TS 62: Das Rätsel der Venus
auf den Kopter zu. Keith dachte an Halaja und die dunklen Holzbauten im graugrünen Dschungel einer anderen Welt.
„All das“, sagte er. „weil er ein Mensch war, auch nur ein Mensch.“
Spät am Abend gingen alle drei singend durch die erleuchteten Straßen von Los Angeles.
Ein Mann und seine Frau, die den Plan eines alten Mannes ausgeführt hatten.
Ein Hauptmann einer vergessenen Truppe, der einen Bericht gefälscht hatte, um einen Traum am Leben zu erhalten.
Das violette Transparent hing in der Luft: DONT ROCK THE BOAT.
Sie gingen unter dem Transparent hindurch.
Sie schritten singend, Arm in Arm unter dem Sternenhimmel dahin. Sie gingen, und alle, die sie sahen, wunderten sich über das verklärte Lächeln auf ihren Gesichtern und das eigenartige Lied, das sie sangen.
Ein Lied, das seinen Widerhall in den Wolken fand.
Jenseits der Wolken, jenseits des Regens,
der unseren Himmel kühlt.
Jenseits … jenseits …
Die Grauen
(VENUS MISSION)
von J. T. Mclntosh
Das beschädigte Schiff senkte sich auf die Venus hinunter. Es flog aufrecht und drehte sich langsam um seine Längsachse. Die Düsen schwiegen. Graue Wolken strömten an den Finnen vorbei, entlang an der schimmernden Zelle. Am Bugfenster strengte Warren Blackwell seine Augen an, um dieses kochende Grau zu durchdringen, aber er kannte die Venusatmosphäre und wußte, daß das eigentlich Zeitverschwendung war. Er würde den Boden sehen, wenn das Schiff fünfzehn Meter darüberflog, und das würde viel zu spät sein.
Die Tür der Steuerkanzel klickte, und das Mädchen, das ihm beim Essen gegenübersaß, trat ein und kam auf ihn zu.
„Der Kapitän hat mich geschickt, für den Fall, daß ich helfen kann“, sagte sie.
„Und um Sie aus dem Weg zu haben.“
Sie lächelte gezwungen. „Bestimmt.“
„Wie heißen Sie?“ fragte er.
„Virginia Stuart. Sie können mich ruhig Virginia nennen. Jetzt ist keine Zeit mehr, formell zu sein, nicht? Sie sind Blackwell, nicht wahr? Sie sind … der Blackwell?“
„Wenn Sie den meinen, der all die Orden bekommen hat, ja, der bin ich. Wie viele leben noch?“
„Von der Mannschaft? Der Kapitän und sein Zweiter Offizier. Und der Kapitän schwankt auch schon. Nicht mehr lange, dann hat ihn die Strahlung auch fertiggemacht.“
Warren musterte sie und entschied, daß sie die Wahrheit ertragen würde. „Gehen Sie zurück und holen Sie einen von ihnen heraus“, sagte er. „Ich brauche nur einen, um die ganze Kraft, die noch übrig ist, auf die Maschine zu geben, wenn ich läute. Aber einer muß da sein. Viel Aussicht haben wir nicht – aber das ist unsere einzige Chance.“
„In Ordnung“, sagte sie. „Funktioniert das Telefon nicht?“
„Nein. Nur die Alarmanlage.“
Sie nickte und ging. Warren spähte erneut in den grauen Nebel hinaus. Er war Passagier auf der Merkland, aber als das Leck in der Kraftanlage entdeckt worden war, hatte man ihn aufgefordert zu helfen. Er kannte die Venus viel besser als irgendein Mitglied der Mannschaft. Nicht, daß das viel ausmachte. Im Augenblick konnte er auch nur hierstehen und Alarm schlagen, wenn er den Boden sah. Dann würde dort unten jemand die Bremsdüsen anlassen, und wenn sie Glück hatten, würde das Schiff in einem Stück aufprallen. Aber sie brauchten viel Glück.
Für den Betreffenden im Maschinenraum waren die Aussichten, lebend durchzukommen, gleich Null. Warren hier oben im Bug hatte noch die beste Chance – neben den noch verbliebenen Passagieren, die in einem Lagerraum mittschiffs eingeschlossen waren. Keiner von den anderen Passagieren hätte viel helfen können, und offensichtlich hatte der Kapitän deshalb ihn und das Mädchen als die beiden einzigen ausgewählt, die helfen konnten. Er schien ein tapferer und fähiger Offizier zu sein, dieser Kapitän. Er hatte sich selbst im Bugraum in Sicherheit bringen und das Problem der durch das Leck dringenden Strahlung jemand anderem überlassen können. Aber er wußte, daß nur er oder irgend ein anderes Mitglied seiner Mannschaft die Düsen bedienen konnte, und alles hing davon ab, daß sie im richtigen Augenblick einsetzten.
Das Mädchen kam zurück, und Kapitän Morris folgte ihr auf dem Fuß. „Ich schätze, wir sind sechstausend Meter hoch. Blackwell“. sagte Morris. „Könnte das stimmen?“
Virginia hatte nicht übertrieben, als sie sagte, der Kapitän schwankte. Er befand sich in den letzten Stadien der Strahlungsvergiftung. Warren dachte etwas zynisch, der Kapitän könnte
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