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TS 55: Die Wespe

TS 55: Die Wespe

Titel: TS 55: Die Wespe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Frank Russell
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Morgenluft. Der Major rannte hinter der Gruppe her. Überall erschienen neugierige Gesichter in den Wagenfenstern.
    Mowry fragte seinen Fensternachbarn vom nächsten Wagon:
    „Was ist los?“
    „Als die drei kamen, um die Papiere zu überprüfen, stand ein Mann auf und sprang aus dem fahrenden Zug. Sie hielten den Zug an und suchen ihn. Er hat einen großen Vorsprung, und sie müssen Glück haben, wenn sie ihn erwischen wollen.“
    „Wer war es?“
    „Keine Ahnung, vielleicht ein Verbrecher.“
    Mowry setzte sich wieder. Jetzt bot sich ihm eine günstige Gelegenheit, denn fast jeder versuchte, aus den Fenstern zu sehen, um nichts zu versäumen. Mit einem schnellen Griff holte er Plakate und Kreide aus dem Versteck und verstaute die Sachen in seiner Tasche.
    Der Zug blieb eine halbe Stunde stehen, dann setzte er sich ruckend in Bewegung. Gleichzeitig kehrte der Major ins Abteil zurück und ließ sich auf seinen Sitz fallen. Er machte ein saures Gesicht.
    „Haben Sie ihn gefangen?“ erkundigte sich Mowry freundlich und mit dem schuldigen Respekt.
    „Das geht Sie nichts an!“
    „Ja, natürlich, verzeihen Sie.“
    Mowry ergab sich in sein Schicksal und schwieg. Auch der Dicke redete kein Wort mehr.
    Radine – Endstation.
    Mowry ging durch die Sperre, aber er suchte nicht nach günstigen Fensterscheiben oder Mauern. Er folgte unauffällig dem Major.

 
4.
     
    Draußen auf der Straße wandte sich der Major nach rechts und schritt auf einen großen Parkplatz zu. Neben einem grünen Dynowagen blieb er stehen und begann in seinen Taschen nach den Schlüsseln zu suchen.
    James Mowry wartete, bis er die Tür geöffnet und sich hinter das Steuerrad gequetscht hatte. Dann lief er zum nächsten Taxi und stieg ein. Der grüne Wagen fuhr gerade an, als der Taxifahrer fragte:
    „Wohin?“
    „Das kann ich Ihnen nicht so genau sagen; fahren Sie los. Ich gebe Ihnen die Richtung an. Es ist schon lange her, daß ich in Radine war.“
    Schnell glitten Jäger und Gejagter durch die City. Dann bog der Major plötzlich links ab und hielt vor einem riesigen Appartementhaus. Mowry ließ das Taxi noch hundert Meter weiterfahren, dann sagte er:
    „Das genügt.“ Er griff in die Tasche und zog einige Geldscheine heraus. „Es ist gut, wenn man ein bemerkenswertes Gedächtnis hat.“
    „Stimmt“, gab der Fahrer zu. „Eine Krone und sechzig.“
    Mowry gab ihm zwei Kronen und wartete, bis das Taxi verschwunden war, dann eilte er schnellen Schritts zu dem Wohnblock zurück und betrat die Vorhalle, in der einige Stühle standen. Er setzte sich und tat ganz so, als warte er auf jemand. Niemand achtete auf ihn.
    Inzwischen mußte der Major seinen Wagen abgestellt haben, denn er kam ebenfalls durch die Tür und ging, ohne die Anwesenden zu beachten, auf den Aufzug zu. Er verschwand darin. Dann leuchteten der Reihe nach die Zahlen an der links angebrachten Tabelle auf. Sieben blieb lange hell, ehe wieder die Sechs kam, die Fünf und dann endlich wieder die Null. Die Schiebetür glitt auf. Der Lift war leer.
    Mowry blieb noch fünf Minuten sitzen, ehe er aufstand, sich reckte und dabei gähnte. Langsam verließ er die Vorhalle und suchte die nächste Telefonzelle auf. Von hier aus rief er das Appartementhaus an und erhielt Verbindung mit dem Portier.
    „Ich war mit jemand in Ihrer Vorhalle verabredet, aber leider wurde ich aufgehalten. Falls er noch dort wartet, könnten Sie ihm vielleicht bestellen, daß ich später komme.“
    „Ja, gern. Wer ist es?“
    „Das ist es ja, ich habe seinen Namen glatt vergessen. Niemand hat ein schlechteres Personengedächtnis als ich. Er ist dick, hat ein rotes Gesicht und wohnt im siebten Stockwerk. Hm, Major … Major …“
    „Das wird Major Sallana sein“, vermutete der Portier.
    „Richtig, Major Sallana! Wie konnte ich das nur vergessen!“
    „Warten Sie, ich rufe eben an, ob er da ist.“ Nach einer knappen Minute: „Tut mir leid, aber er meldet sich nicht. Soll ich eine Nachricht hinterlassen?“
    „Danke, nicht nötig. Vielleicht hat er mich vergessen. So wichtig war es auch wieder nicht. Leben Sie lang!“
    „Langes Leben!“ wünschte der Portier.
    Wenn der Major also nicht gleich ins Bad gestiegen war, hatte er seine Wohnung wieder verlassen. Vielleicht, um eine längere Reise anzutreten. Das wäre natürlich eine einmalige Chance, die sich eine Wespe nicht entgehen lassen durfte. Aber vorher fand Mowry noch schnell Gelegenheit, eins seiner Plakate innerhalb der Telefonzelle

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