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TS 55: Die Wespe

TS 55: Die Wespe

Titel: TS 55: Die Wespe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Frank Russell
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morgen verreisen und kann erst in sieben Tagen zurückkehren.“
    „Sie möchten Ihr Zimmer aufgeben, Mr. Agavan?“
    „Nein, ich mietete es für zehn Tage und dabei bleibt es. Ich werde bezahlen.“ Er legte einen Stoß Scheine auf den Tisch. „Wenn ich dann zurückkehre, habe ich wenigstens eine sichere Bleibe.“
    „Wie Sie wünschen“, sagte der Portier, nahm das Geld und händigte eine Quittung aus.
    „Danke“, erwiderte Mowry und nickte. „Leben Sie lang!“
    „Leben Sie lang!“ gab der Portier zurück.
    Mowry ging auf sein Zimmer, legte sich angezogen auf das Bett und schlief einige Stunden. Als es völlig dunkel geworden war, nahm er einen Packen Plakate und ein Stück der Spezialkreide, um sich erneut an seine Arbeit zu machen.
    Diese Kreide war ebenfalls eine ganz besondere Erfindung. Je mehr man versuchte, sie mit Wasser von einer Mauer abzuwaschen, desto tiefer drang sie in diese ein.
    Er kehrte erst spät zurück, schlief den Rest der Nacht, frühstückte am anderen Morgen im Hotel und trat dann auf die Straße. In der Hand trug er seine Reisetasche. Er stieg in einen Bus, kletterte an der zweiten Haltestelle in den nächsten und wechselte so neunmal. Manche Strecke legte er zu Fuß zurück, nachdem er seine Tasche auf der Bahn deponierte. Er sorgte dafür, daß selbst der geschickteste Detektiv ihm nicht hätte folgen können.
    Endlich klomm er die Stufen zum dritten Stock eines alten Hauses empor, wo er zwei Räume gemietet hatte. Den Rest des Tages verbrachte er damit, die Zimmer zu lüften und zu reinigen, damit ein normaler Mensch in ihnen wohnen konnte.
    Hier würde man ihn nicht so leicht finden. Der Hausbesitzer hatte nicht einmal seine Papiere zu sehen verlangt. Er glaubte ihm aufs Wort, daß er Gast Hurkin, ein Bahninspektor war, der pünktlich und im voraus seine Miete bezahlte und sonst schwer arbeitete.
    Mowry kaufte sich dann eine Zeitung, um darin einen eventuellen Bericht über seine bisherige Tätigkeit zu finden, aber er wurde enttäuscht. Doch dann, als er eingehender darüber nachdachte, wurde die Enttäuschung durch stille Freude verdrängt.
    Offene Opposition gegenüber der Regierung war immerhin einige Schlagzeilen wert. Wenn aber kein Wort davon in der Zeitung stand, so war das immerhin ein Beweis dafür, daß sich die Regierungsstellen bereits eingemischt hatten. Seine Arbeit als Wespe begann zu wirken.
    Je stiller die Regierung bei derartigen Vorfällen ist, je mehr die Presse schweigt, desto mehr wird im Volk darüber geredet. Je länger die Regierung schweigt, desto schuldiger erscheint sie dem Durchschnittsbürger.
    Die Bezeichnung D. A. G. – Dirac Angestun Gesept – würde von Mund zu Mund gehen und bald sehr bekannt sein. Jeder würde wissen, daß es eine Freiheitspartei gab, die keinen Krieg, sondern nur den Frieden wünschte.
     
    *
     
    Mowry entschloß sich, sein Glück in der benachbarten Stadt Radine zu versuchen. Sie war sechzig Kilometer südlich von Pertane gelegen und hatte dreihunderttausend Einwohner.
    Er nahm den Frühzug, der erwartungsgemäß sehr überfüllt war. Müde aussehende Arbeiter, gelangweilte Soldaten, selbstbewußte Beamte und nichtssagende Normalbürger saßen und standen in den Abteilen. Er selbst erwischte einen Fensterplatz. Ihm gegenüber saß ein fetter Sirianerauf der Bank. Sein dickes und rundes Gesicht war blutrot und glatt. Es erinnerte an das eines schlachtreifen Schweines.
    Der Zug setzte sich in Bewegung und erreichte bald eine ansehnliche Geschwindigkeit. Ab und zu hielt er an, ließ Passagiere ein- oder aussteigen und setzte sich dann schnell wieder in Bewegung. Schweinsgesicht ignorierte Mowry und betrachtete gelangweilt die vorbeiziehende Landschaft. Endlich entschlummerte er sanft, wobei er vergaß, den Mund wieder zu schließen. Es sah scheußlich aus.
    Vierzig Kilometer vor Radine wurde auf einer Seite die Tür aufgerissen, und ein Polizist trat ein. Er wurde von zwei Männern in Zivil begleitet. Das Trio blieb neben dem ersten Passagier stehen.
    „Fahrschein!“ verlangte der Polizist.
    Der Passagier legte ihn in die ausgestreckte Hand. Sein Gesicht verzerrte sich zu einer furchtsamen Fratze. Der Polizist studierte den Fahrschein und gab ihn dann den beiden Zivilisten mit den eiskalten Gesichtern, die ihn ebenfalls aufmerksam betrachteten.
    „Paß!“
    Auch dieser wurde eingehend geprüft. Und dann verlangte man noch die Fahrterlaubnis zu sehen. Als auch das letzte Papier allen Prüfungen standhielt und der

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