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TS 54: Alle Zeit der Welt, Teil 2

TS 54: Alle Zeit der Welt, Teil 2

Titel: TS 54: Alle Zeit der Welt, Teil 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Kuttner
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Besiedlung gehalten. Er hatte die Drähte gezogen, an denen Robin Hale wie eine Marionette baumelte. Nun fragte er sich plötzlich, wer sich eigentlich letzten Endes als das Werkzeug wessen erweisen würde.
    Er zuckte die Achseln.
    „Na schön. Wenn es sein muß, erledige ich die Geschichte. Aber machen Sie mir hinterher keine Vorwürfe, wenn ich alles verderbe.“
    „Keine Sorge.“
    Sam schob das Kinn vor. In dieser Sache war das letzte Wort noch nicht gesprochen. Er wußte jetzt, wo er seinen eigentlichen Gegner zu suchen hatte, und er wußte auch, daß die Auseinandersetzung erst ihre Schatten vorauswarf.

 
14.
     
    Das Licht war kühl und hell wie der Schimmer eines Kristalls. Der Raum, den es ausleuchtete, diente zum Schaffen, zum Denken und Planen. Von Unsterblichen war er für Unsterbliche entworfen worden. Seine Linienführung war zweckbestimmt, ohne aufdringlich zu wirken. Die Linien flossen ineinander, und die Blumenmuster der kristallenen Parfümzerstäuber vertieften ebenso wie die wechselnden Muster auf dem Wandfries noch die ruhige, entspannende Atmosphäre des Zimmers.
    Kein Farbfleck fesselte das Auge länger als einen flüchtigen Moment. Wo der Blick aber auf ein zerfließendes Muster oder eine knospende Kristallilie fiel, deren Blüte langsam aufbrach, da bot sich dem Betrachter ein Angelpunkt für seine Überlegungen, aus dem er neue Gedanken entwickeln konnte.
    In diesem stillen, kühlen Gemach, in das aus unsichtbaren Quellen gleichmäßiges Licht fiel, saß Zacharias Harker neben Kedre an einem langen Schreibtisch. Ihre schmalen Finger mit den goldgelackten Nägeln glitten durch die Akten, die vor ihr lagen.
    „Du solltest Reed besser aufsuchen“, bemerkte Harker.
    Kedre hob mit einer anmutigen Bewegung die Schultern.
    „Etwa an Land?“ forschte sie. „Das kannst du doch nicht im Ernst meinen.“
    „Keiner eignet sich besser als du dafür, zu diesem Zeitpunkt an ihn heranzutreten.“
    „Ist das überhaupt erforderlich?“
    Harker nickte in Richtung auf den Schreibtisch.
    „Du hast einen Plan. Aber Reed ist kein Dummkopf. Wir sollten ihn in die Irre führen, indem wir seine Aufmerksamkeit mit einem offenkundigen Plan ablenken und insgeheim an der Durchführung eines zweiten arbeiten.“
    „Du weißt nicht, was ich vorhabe.“
    „Ich kann mir aber denken, worauf du abzielst. Du mußt von der Voraussetzung ausgegangen sein, daß Reed im Augenblick unersetzlich ist, sich später jedoch zu einer Gefahr auswachsen wird.“
    Harker nahm eine ihrer Hände und fuhr mit den Fingerspitzen leicht über die lackierten Nägel.
    „Aber wann? Wir kennen den Zeitpunkt nicht. Bis dahin wird Reed seine Stellung mehr und mehr festigen. Heute ist er noch zu verwunden; später könnte er sich als unangreiflich erweisen; Trotzdem können wir jetzt nicht zuschlagen, wenn die Landbesiedlung nicht scheitern soll.“
    „Hale hatte übrigens recht“, bemerkte Kedre nachdenklich. „Wir haben wirklich zu lange gewartet.“
    „Nicht unbedingt, aber wir hätten zu lange gezögert. Ganz gleich! Ein Fehler bedeutet noch keine Niederlage. Die Frage ist nur, wer die Figuren über das Schachbrett zieht und wer als Bauer geschoben wird. Reed glaubt, alle Fäden in der Hand zu halten. Wir müssen es dabei lassen, bis …“
    „Bis?“
    Harker betrachtete eine Kristallilie und schwieg, bis ihrer Knospe eine glitzernde Blüte entsprossen war.
    „Bis er seinen Zweck erfüllt hat und der Bestand der Niederlassungen an Land gesichert ist“, sagte er dann. „Wir können ihm dazu keine bestimmte Frist setzen. Also brauchen wir eine Bombe, die in dem Moment detoniert, in dem wir sie zünden.“
    „Und genau darauf läuft mein Plan hinaus“, versetzte Kedre. „Auf die einzig mögliche Zeitbombe, die ein Unsterblicher gegen einen anderen Unsterblichen einsetzen kann, solange wir nicht imstande sind, die Zukunft vorherzusehen.“
    „Und das wäre?“
    „Was können wir in Sams Nähe postieren, das stets bei ihm bleibt, jederzeit explodieren kann und mindestens zwanzig Jahre lang seine Wirkung behält? Diese Zeit muß reichen.
    Als Voraussetzung ist erforderlich, daß Sam geradezu nach der Nähe der Bombe verlangt. Sie muß eine Form besitzen, die er braucht und wünscht. Sie muß seinen Anforderungen bis ins kleinste entsprechen und trotzdem so beschaffen sein, daß er keinerlei Argwohn schöpft. Kurz, eine Bombe, die so harmlos erscheint, daß Sam sie auf Herz und Nieren prüfen kann, ohne ihre todbringende Wirkung

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