TS 54: Alle Zeit der Welt, Teil 2
auf ihn zu, als er den Logiker erkannte.
Ben Crowell richtete sich auf. Sein schlaues, verschmitztes Gesicht wirkte nachdenklich. Zwischen den schwieligen Fingern zerkrümelte er einen Lehmbrocken.
„Tag, Gouverneur“, sagte er. „Scheint kein übler Boden zu sein.“
„Sie sollten lieber wegbleiben, bis wir hier aufgeräumt haben“, meinte Hale. „Aber es hätte wohl keinen Sinn, wenn ich versuchen wollte, Ihnen Befehle zu erteilen.“
Crowell grinste.
„Stimmt. Ich weiß nämlich immer, was sich ereignen wird und wie weit ich mich vorwagen kann.“ Er klopfte sich den Lehm von den Händen. „Brauchbares Land. Wenn der Boden die Ätzstoffe erst verarbeitet hat.“
„Vorher tränken wir ihn zum zweitenmal mit Chemikalien“, warf Hale ein. Die Feldmesser waren ein Stück entfernt und konnten das Gespräch nicht hören. „Eine Dusche wirkt, aber sie genügt nicht. Zur viel Geschmeiß hat sich in den Boden gewühlt.“
„Trotzdem ist er gut, fast zu fruchtbar. Auf der anderen Inselhälfte braucht die Erde Kalkdünger. Aber insgesamt dürften die Ernten reichlich ausfallen.“
Ein Mann, der einen Behälter auf den Rücken geschnallt trug, ging vorbei. Die riesige Spritze, die er in der Hand hielt, war durch einen Schlauch mit dem Behälter verbunden. Vor einem beschrifteten Pfahl blieb der Mann stehen und begann die Teleskopnadel in den Boden zu treiben.
„Hartnäckiges Grünzeug, was?“ erkundigte sich Crowell.
„Von der schlimmsten Sorte. Es wächst als gewöhnliche Kletterpflanze, aber der Wurzelstock ist sechs Meter lang und reicht drei Meter tief in den Boden. Man muß ihn voll Gift pumpen, sonst läßt er sich nicht abtöten.“
„Versuchen Sie’s mit Salzkraut“, schlug Crowell vor. „Das wächst wie wild und läßt kein Unkraut aufkommen. Pflanzen Sie’s auf den Äckern, die sonst für den Anfang brachliegen würden. Die Wurzeln lockern den Boden, und Sie sparen die Sprühduschen.“
„Ich werde mir’s merken“, antwortete Hale. „Danke. Sonst noch Vorschläge? Oder verstößt das gegen Ihre Grundsätze?“
Der Logiker lachte.
„Ach was, Blech! Ratschläge kann ich immer geben. Damit ändere ich nichts an der Zukunft. Früher oder später hätte hier doch jemand Versuche mit Salzkraut angestellt. Nur in die entscheidenden Vorgänge mische ich mich nicht ein, wenn sich’s vermeiden läßt. Manchmal sehen sie zu Anfang gar nicht so entscheidend aus, aber ich weiß Bescheid.“
Er blickte zur Küste hinüber. Fern über der Kimm ragte das Festland auf, wo sich der schroffe Umriß der alten Doonefeste erhob. Auf den dschungelüberwucherten Mauern herrschte reges Leben. Rote Blitze zuckten auf und erloschen wieder. Boote schossen unaufhörlich zwischen Eiland Eins und dem Festland hin und her.
„Was ist da los?“ fragte Crowell. „Säubern Sie schon das Fort?“
„Das war Sams Einfall“, erwiderte Hale. „Er fürchtet wohl, ich finge an, die Initiative zu ergreifen. Mit der Arbeit auf dieser Insel habe ich begonnen, ohne erst mit ihm darüber zu reden. Jetzt revanchiert er sich dafür.“
„Und worauf will er hinaus?“ forschte Crowell.
„Er ist darangegangen, den Dschungel aus der Feste zu vertreiben. Ein schweres Stück Arbeit, und wir sind noch nicht so weit, um das Festland in Angriff zu nehmen. Trotzdem glaube ich, daß er es schaffen wird. Ich würde anders darüber denken, wenn das Fort nicht schon dort stünde. Doone hat es günstig angelegt. Ich weiß noch, wie …“ Er schaute gleichfalls zum Ufer hinüber, und sein Gesicht veränderte sich bei der Erinnerung. „Tag und Nacht stand ein Wartungstrupp auf Posten. Der Dschungel lauerte nur darauf, uns wieder zu verschlingen. Damals lieferten uns die Kuppeln noch Hitzestrahler und Säurewerfer. Die Freien Trupps kämpften dauernd gegen zwei Gegner. Sie schlugen sich in unregelmäßigen Abständen mit anderen Trupps herum und führten einen ununterbrochenen Krieg gegen den Dschungel.“
„Vielleicht hat Reed da einen größeren Brocken geschluckt, als er verdauen kann“, bemerkte der Logiker.
„Nein. Er verfügt über genügend Leute und ausreichend Werkzeuge. Sobald er das Fort gesäubert und für die Wartung gesorgt hat, läuft der Betrieb. Ins Landinnere kann er noch nicht vordringen, aber daran denkt er auch nicht. Er will die Feste als zusätzlichen Stützpunkt benutzen und sich entlang der Inselgruppe voranarbeiten, bis wir aufeinanderstoßen. Auf diese Weise sparen wir Zeit. Der Gedanke ist nicht
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