TS 58: Das Raumschiff der Verbannten, Teil 1
Schlüssel hätte bedienen können, und zweitens, weil der Lift unter den gegenwärtigen Umständen auch bei geöffneten Schachtschotts zu fahren in der Lage sein mußte – was er vor der Änderung nicht war.
Vandervelt gelang, was er nicht für möglich gehalten hatte: Von den mehr als zweitausend Decks, die ihn ursprünglich vom Kommandostand trennten, durchfuhr er siebenhundert, ohne aufgehalten zu werden.
Kurz danach, auf der Höhe des 1298. Decks, vom Kommandostand aus gerechnet, blieb die Kabine jedoch stehen und signalisierte ein Hindernis weiter oben im Schacht, auf der Höhe des 1292. Decks.
Vandervelt stieg aus, ohne sich um das Hindernis zu kümmern. Er drang in einen Seitengang ein, ohne auf jemand zu treffen. Er war sicher, daß das Hindernis im Schacht nur von Leinsters Leuten errichtet worden sein konnte; er hielt es für unmöglich, daß Helmer schon so weit vorgedrungen war.
Die Wand des Seitenganges durchbrach, etwa zweihundert Meter vom Hauptgang entfernt, der Schacht eines Nebenlifts. In der kleinen Kabine gelangte Vandervelt weitere dreißig Decks höher, und als er ausstieg, sah er vorne, auf dem Hauptgang des 1268. Decks, Leute sich bewegen.
Inzwischen war ihm der Schmerz in seiner Schulter wieder zu Bewußtsein gekommen. Er torkelte auf eines der Laufbänder, das nach vorne zum Hauptgang lief, und war sicher, daß er in wenigen Augenblicken Männer gefunden haben werde, die sich um seine Wunde kümmerten.
Aber als er den Hauptgang erreichte, sah er niemand mehr.
Der Gang war leer – selbst der Ausgang des Hauptlifts an dieser Stelle unbesetzt.
Vandervelt vergaß seinen Schmerz aufs neue und sah sich um.
Eine Reihe kurioser Gedanken schoß ihm durch den Kopf. Wenn der Hauptlift nicht mehr besetzt war … vielleicht war dann der Kampf längst beendet? Vielleicht war Helmer trotz des Sieges, den er unten, auf dem 2025. Deck, im Sektor K1 errungen hatte, längst geschlagen worden?
Oder umgekehrt …?
Vandervelt war nahe daran, den Kommandostand anzurufen, ohne des strikten Sprechverbots zu achten, das gegeben worden war, weil die Gefahr bestand, daß Helmer die Gespräche trotz der rasch .veränderten Frequenz abhören könne.
Aber dann spürte er das heftige Vibrieren im Boden des Ganges. Er versuchte herauszufinden, woher es kam. Er ging ein paar Schritte nach links und spürte, wie es schwächer wurde – ein paar Schritte nach rechts, und spürte, wie es an Intensität zunahm.
Mißtrauisch betrachtete er das geschlossene Schott des zunächst liegenden Raumes.
Die GLORIOUS verfügte in ihren zwölftausend Decks über mehrere Millionen von Abteilungen und Räumen, und es wäre unmöglich gewesen, sich überall zurechtzufinden, hätte es nicht im Schiffskern und in den Ladedecks eine von Deck zu Deck sich wiederholende Systematik gegeben.
Vandervelt zum Beispiel wußte, daß hinter der Südwand des Hauptganges in jedem L1-Sektor weite, leere Räume lagen, die nur dazu dienten, Schwaden von radioaktivem Nugas aufzunehmen – in dem Fall nämlich, in dem die gewaltige Nugasdüse, die mitten zwischen den Räumen hindurchführte, an irgendeiner Stelle leck wurde.
Das Vibrieren kam aus einem dieser Räume. Vandervelt versuchte zu erraten, was dort vor sich gehe; aber es gelang ihm nicht.
Ein wenig mißtrauisch ging er auf das Schott zu und drückte kräftig auf den roten Knopf des Öffnermechanismus.
Mit überraschtem Knurren fuhr er zurück, als das Schott sich nicht rührte. Er drückte ein zweites Mal auf den Knopf, aber das Schott blieb fest.
Von einem Augenblick zum andern war Vandervelt hellwach.
Ein Schott, das sich nicht öffnete und kein Defekt-Signal gab – das ging nicht mit rechten Dingen zu!
Vandervelt sprang auf ein Laufband, fuhr ein paar hundert Meter weit in Richtung L2 den Hauptgang entlang und stoppte vor dem Schott des übernächsten Leerraumes.
Er wußte, daß die Hallen untereinander durch Strahlschleusen in Verbindung standen – so, wie auch jedes Schott zum Hauptgang hin als Strahlschleuse ausgebildet war.
Dieses Schott öffnete sich ohne Widerstand. Vandervelt trat durch die kleine Schleuse hindurch und betrat die mächtige Halle, deren Beleuchtung im gleichen Augenblick aufflammte, in dem Vandervelt die Schleuse verließ.
Der Leutnant trug die Ultraschallwaffe schußbereit in der Hand; aber fürs erste, schien ihm, war die Vorsicht überflüssig: die Halle war leer.
Das Vibrieren im Boden war verschwunden. Es tauchte aber wieder auf, als
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