Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
TS 54: Alle Zeit der Welt, Teil 2

TS 54: Alle Zeit der Welt, Teil 2

Titel: TS 54: Alle Zeit der Welt, Teil 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Kuttner
Vom Netzwerk:
zermalmt wurde.
    „Nehmen Sie Ihr Fernglas und stellen Sie sich dort drüben hin“, forderte er Sam auf. „Die Männer sind auf ein Sirenennetz gestoßen. Das Schauspiel sollten Sie sich nicht entgehen lassen.“
    Neugierig gehorchte Sam.

 
13.
     
    Als er den Feldstecher ansetzte, schien der Dschungel mit einem einzigen gewaltigen Satz auf ihn zuzuschnellen. Die Zerkleinerungsmaschine hatte breite Wege durch das Gestrüpp gewalzt und das Eiland gevierteilt. Keilförmige Dschungelzonen ragten dazwischen auf. Von ihren verfärbten Blättern und Ranken tropfte noch der giftige Sprühregen der Chemikalien. Die vorderste Zone war bereits gerodet, und Sam konnte zu dem fernen Baumkeil hinüberblicken, den die Zerkleinerungsmaschine durchpflügte.
    Die riesige, stählerne Ramme wälzte sich auf ihren Raupenketten mit einem schwerfälligen Schlingern voran, das in den Dschungel paßte, dem sie zu Leibe rückte. Die urweltlichen Saurier der Venus trampelten in derselben schaukelnden, weitausgreifenden Gangart durch die Wälder und schoben ihre gepanzerten Flanken nicht weniger majestätisch zwischen den Stämmen entlang als das metallene Ungetüm, das ihnen ihre Heimat streitig machte.
    Lianen wanden sich um die Ramme und hingen in langen, verfilzten Büscheln an den Seiten herunter. Teilweise zuckten und krümmten sie sich noch schwach und versuchten, ihre scharfen Dornen in das unempfindliche Metall zu schlagen.
    Schwach drang das Poltern und Dröhnen der voranstampfenden Zerkleinerungsmaschine zu dem Hügel herauf. Baumstämme splitterten mit scharfem Knall, und jetzt trug die Luft auch die Rufe der Männer dünn und verweht herüber.
    Dann erglühten schillernde Farben unmittelbar vor der Ramme und lenkten Sams Blick auf sich. Einen Augenblick lang schien es ihm, als stünde die Welt still. Er hörte den Lärm nicht mehr, der an seine Ohren wehte, und spürte weder den Druck des Feldstechers vor seinen Augen, noch roch er den lastenden Dunst der Luft, an die er sich immer noch nicht gewöhnt hatte. Nur das Farbenspiel loderte im Dschungel, verblaßte im nächsten Augenblick und wechselte zu einer neuen, noch prachtvolleren Farbtönung über.
    Sam verharrte wie angewurzelt, während die beiden Töne miteinander verschmolzen und einen dritten Farbenschleier gebaren, in den sich blassere Streifen mischten.
    Übergangslos setzte Sam den Feldstecher ab und sah Hale fragend an. Der Gouverneur lächelte leicht. Sein Gesicht verriet Bewunderung. „Sie besitzen eine Menge Widerstandskraft“, ließ er sich zögernd vernehmen. „Ich habe noch nie erlebt, daß jemand so schnell seine Blicke von einem Sirenennetz losgerissen hat. Einem Hypnotiseur würden Sie damit Kummer bereiten.“
    „Weiß ich“, erwiderte Sam. „Ich habe schon die Probe aufs Exempel gemacht. Was stellt dieses Netz da unten dar?“
    „Einen entfernten Verwandten des Glückseligkeitsumhangs, nehme ich an. Sie werden wohl wissen, daß solche Umhänge aus einem Meeresschmarotzer hergestellt werden, der seine Beute bei lebendigem Leibe verschlingt. Sobald er sie einmal berührt hat, läßt sich das Opfer mit Freuden auffressen. Das Sirenennetz bedient sich einer ähnlichen Waffe. Sie werden es gleich erleben.“
    Sam hob das Fernglas wieder vor die Augen und stellte die Schärfe so ein, daß er das Netz mit derselben Deutlichkeit erkennen konnte, als stünde er ihm gegenüber. Einen Augenblick lang war es ihm unmöglich, sich über seine wahre Natur klarzuwerden. Wieder versagten seine Sinne den Dienst, und er konnte nur mit schmerzlicher Verzückung auf die zerfließenden Farben starren.
    Dann riß er sich aus dem Bann los, der ihn befallen hatte, und musterte das Netz mit nüchternem Blick. Seine Größe verriet, daß es ein für die gefräßigen Dschungel beträchtliches Alter erreicht haben mußte. Er verglich es mit den Männern, die in der Deckung der Ramme darauf zuliefen, und sah, daß es im Durchmesser wenigstens drei Meter maß. Wie ein Spinnennetz hing es auf einer kleinen Lichtung zwischen zwei Bäumen. Kräftige, miteinander verwobene Taue verankerten es an Ästen und Ranken. Der Mittelpunkt dagegen schien einen festen Körper zu bilden, ähnlich einer dünnen, straff gespannten Membran, die leise vibrierte und von Farbton auf Farbton durchrennen wurde, von denen jeder weitere den Betrachter mehr verzauberte als der vorangegangene. Rascher und rascher loderten sie über das bebende Netz.
    Ein leises Klingen, erzeugt von den schwirrenden Tauen

Weitere Kostenlose Bücher