Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
TS 60: Gehirnwäsche

TS 60: Gehirnwäsche

Titel: TS 60: Gehirnwäsche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Norton
Vom Netzwerk:
Gedächtnis vermittelte ihm automatisch das Bild einer schlanken Frau mit einem schmalen Gesicht und kunstvoll frisiertem Haar, in dem zahllose Juwelen funkelten. Da war etwas Schlimmes gewesen – sein Gedächtnis war nicht mehr genau, sondern chaotisch. Und sein Kopf schmerzte, als er sich deutlicher an die Zeit zu erinnern versuchte. Später – das Rettungsboot und ein Mann …
    Simmons Tait!
    Ein Offizier, schwer verletzt. Er war gestorben, als das Rettungsboot hier gelandet war. Rynch konnte sich noch deutlich erinnern, wie er Felsen über Taits Leiche aufgehäuft hatte. Dann war er allein gewesen, allein mit dem ,Handbuch für Schiffbrüchige’ und einigen Vorräten aus dem Rettungsboot. Das Wichtigste, das er nie vergessen durfte, war, daß er Rynch Brodie hieß.
    Er leckte sich das Fett von den Fingern. Der stechende Schmerz in seinem Schädel machte ihn benommen. Er rollte sich in dem von der Sonne erhitzten Sand zusammen und schlief.
    Aber schlief er wirklich? Seine Augen waren wieder offen. Jetzt war der Himmel über ihm plötzlich nicht mehr ein blaues Licht, sondern eher der trübe Schimmer des Abends. Rynch setzte sich auf, und sein Herz schlug so schnell, als wäre er mit dem Wind um die Wette gelaufen, der jetzt um seinen nur wenig bekleideten Körper pfiff.
    Was tat er hier? Wo war er überhaupt?
    Sein Mund fühlte sich ganz trocken an, und seine Handflächen waren vom Schweiß feucht. Er preßte sich gegen den Sand. Plötzlich flackerte ein anderes Bild vor seinem geistigen Auge auf. – Er hatte mit einem Fremden in einem Zimmer gesessen und hatte etwas getrunken. Und vorher war er in einem anderen Raum mit grellen Lichtern und schlechten Gerüchen gewesen.
    Aber er war Rynch Brodie, er war als Junge auf einem Rettungsboot angekommen, er hatte den Schiffsoffizier begraben und es fertiggebracht, selbst zu überleben, weil er sich der Hilfsmittel des Bootes bedient hatte. Heute morgen hatte er einen Beißer gejagt, ihn mit einem Köder und einer Leine aus seinem Versteck gelockt …
    Rynchs Hände fuhren in sein Gesicht, er kauerte sich auf die Knie nieder. Das alles war wahr, er konnte es beweisen – er würde es beweisen! Dort hinten war der Bau des Beißers, irgendwo auf dem Hügel, wo er die abgebrochene Speerspitze hatte liegen lassen. Wenn er den Bau finden konnte, würde er sicher wissen, daß das alles Wirklichkeit war.
    Er hatte nur einen sehr wirklich scheinenden Traum gehabt – das war es!
    Nur, warum träumte er immer von diesem Raum, diesem Mann und diesem Glas? Von diesem Ort mit den Lichtern und Gerüchen, den er so haßte?
    Das alles war nie ein Teil von Rynch Brodies Welt gewesen.
    Bis zur Dämmerung ging er stromaufwärts zurück zu dem kleinen Pfahl, wo er nach dem Sturz aufgewacht war. Als er endlich mitten in einem Gebüsch Zuflucht gefunden hatte, duckte er sich nieder und lauschte den Geräuschen einer anderen Welt, die nachts erwachte, um die Bühne zu übernehmen, die die Tagbewohner geräumt hatten.
    Er mußte sich eines Gefühls der Panik erwehren, als ihm klar wurde, daß er zwar einige dieser Geräusche identifizieren konnte, daß ihm aber andere ein Geheimnis blieben. Er biß auf die Knöchel seiner geballten Faust und versuchte sich Klarheit zu verschaffen. Warum wußte er sofort, daß dieser dünne klagende Ruf der Herdenruf eines gefiederten Baumbewohners mit lederartigen Flügeln war und daß dieses hustende Grunzen vom Strom her einfach ein Geräusch war, daß er nicht identifizieren konnte?
    »Rynch Brodie – Largo Drift – Tait.« Er spürte den süßlichen Geschmack von Blut an seinen Lippen, so sehr hatte er sich in sein eigenes Fleisch gebissen, als er diese Worte vor sich hinsagte. Dann sprang er auf. Seine Füße verfingen sich in dem Netz, und er ging wieder zu Boden. Sein Kopf schlug gegen die vorspringende Wurzel.
    Nichts Greifbares erreichte ihn im Schutz dieses Busches. Das, was aus seinem Versteck hervorkam, um zu forschen, war eine Substanz, die kein Angehöriger seiner Rasse in irgendeine Klasse hätte einordnen können. »Es« war weder Körper noch Geist – vielleicht konnte man es am ehesten ein fremdes Gefühl nennen.
    »Es« forschte vorsichtig. Dann zog es sich verwirrt zurück, um Bericht zu erstatten. Und da das Etwas, dem es berichtete, von einem festen Muster beherrscht wurde, das seit Äonen nicht verändert worden war, war die einzige Antwort die Bestätigung eines schon lange bestehenden Befehls.
    Wieder stellte es die Verbindung

Weitere Kostenlose Bücher