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TS 60: Gehirnwäsche

TS 60: Gehirnwäsche

Titel: TS 60: Gehirnwäsche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Norton
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Himmel hinauf. Ihm war, als würde in seinem Geist plötzlich ein Relais ausgelöst.
    Natürlich! Er hatte versucht, einen Beißer mit einem Köder aus seiner Höhle zu locken und war dabei ausgeglitten. Rynch Brodie setzte sich auf und bewegte versuchsweise zuerst seine bloßen dünnen Arme und dann seine langen Beine. Keine Knochen gebrochen. Trotzdem – er runzelte die Stirne. Seltsam – dieser Traum.
    Er kroch zu dem kleinen Flüßchen und tauchte Kopf und Schultern ins Wasser, um so schneller in die Wirklichkeit zurückzufinden. Er schüttelte sich, und die Wassertropfen stoben von seiner nackten Brust. Dann sah er seine Jagdgeräte.
    Er blieb einen Augenblick stehen und betastete jedes Stück seiner spärlichen Kleidung. Er erinnerte sich an jede Stunde Arbeit oder jeden Kampf, dessen es bedurft hatte, um Gürteltasche, Gürtel oder ein Stück Fell zu erringen. Und dennoch – da war immer noch dieses seltsame Gefühl der Fremdheit, als gehörte das alles gar nicht ihm. Rynch schüttelte den Kopf und wischte sich mit dem Arm über das feuchte Gesicht. Es gehörte ihm, das stand fest. Jedes Stück davon. Er hatte Glück gehabt, das ,Handbuch für Schiffbrüchige’ in dem Rettungsboot hatte ihm allgemeine Hinweise gegeben. Diese Welt hier war dem Menschen nicht unfreundlich gesinnt – wenn man auf der Hut war.
    Er stand auf und lockerte das Netz, nahm seine Falten in die eine und den guten Speer in die andere Hand. Hinter ihm regte sich ein Busch, und zwar gegen die Windrichtung. Rynch erstarrte in seiner Bewegung, dann änderte sich der Griff seiner Hand um den Speer, und das Netz zuckte hinaus. Ein bösartiges Brummen übertönte das Plätschern des Wassers.
    Das scharlachrote Etwas, das ihm an die Kehle springen wollte, verfing sich im Netz. Rynch stach zweimal auf das Wesen ein, das langsamer als er gewesen war. Eine Wasserkatze, kaum ein Jahr alt. Im Todeskampf gruben sich ihre Klauen tief in die Erde.
    Ihre Augen, beinahe von der gleichen Farbe wie ihr dichter Pelz, funkelten ihn in tödlicher Feindschaft an.
    Wieder überkam Rynch das Gefühl, daß er hier etwas Fremdes, völlig Unbekanntes sah, und doch hatte er schon viele Jahre Wasserkatzen gejagt. Zum Glück waren es Einzelgänger, Tiere, die sich ihr Jagdrevier eifersüchtig von dem anderer Artgenossen abgrenzten und denen man daher auf einer Überlandreise nur selten begegnete.
    Er bückte sich, um sein Netz wieder aufzunehmen. Dann ging er noch einmal auf die Knie und wusch sich das Gesicht. Er nahm einen tiefen Schluck Wasser aus der hohlen Handfläche.
    Rynch taumelte, er preßte die Hände gegen die Schläfen, um den Schmerz zu betäuben, der ihm den Schädel zu zersprengen drohte. Er saß in einem Raum, trank aus einem Glas – es war, als legte sich ein Schattenbild über die Wirklichkeit des Flüßchens, der Felsen und der Büsche um ihn. Er hatte in einem Zimmer gesessen und aus einem Glas getrunken – das war wichtig!
    Ein stechender heißer Schmerz verjagte das Schattenbild. Er blickte hinunter. Aus dem Sand unter dem Felsen hatte sich eine ganze Armee blauschwarzer kleiner Tiere mit harten Leibern hervorgeschoben, die klauenbewehrten Glieder ausgestreckt, die blauen Sinnesorgane auf fleischigen Fühlern über den Köpfen zitternd, alle der toten Katze zugewandt.
    Rynch schlug wütend um sich und rettete sich in das Wasser, dabei lösten sich zwei der Tiere von seinem Knöchel, wo sie sich bereits festgekrallt hatten. Schon hatte sich ein schwarzer Strom der Tiere über den Kadaver hergemacht. Binnen Minuten würden nur mehr abgenagte Knochen von der Raubkatze übrig sein.
    Rynch griff sich seinen Speer und sein Netz und tauchte beide ins Wasser, um die Angreifer wegzuspülen und eilte dann durch das Wasser weiter, bis er die Todesstätte der Katze hinter sich gelassen hatte.
    Etwas später scheuchte er ein vierbeiniges Wesen zwischen zwei Felsen auf und tötete es mit einem Schlag seines Speerschaftes. Er häutete es geschickt ab und betastete die Haut. War das ein besonders rauhes Fell oder waren das Schuppen? Wieder überkam ihn jenes seltsame Gefühl.
    Ihm war, dachte er, als er das trocken anmutende Fleisch auf einem zugespitzten Ast briet, als wüßte ein Teil seines Gehirns sehr wohl, was für eine Art von Tier er soeben getötet hatte. Und dennoch war in ihm ein anderes Ich, das es nicht wußte und staunend mit ihm seine Umwelt erlebte.
    Er war Rynch Brodie und war mit seiner Mutter auf der Largo Drift gereist.
    Sein

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