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TS 62: Das Rätsel der Venus

TS 62: Das Rätsel der Venus

Titel: TS 62: Das Rätsel der Venus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donald A. (Hrsg.) Wollheim
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sehen, wie er, Keith, sie sah? Vermochte er in der Venus die Wiege einer neuen lebensfähigen Kultur zu sehen, die die Erde aus ihrer Lethargie reißen konnte?
    Wenn ihn das „Zusammenkommen“ in Halaja nicht bewegte, war alles umsonst gewesen.
    Das war die erste große Zeremonie, die nahezu ausschließlich, von den Kindern abgehalten werden sollte, die inzwischen zu jungen Männern und Frauen herangewachsen waren. Die alten Robot-Humanoiden würden völlig im Hintergrund bleiben.
     
    *
     
    Es war die Zeit des großen „Zusammenkommens“ in Halaja.
    Fünf Erdtage fehlten noch an dem Monat, um den Keith Nostrand gebeten hatte.
    Er stand mit seiner Frau und Hauptmann Nostrand auf der Schwelle seines Hauses und wartete auf den Beginn der Zeremonie.
    Es war Nacht, und das Wolkenlicht spiegelte sich in den Wellen des Heimes des Geistes und überzog den Dorfplatz von Halaja mit einem weichen Schein. Große orangerote Feuer loderten im Ring der Holzhäuser und überdachten Gänge und warfen tanzende Schatten an die Wände.
    Trommeln dröhnten in langsamem Rhythmus, und ein Chor von Männer- und Frauenstimmen ertönte.
    Viele Tage und Nächte lang waren die Menschen über die Sümpfe und durch die Dschungel des großen Kontinents nach Halaja gekommen. Sie waren gekommen, wie vor ihnen ihre Väter, und vor diesen ihre Großväter und Urahnen gekommen waren.
    Das glaubten sie wenigstens – hatten es ihnen nicht ihre eigenen Väter ein ganzes Leben lang so erzählt?
    Aus dem fernen Acosta am Nordmeer waren sie gekommen und aus den drei Städten Wlan, Mepas und Carin, ebenso wie aus den Felsenbergen von Equete.
    Es war die Zeit der Zusammenkunft.
    Nicht alle kamen natürlich. Dies waren die ausgewählten Vertreter ihrer Völker, die die Reise durch den Dschungel machten und nachher wieder zu ihren Brüdern zurückkehren würden, wie es immer gewesen war.
    Die Feuer knisterten, und die Trommeln dröhnten.
    Ein neues Lied begann.
     
    O Freunde von fern und nah,
    wir kommen zusammen, wie wir immer kamen …
     
    Und der Chor der Männer und Frauen aus Acosta, den drei Städten und Equete antwortete:
     
    „Immer kamen, immer kamen …
    Wir kommen zusammen, verschieden und doch gleich,
    in Frieden, weil alle Menschen Brüder sind …“
    „Alle Menschen sind Brüder, alle sind Brüder …“
     
    Seite an Seite saßen sie da, rauhe Seeleute und zufriedene Bürger, tüchtige Bauern und ernste Philosophen.
    Die Trommeln schlugen schneller.
    Keith spürte, wie auch sein Herz vor Freude schneller schlug. Er drückte Carries Hand. Hier, in der Nacht eines fremden Himmels, war ein Traum, der nie sterben würde.
    Ralph Nostrand sah schweigend zu.
    Die alten Leute – es war schwer, sie jetzt als Roboter zu sehen, denn sie waren Väter und Mütter und Freunde gewesen – standen in den hinteren Kreisen und sahen den Kindern zu, die sie durchs Leben geführt hatten.
    Es war einfach nicht vorstellbar, daß nicht auch sie stolz sein sollten.
    Viele lange Stunden dauerte die Zeremonie noch, in der langen, langen Nacht. Es wurde getafelt und gezecht – und so manches junge Paar fand sich in dieser Nacht, denn die jungen Männer und Frauen aus den fernen Landen waren keine Heiligen.
    Fünfzig Stunden nach Beginn der großen Zeremonie wurde an dem kleinen See, in dem der Geist wohnte, der alte Gesang angestimmt. Die Worte waren eigenartig und fremd, aber sagten nicht die Götter selbst, daß sie eines Tages einen Sinn haben würden?
    Keith sah, wie seine beiden Söhne am See sangen.
    „Jenseits der Wolken über unserer Welt,
     jenseits des Regens, der unseren Himmel kühlt …
    Jenseits der Wolken, jenseits des Regens …
    w arten andere Himmel auf uns …
    Andere Himmel, andere Himmel …
    Jenseits des Meeres, in dem unsre Welt sich dreht,
    dort warten andere Ufer …
    Andere Ufer, andere Ufer …
    Und dort im Meer schwebt die grüne Erde
    und harret unser, harret der silbernen Pfeile …
    Silberne Pfeile zur Mutter Erde …
    Wenn dereinst ein Wiedersehen uns vereint …
    Uns vereint, uns vereint …“
     
    Die Trommeln hörten auf zu dröhnen, und tiefes Schweigen herrschte. Ein leichter Regen fiel aus den schimmernden Wolken.
    Keith konnte nicht reden. Er hielt die Hand seiner Frau. Ganz gleich, was geschehen würde, er war froh, daß sie zur Venus gekommen waren, froh selbst dann, wenn alles mißlingen sollte, denn es war besser zu scheitern, als es überhaupt nicht versucht zu haben.
    Er wandte sich langsam um und sah Hauptmann

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