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TS 55: Die Wespe

TS 55: Die Wespe

Titel: TS 55: Die Wespe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Frank Russell
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Schubladen zu inspizieren. Er fand unter anderem drei Akten, die sich mit der Lebensgeschichte von drei Angehörigen der Kaitempi befaßten. Sie mußten ebenfalls einen hohen Rang besitzen, wurden aber nur mit der entsprechenden Kodenummer bezeichnet.
    Aus verschiedenen Anmerkungen ging hervor, daß diese drei Männer die Rivalen des Majors waren. Leider ging aber nicht hervor, ob diese Männer noch lebten oder bereits tot waren. Das Verschwinden der Akten jedoch würde ganz gewiß einige Leute sehr beunruhigen.
    Mowry schob sie also ebenfalls in den Koffer und verwischte dann gewissenhaft alle Spuren, die auf ihn deuten konnten. Er nahm den Koffer und ging zur Tür. Dort drehte er sich noch einmal um, warf einen Blick zu dem Toten und sagte:
    „Leben Sie recht lang, Major.“
    Major Sallana gab keine Antwort. Er lag stumm auf dem Fußboden und hielt ein Stück Papier in der Hand, auf dem geschrieben stand: Hingerichtet durch die Dirac Angestun Gesept.
     
    *
     
    Mowry erwischte bald einen Zug, der ihn nach Pertane zurückbrachte.
    Der Zug lief ein, und Mowry fand einen Sitzplatz. Er setzte sich so, daß niemand ihn beobachten konnte. Still und unbemerkt hockte er in einer Ecke, das Gesicht halb verdeckt.
    Eines war sicher: wenn Sallanas Leiche in den nächsten zwei oder drei Stunden entdeckt wurde, gab es eine große Aufregung. Ganz bestimmt würde der Zug kontrolliert werden. Zwar besaß niemand eine Personenbeschreibung des Täters, aber die Beamten würden die gestohlenen Papiere sicherlich als solche erkennen.
    Aber nichts geschah. Der Zug verlangsamte nach einigen Stunden seine Fahrt und lief in den Bahnhof von Pertane ein. Die müden Passagiere stiegen aus; Mowry schloß sich ihnen an. Mit einiger Besorgnis sah er zur Sperre hinüber und erwartete fast, dort einige Männern mit eiskalten und erbarmungslosen Gesichtern zu erblicken.
    Schon begann er zu schwitzen, aber er hatte sich umsonst Sorgen gemacht. Niemand wartete an der Sperre. Ungehindert konnten die Reisenden passieren. Lediglich neben dem Schalter standen zwei Polizisten, die kaum auf die Passagiere achteten und von Zeit zu Zeit gelangweilt gähnten. Mowry ging dicht an ihnen vorbei und strebte dem Ausgang zu.
    Aber noch war er nicht in Sicherheit. Es würde viel zu gefährlich sein, jetzt ein Taxi zu nehmen. Ganz bestimmt würde man die Fahrer später ausfragen, und es konnte sein, daß sich jemand an ihn erinnerte.
    Mowry deponierte den Koffer in einem Gepäckaufbewahrungsautomaten und machte sich anschließend zu Fuß auf den Heimweg. Aber auch damit hatte er noch längst nicht alle Schwierigkeiten überwunden.
    Er war etwa noch einen Kilometer von seiner Wohnung entfernt, als plötzlich zwei Polizisten aus einer dunklen Hausecke heraustraten und ihm den Weg versperrten.
    „He, Sie da!“
    Mowry blieb stehen. Sie gingen auf ihn zu und blieben grinsend vor ihm sehen. Dann zeigte einer von ihnen zum sternenbedeckten Himmel empor und darauf in die verlassenen Straßen.
    „Sie gehen ziemlich spät noch spazieren.“
    „Ist das verboten?“ erkundigte Mowry sich höflich.
    „Wir stellen die Fragen, nicht Sie“, wurde er belehrt. „Wo kommen Sie jetzt noch her?“
    „Vom Bahnhof.“
    „Sie sind mit dem Zug gekommen?“
    „Ja.“
    „Von wo?“
    „Khamasta.“
    „Und wo gehen Sie jetzt hin?“
    „Nach Hause.“
    „Wäre das in einem Taxi nicht bequemer gewesen?“
    „Das schon“, gab Mowry zu. „Unglücklicherweise kam ich als Letzter aus dem Bahnhof. Es war kein Taxi mehr da.“
    „Hm, das ist immerhin eine Geschichte.“
    In diesem Augenblick entschloß sich der andere Polizist, eine neue Technik anzuwenden. Diese bestand in der Hauptsache daraus, die Augen zusammenzukneifen, das Kinn vorzuschieben und seiner Stimme einen ehernen Unterton zu verleihen.
    „Könnte es nicht sein, daß Sie vielleicht gar nicht in Khamasta waren? Waren Sie vielleicht nicht doch heute nacht in unserer Stadt und haben sich – ganz in Gedanken natürlich – mit Hauswänden und Fenstern beschäftigt?“
    „Nein, habe ich nicht“, sagte Mowry, „denn niemand würde mir dafür eine Krone geben. Sehe ich so aus, als ob ich verrückt wäre?“
    „Nicht so sehr, daß es auffallen könnte“, gab der Polizist zu. „Aber irgend jemand macht das, ob er nun verrückt ist oder nicht.“
    „Nun, ich kann verstehen, wenn ihr den Burschen schnappen wollt. Ich habe auch nichts für Mondsüchtige übrig.“ Er machte eine ungeduldige Geste. „Wenn ihr mich

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