in die Lungen einzudringen und zu einer schwammigen Masse aufzuquellen, die die Atemwege lähmte.
    Eiland Sechs machte weder den Eindruck einer unberührten noch einer bezwungenen Insel. Der Dschungel hatte seine leuchtendgrüne Färbung verloren und ließ schlaff die Ranken hängen. Gelegentlich wurden stumpfe, erschöpfte Regungen darin sichtbar.

 
12.
     
    „Im Helikopter liegt ein zweiter Feldstecher“, bemerkte Hale.
    Sam holte sich das Fernglas und betrachtete die Männer, die unter ihm über die Insel schritten. Ihre Bewegungen fesselten ihn. Eine Lebhaftigkeit haftete ihnen an, wie man sie in den Kuppeln nicht kannte.
    Für den Dschungel interessierte sich Sam nur oberflächlich. Das einzige, was ihn reizte, war die Beschäftigung mit dem Verhalten seiner Mitmenschen. Er verbrachte lange Stunden damit, über die Beweggründe nachzugrübeln, die dieser oder jener Tat, die aus dem Rahmen fiel, zugrundelagen, und zu überlegen, ob er daraus Gewinn schlagen konnte.
    Den Männern, die er sah, bereitete ihre Arbeit Freude. Dieser Zustand war neu für die Venus. Den Leuten mußten alle Knochen von der ungewohnten Plackerei schmerzen und der Schweiß unter den Schutzanzügen über den Körper rinnen. In jedem Atemzug undjeder Bewegung lauerte Gefahr auf sie. Trotzdem gingen sie in ihrer Arbeit auf. Ein Blick nach hinten genügte, um ihnen die Fortschritte zu zeigen, die sie machten. Seit einer Ewigkeit hatte den Menschen die körperliche Arbeit gefehlt. Jetzt genossen sie das Gefühl, im Schweiße ihres Angesichts Ordnung in den Wirrwarr zu bringen, der an Land herrschte.
    Ohne den Feldstecher von den Augen zu nehmen, warf er Hale einen Seitenblick zu, in dem Bemühen, den Mann nicht merken zu lassen, daß er ihn musterte.
    Übergangslos fragte er: „Hale, was unternehmen wir wegen der Harkers?“
    Hale erteilte durchs Mikrophon eine knappe Anweisung, wobei er der unsichtbaren Zerkleinerungsmaschine mit völlig nutzlosen Armbewegungen die Richtung wies, die sie einschlagen sollte, und drehte sich dann zu Sam um.
    „Was sollen wir Ihrer Meinung nach unternehmen?“ forschte er leichthin.
    „Die Harkers sind mir zu ruhig. Sie machen uns den Sieg zu leicht. Vor vierzig Jahren haben sie uns schon einmal in Sicherheit gewiegt und dann erst zugeschlagen. Ich weiß – das war meine Schuld. Damals war ich noch jünger und unvernünftiger. Heute bleibt mir gar nichts anderes übrig, als auf Draht zu sein. Trotzdem traue ich den Harkers nicht.“
    Hale betrachtete ihn mit einem ruhigen Blick, der nichts über seine Gedanken verriet.
    „Mag sein“, versetzte er dunkel. „Wie weit erstrecken sich Ihre Pläne in die Zukunft, Reed?“
    Jetzt war es Sam, der auswich.
    „Wie meinen Sie das?“
    „Ich wollte damit sagen, daß es in einiger Zeit, vielleicht in fünf oder zehn Jahren, Ärger geben wird. Sind Sie nicht auch der Meinung? Oder haben Sie sich mit der Frage noch nicht beschäftigt?“
    Sam stieß einen erleichterten Seufzer aus. Soviel zumindest war nun also geklärt. Seit der entscheidenden Fernsehsendung, in der er die unsterblichen Geschlechter zum Nachgeben gezwungen und durch sein Versprechen, das er nicht halten konnte, seine drohende Niederlage in einen Sieg verwandelt hatte, war es ihm nicht gelungen, mit Hale unter vier Augen zu reden.
    Daran war Hale schuld. Er hatte dafür gesorgt, daß immer Dritte zugegen waren. Inzwischen war es für Sam unmöglich geworden, ihm offen die Frage vorzulegen, ob er Joel Reed von Anfang an erkannt hatte oder nicht. Im Zuge dieser Entwicklung war Sam auf eine Weise ins Hintertreffen geraten, die ihm nicht gefiel. Er gab sich keinen Täuschungen darüber hin, daß Hale mehr Standfestigkeit besaß, als er ihm zugetraut hatte.
    Immerhin war nun klar, daß Hale, was die Unsterblichkeit anging, die Wahrheit kannte. Dennoch hatte er den Betrug stillschweigend hingenommen. Er setzte Siedler ein, die er auf keine andere Weise für die Zurückdrängung der Dschungel gewonnen hätte, und gab seinen Namen zu einem Schwindel her,

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