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TS 62: Das Rätsel der Venus

TS 62: Das Rätsel der Venus

Titel: TS 62: Das Rätsel der Venus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donald A. (Hrsg.) Wollheim
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davon gebrauchen können, wenn er sich auch hütete, seiner Stimme etwas davon anmerken zu lassen.
    Die ersten zehn Stunden waren nicht weiter schlimm, und Jerry begann in ihrem Verlauf sich an das Schiff zu gewöhnen. Sein Geist schwang mit dem rhythmisch auf- und abwogenden Düsenstrahl mit, und Mensch und Maschine gerieten in jene seltene Harmonie, die das Wirken eines wahren Meisterpiloten kennzeichnet.
    Als ihm ein Imbiß gebracht wurde, grinste er dem Küchenjungen zuversichtlich zu und schlang die Sandwiches in großen Bissen hinunter, wenn die Meldungen von oben ihm die Zeit dazu ließen. Der Junge erwiderte sein Lächeln und schnalzte mit den Fingern. Ein Hopser zur Venus mit defektem Steuer? Ein Kinderspiel!
    Ignatz wartete mit einigem Zweifel, aber es hatte den Anschein, daß sich nichts mehr ereignen würde. Er tutete hoffnungsfroh – und ein knallendes Geräusch aus dem Ventilationsschacht gab ihm Antwort. Der Absaugventilator fing lärmend an sich zu drehen, aber der kalte Luftstrom hörte auf.
    Jerry schaltete sich in die Telefonleitung ein. „Was ist denn passiert?“
    „Staubexplosion in der Filterkammer, Sir. Wird leider einige Zeit dauern, bis wir das hinkriegen.“
    Das war nicht übertrieben. Die Stunden schlichen dahin, und es wurde immer heißer. Der Schweiß rann Jerry in die Augen und über die Hände, daß er kaum mehr zupacken konnte, so schlüpfrig waren sie.
    Eis und Wasser, das in Abständen von Stunden gebracht wurde, schafften etwas Linderung, vermochten aber die Temperatur nicht zu senken. Ein Reparaturtrupp arbeitete zwar an den Lüftungsschächten, aber anscheinend schien es sich dabei um ein Lebenswerk zu handeln.
    Als zwanzig Stunden um waren, verfluchte Jerry die Hitze mit jedem keuchenden Atemzug. Er trug jetzt Eisbeutel an jeder nur gerade möglichen Stelle seines Körpers und schwitzte immer noch. Die Absaugpumpen funktionierten jetzt wieder, aber sie förderten heiße Luft anstelle kalter herbei. Jerry trug Schuhe mit dicken Isoliersohlen und gefütterte Raumhandschuhe, und dennoch drang die Hitze vom Boden und den glühendheißen Kontrollstäben durch.
    Und dann erreichte die Temperatur ihren Höhepunkt und stieg nicht mehr weiter. Zwischen der eindringenden und ausströmenden Luft entstand ein Gleichgewichtszustand, und es schien, daß Jerrys Eisbeutel endlich der Hitze Herr zu werden vermochten. Selbst die Luft, die er atmete, kam durch eine Eismaske.
    Das Telefon summte. Die Stimme des Alten meldete sich. „Eine von den Kühlanlagen ist durchgeschmort und funktioniert nicht mehr. Wir werden Sie auf halbe Eisration setzen müssen.“
    „Okay.“ Jerry warf Ignatz einen nachdenklichen Blick zu und hob ihn dann auf, um ihn sich auf die Schultern zu setzen. „Das Eis reicht nicht mehr, Alter. Du hast es zwar gerne warm, aber jetzt wirst du mich kühlen müssen. Komm, Freundchen, jetzt zeig’, was du kannst.“
    Ignatz tat sein Bestes. Er hatte das beste Wärmeregulierungssystem, das man sich auf den neun Planeten des Solsystems vorstellen konnte, und er setzte es jetzt ein, um die drückende Hitze, die von den Schultern seines Herrn aufstieg, aufzusaugen und abzustrahlen. Jerry konnte sich nie genau vorstellen, wie das funktionierte, aber er wußte, daß Ignatz Hitze absorbieren und wieder abstrahlen konnte.
    Jerry seufzte erleichtert. „Ah. das tut gut, Alter. Das ist viel schöner als die Eisbeutel.“ Er schloß die Augen und lehnte sich an die Schaltkonsole. Ignatz stieß ihn mit dem scharfen Schwanzende an und erinnerte ihn an seine Pflichten.
    „Ein richtiges Zweierteam, was, Alter“‘, murmelte der Meister. „Vielleicht schaffe ich es mit deiner Hilfe doch noch.“
    Es hatte tatsächlich den Anschein, als würde es jetzt etwas leichter werden. Der Frachter hatte in die richtige Bahnkurve zurückgefunden, war gut ausbalanciert und brauchte jetzt keine besondere Wartung mehr, bis sie die Venus erreichten. Jerry ließ sich einen isolierten Stuhl herrichten und ruhte darin aus, solange seine Arbeit es erlaubte, während Ignatz das Telefon bewachte. So konnte Jerry einmal fünfzehn Minuten, einmal zwanzig und einmal sogar eine ganze Stunde ausruhen. Wenn nur diese drückende Hitze einmal nachließe!
    Und dann, wie durch ein Wunder, drang plötzlich kalte Luft aus dem Luftschacht, und Jerry fuhr hoch. „Sie haben es geschafft. Ignatz, die Leitung funktioniert wieder.“ Er schauderte wohlig unter der kalten Luftdusche. „Jetzt brauche ich dich nicht mehr.

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