TS 55: Die Wespe
anzubringen, so daß jeder lesen konnte:
Machthungrige haben diesen Krieg angezettelt. Die Dirac Angestun Gesept wird ihn beenden!
Gegen 10 Uhr abends kehrte er in das Appartementhaus zurück, betrat mit erstaunlicher Selbstsicherheit den Aufzug und drückte auf den siebten Knopf. Ein schwerer Teppich dämpfte seine Schritte, als er dann den langen Korridor entlangging und endlich den Namen auf einer Tür fand, den er suchte.
Er klopfte.
Keine Antwort.
Er versuchte es noch einmal, mit dem gleichen Ergebnis. Nun wußte er, daß der Major tatsächlich nicht daheim war. Die Erfahrungen des Lehrganges mußten nun in die Praxis umgesetzt werden. Hastig zog er ein Schlüsselbund aus der Tasche. Er benötigte genau fünfunddreißig Sekunden, um die Tür zu öffnen. Dann huschte er in den angrenzenden Raum und schloß sie wieder hinter sich.
Schnell überzeugte er sich davon, daß die vier zur Wohnung gehörenden Zimmer leer waren. Dafür entdeckte er im ersten Zimmer auf einem Regal eine Pistole. Er untersuchte sie, fand sie geladen und schob sie in die Tasche.
Ohne Skrupel brach er dann den Schreibtisch auf und durchsuchte die einzelnen Laden. Der Inhalt der vierten Schublade versetzte Mowry einen Schock.
Ein Stoß weißes Schreibpapier lag da. Der Briefkopf lautete: „Sirianische Geheimpolizei Kaitempi Distrikt Radine“
Major Sallana war also ein hoher Beamter der Kaitempi.
Mowry beschleunigte seine Tätigkeit. Von einem Schrank nahm er einen leeren Koffer und verstaute das gefundene Briefpapier darin. Dann fand er noch eine kleine Stempelmaschine, die das Siegel der Kaitempi – die Buchstaben SGK, von einem gebogenen Schwert umgeben – auf alle Papiere und Dokumente drücken konnte.
Gerade machte er sich daran, den nächsten Schrank zu untersuchen, als von der Tür her ein Geräusch kam. Jemand steckte einen Schlüssel in das Schloß.
Mowry sprang zur Wand und drückte sich dagegen. Er stand so, daß die aufgehende Tür ihn verdeckte. Der Schlüssel drehte sich, und Major Sallana trat ein.
Der Major machte vier Schritte, ehe sein Gehirn registrierte, was seine Augen erblickten. Er starrte fassungslos auf den ausgeraubten Schreibtisch. Für Sekunden stand er erstarrt da, dann glitt automatisch die Tür hinter ihm zu. Unmittelbar danach drehte er sich um, um den Raum sofort wieder zu verlassen. Da entdeckte er seinen ungebetenen Besucher.
„Guten Abend“, sagte Mowry gelassen.
„Sie?“ fauchte der Major wütend. „Was soll das bedeuten?“
„Ich bin ein Dieb und habe Sie beraubt.“
„Dann werde ich Ihnen …“
„Wenn jemand beraubt wird, muß einer das Opfer sein. Diesmal sind Sie an der Reihe. Warum sollten Sie aber auch immer Glück haben?“
Major Sallana machte einen Schritt nach vorn.
„Setzen Sie sich!“ befahl Mowry.
Der andere jedoch blieb stehen.
„Nehmen Sie die Pistole weg!“
„Wer? Ich?“ fragte Mowry erstaunt.
„Ja, Sie! Sie wissen nicht, was Sie tun. Und Sie scheinen nicht zu wissen, wer ich bin. Denn wenn Sie es wüßten …“
„Ich weiß genau, wen ich vor mir habe“, unterbrach ihn Mowry. „Sie sind ein Mann der Kaitempi, ein gewissenloser Mensch, der für Geld tötet. Und nun setzen Sie sich endlich.“
Aber Sallana hatte andere Pläne. Blitzschnell machte er einen Schritt zur Seite, während seine rechte Hand in die Tasche glitt. Doch Mowry war schneller. Für fünf oder sechs Sekunden blieb Major Sallana mit ausdruckslosem Gesicht stehen, dann begann seine mächtige Gestalt zu schwanken und kippte zu Boden.
Mowry überzeugte sich durch einen Blick auf den Flur davon, daß niemand die Schüsse gehört hatte, ehe er sich seinem Opfer zuwandte.
Sallana war tot.
Das war einerseits bedauerlich, denn er hätte Mowry manche interessante Information geben können.
Aber ein Toter spricht nicht mehr.
Nun, die Ermordung eines hohen Beamten der Kaitempi bewies jedenfalls, daß die geheimnisvolle D. A. G. nicht nur redete, sondern auch zum Handeln entschlossen war. Die Wespe hatte lange genug gesummt, nun hatte sie bewiesen, daß sie auch einen Stachel besaß.
Mit erstaunlicher Übung durchsuchte Mowry die Taschen des Majors und fand das bestätigt, was ihm der Vorfall im Zug verraten hatte. Der Ausweis des Toten trug Siegel und Unterschriften, die einwandfrei aussagten, daß der Inhaber ein Major der Geheimpolizei war. Es wurde keine Personenbeschreibung angegeben, sondern man hatte nur Kodenummern verwendet.
Nun hatte Mowry Ruhe, den Inhalt der anderen
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