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TS 62: Das Rätsel der Venus

TS 62: Das Rätsel der Venus

Titel: TS 62: Das Rätsel der Venus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donald A. (Hrsg.) Wollheim
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die Leute hier untersucht. Wachen Sie auf, Mann!“
    Blane klappte langsam den Mund zu und wirbelte dann herum, um seine Befehle zu geben, bis wieder eine Spur von Ordnung in die Mannschaft gekommen war. In dem allgemeinen Durcheinander hatte der Alte Jerry nicht bemerkt, jetzt aber drehte er sich zu ihm herum.
    „Wer hat Sie denn herausgelassen? Aber egal, jetzt sind Sie da. Gut, daß wenigstens einer hier etwas Grips hat, sonst würde dieser Esel immer noch träumen. Kapitän Blane, lassen Sie die defekte Maschine wegschaffen, und setzen Sie diesen Gefangenen ein. Wir können jetzt auf keinen Mann verzichten. Ich gehe in die Kanzel und sehe mir den Schaden am Steuerautomaten an.“
    Jetzt, da der erste Schock vorüber war, schien Blane sich wieder gefangen zu haben. Er funkelte Jerry an, verschob aber seine Schimpfkanonade auf später. Ignatz wußte, daß das hier seinem Meister ebenso aufgebürdet werden würde, wie alles andere.
    Da die Maschine in tausend Trümmer zersprungen war, mußte sie völlig abgebaut werden. Die Männer schnitten also die wenigen Bolzen, die noch ganz geblieben waren, ab und schafften Platz für die neue Maschine. Der Gyromotor wurde stückweise herangeschleppt, und Jerry beaufsichtigte seinen Einbau, stellte selbst den Regulator ein und schloß die Leitungen so schnell an, wie die Mannschaft die alten Drähte beseitigen konnte. In einem Notfall gibt es kein Arbeitsteam auf der Erde, das die Arbeit tun kann, die eine Raumcrew in einer halben Stunde leistet, und das hier waren alles erfahrene Raumleute, denen die fehlende Schwerkraft eher angenehm als lästig war.
    Als der Alte zurückkam, waren die Wände bereits wieder zugeschweißt, die neue Maschine abgestimmt und die Kontrollkabel angeschlossen. Der Kapitän schwitzte und fluchte, aber er war froh, daß die Arbeit getan war.
    Der Alte winkte Blane mit ausdrucksloser Miene zu, und Blane folgte ihm bleich. Jerry schloß sich ohne besondere Einladung an, nicht ohne Ignatz vorher sorgfältig unter seinem Kragen verborgen zu haben.
    Im Nervenzentrum des Schiffes war der Steuerautomat ein hoffnungsloses Wrack. Die Hauptleitungen, die den Kontrollturm mit der Maschine verbanden, waren zwar noch intakt, aber die Kabel und Getriebe, die in Verbindung mit den elektronischen Schaltelementen das Gehirn des Schiffes bildeten, waren so gestört, daß eine Wiederherstellung unmöglich erschien.
    Die Stimme des Alten klang wie das sanfte Schnurren einer Katze, aber seine Lider zuckten. „Ersatzteile vorhanden, Kapitän?“
    „Ein paar. Vielleicht könnten wir es teilweise provisorisch hinkriegen, aber dafür, daß wir die Hauptdüsen steuern, reicht es nicht. Mir sieht das wie eine Fahrkarte zur Hölle aus – ohne Rückfahrt.“ Unter der Nervenanspannung der Gefahr hatte der Mann jede Hoffnung verloren.
    „Wie viele Stunden haben wir noch bis zur Venus, und wo ist der gefährliche Punkt?“
    „Sechzig Stunden, und wenn wir die Kiste nicht binnen zehn Stunden in die Hand bekommen, fallen wir in die Sonne. Im Augenblick sind wir auf einer G-3 Orbit – damit verfehlen wir die Venus vollkommen.“
    „Also keine Aussicht, daß man uns noch rechtzeitig die Ersatzteile nachschicken könnte“, murmelte der Alte. „Nun, ich schätze, damit wäre alles gesagt“
    Jerry schob sich an dem Kapitän vorbei und sah den Alten an. „Entschuldigen Sie, Sir, aber es könnte vielleicht möglich sein, das Schiff von hier aus von Hand zu steuern, wenn die Beobachtungen vom Kontrollturm durchgegeben werden.“
    Für den Bruchteil einer Sekunde leuchteten die Augen der beiden Männer in neu erwachter Hoffnung auf – dann wurden sie wieder stumpf. „Von tausend Leuten kennt vielleicht einer die Kabel hier. Nein, das ist völlig ausgeschlossen. Woher weiß ich denn, ob diese Stange vorwärts oder rückwärts bewegt werden muß, oder in welche Richtung das E-Gehirn dieses Rad hier dreht? Seinerzeit, als wir noch die alten Handsteuer hatten, waren sie alle in der logischen Reihenfolge in Gruppen angeordnet, aber das hier ist ja der reinste Irrgarten.“
    „Ich kenne die Anordnung“, erbot sich Jerry. „Das einzige Problem ist, sich schnell genug zu bewegen, daß man alle Stäbe gleichzeitig bedienen kann.“ Dennoch sah er das Gewirr von Drähten und Stangen mit einigem Zweifel an. Wenn er diese Aufgabe übernahm, bedeutete das, daß er eine zweieinhalb Meter lange Wand dauernd im Auge behalten und auf jede noch so winzige Bewegung der Schubstangen reagieren

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