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TS 55: Die Wespe

TS 55: Die Wespe

Titel: TS 55: Die Wespe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Frank Russell
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zu schnappen.
    Mowry ließ seine Mitpassagiere nicht aus den Augen, aber er achtete auch auf die nachfolgenden Fahrzeuge. Fünfmal wechselte er den Bus, zweimal durchquerte er die Stadt, und dreimal betrat er ein Warenhaus, um es durch den Hinterausgang wieder zu verlassen.
    Nein, er wurde nicht verfolgt.
    Er erreichte endlich seine Wohnung, verschloß die Tür hinter sich, schob den Koffer unter sein Bett und atmete tief auf.
    Etwas später kaufte er einen Karton Briefumschläge und eine billige Schreibmaschine. Den Rest des Tages und auch einen großen Teil des nächsten verbrachte er damit, einige Briefe zu schreiben. Er benutzte dazu das Dienstpapier der Kaitempi. Wegen Fingerabdrücken machte er sich keine Sorgen, denn auch da hatte der irdische Geheimdienst vorgesorgt. Mowry hinterließ nichts als vage und nicht identifizierbare Spuren.
    Am darauffolgenden Tag besuchte er die Stadtbibliothek, machte sich eine Menge Notizen, ging wieder nach Hause, adressierte seine Briefumschläge und klebte die entsprechenden Marken darauf.
    Es war noch früh am Abend, als er mehr als zweihundert Briefe an Zeitungsherausgeber, Radiostationen, Offiziere, höher gestellte Beamte, Polizeikommandanten und prominente Politiker aufgab. Die Botschaft unter dem Siegel der Geheimpolizei war kurz. Sie lautete:
    Sallana war der erste.
    Ihm werden noch viele folgen.
    Unsere Liste ist lang.
    Dirac Angestun Gesept.
    Als er das getan hatte, verbrannte er den Karton mit den restlichen Umschlägen und warf die Schreibmaschine in den Fluß. Wenn er wieder einmal Briefe schreiben wollte, würde er sich eine neue Maschine kaufen müssen. Auch die würde nach Gebrauch im Fluß verschwinden. Wenn es sein mußte, würden dort sogar hundert Schreibmaschinen verschwinden; je mehr, desto besser. Falls nämlich die Kaitempi auf die Idee kam, die Korrespondenz der Widerstandsbewegung zu analysieren und dabei herausfand, daß alle Briefe mit anderen Maschinen geschrieben waren, würde sie zwangsläufig den Schluß daraus ziehen, daß eine ungeheuer große und weitverzweigte Organisation am Werk war.
    Dann suchte er ein Institut für Autovermittlung auf und pachtete einen Wagen. Er benutzte dazu den Namen Shir Agavan und die Adresse des Hotels, in dem er zuerst gewohnt hatte. Auf diese Art wurde er weitere fünfhundert Plakate los, verteilt auf sechs kleinere Städte und dreißig Dörfer der Umgebung. Diese Arbeit war schon wesentlich riskanter als die in Radine oder Pertane.
    Je kleiner eine Stadt ist, desto größer ist auch die Gefahr, entdeckt zu werden. Einmal konnte er sogar beobachten, daß jemand seine Wagennummer notierte.
     
    *
     
    James Mowry weilte genau vier Wochen auf Jaimec, als er seine letzten Plakate verbraucht und somit den ersten Teil seiner Aufgabe beendet hatte. Und nun verspürte er zum erstenmal so etwas wie Mutlosigkeit.
    Bisher war weder in den Zeitungen noch im Radio über seine Tätigkeit berichtet worden. Keine offizielle Meldung hatte bisher den Mord an Major Sallana bekanntgegeben. Es hatte also den Anschein, als ob die Regierung sich nicht um das Summen der Wespe kümmere und sich für die Existenz einer Widerstandsbewegung überhaupt nicht interessiere.
    Da diese äußeren Reaktionen fehlten, hatte Mowry keine Möglichkeit, irgendeinen Erfolg seiner bisherigen Tätigkeit festzustellen. Wolfs Theorie, ein Mann könne eine ganze Armee beschäftigt halten, schien sich nicht zu bewahrheiten. Mowry hatte zugeschlagen, aber sein Gegner dachte nicht daran, den Schlag zurückzugeben.
    Kein Wunder also, daß seine Begeisterung ein wenig nachließ.
    Zwei Tage lang streifte er ziellos durch die Straßen der Stadt, ehe er am dritten durch ein ungewisses Gefühl gewarnt wurde. Dank seiner intensiven Schulung ignorierte er dieses Gefühl keineswegs.
    Wie hatte es doch geheißen? Die tödliche Gefahr kann im menschlichen Gehirn so etwas wie einen sechsten Sinn entwickeln. Allein aus diesem Grund ist es oft schwer, Verbrecher zu fassen. Sie bekommen Ahnungen und handeln entsprechend. Viele gesuchte Gangster entwischen im letzten Augenblick, so daß man fast annehmen möchte, jemand habe sie gewarnt. Das aber ist keineswegs der Fall. Sein Gehirn ist auf Gefahr eingestellt und ahnt sie – und er ignoriert sie nicht. ,Wenn Sie spüren, daß etwas in der Luft liegt, versäumen Sie keine Zeit damit, Ihre Lage zu sondieren, sondern suchen Sie das Weite!’
    Ja, das hatten sie ihn gelehrt. Und er hatte sich damals ernsthaft überlegt, ob

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