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TS 62: Das Rätsel der Venus

TS 62: Das Rätsel der Venus

Titel: TS 62: Das Rätsel der Venus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donald A. (Hrsg.) Wollheim
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Beobachtungsturm aus gesehen. Ein Satz Steuerdüsen der Burgundy ist ausgefallen, und sie mußte notlanden. Wir bekamen den Anfang eines SOS herein, aber dann brach die Verbindung ab – vermutlich ist das Radio beim Absturz beschädigt worden.“
    „Wo?“
    „78°43’28’’ südliche Breite und 24°18’27’’ westliche Länge. Der Notruf begann mit etwas von ‚Zwillingsbergen’. Wissen Sie, wo das ist?“
    „Minervas Busen in der Nähe von Barkers Landing. Ich habe schon einmal bei der Nordkuppe kampiert. Der schlimmste Fleck auf der ganzen Venus – viel zu heiß.“
    „Richtig. Wir haben einen Funkspruch nach Hellas durchgegeben, aber in dem Dschungel kann es Wochen dauern, bis sie sie finden. Sie können also eine Million für sich dabei herausschlagen – und meine Villa in New Hampshire, wo Ihr verfluchtes Pech niemand außer Ihnen stört – aber Anne kriegen Sie nicht, ganz entschieden nicht.“
    Aber Jerry war nicht mehr zu sprechen, und Ignatz, der sich auf seinem Schoß zusammengerollt hatte, beschloß zu schlafen.
     
    *
     
    Sie waren nur noch acht Stunden von Hellas entfernt, als Ignatz sich regte und aufblickte. Der Alte arbeitete wie ein Berserker am Steueraggregat, und der Schweiß stand ihm in dicken Tropfen auf der Stirn! Ignatz weckte seinen Herrn mit einem kleinen Stupser seiner Schwanzspitze, und Jerry fuhr – sofort hellwach – in die Höhe. Er klopfte Barclay von hinten auf die Schulter.
    „Sie hätten mich schon vor ein paar Stunden wecken sollen, Sir. Jetzt mache ich weiter. Ich bin ganz frisch.“ Das war eine Lüge, und der andere wußte es auch. „Sie haben es großartig gemacht, aber ich kenne die Kiste besser als Sie.“
    Der Alte lächelte und blickte gespielt gleichgültig auf, trat jedoch seinen Platz Jerry dennoch nicht ungern ab. „Viel länger hätte ich es nicht mehr durchgehalten“, erklärte er.
    Jerry nickte nur. „Ja, schon gut. Aber Sie brauchen nicht meinen, daß mich das kalt läßt, was Sie über Anne sagten.“
    „So – dann haben Sie das also noch gehört? Hören Sie. mein Junge, ich habe nichts gegen Sie persönlich – wirklich nicht. Aber wenn Sie dieses Tier nicht aufgeben …“
    Jerrys Kopf ruckte hoch. „Ignatz bleibt.“
    „Das habe ich mir schon gedacht. In diesem Fall will ich Sie nicht in meiner Nähe haben. Das ist nicht gegen Sie persönlich gerichtet, aber ich will nichts riskieren.“
    „Nichts Persönliches, natürlich.“ Die Tür schloß sich leise, und der Alte war verschwunden. Jerry lachte. Seine Augen blitzten. „Hätte gar nicht gedacht, daß der alte Knabe das so schaffen würde. Das ist ein Schwiegervater, was?“
    Sie waren noch nicht gelandet, dachte Ignatz, und Anne würde dazu vielleicht auch noch etwas zu sagen haben. Er hegte noch erhebliche Zweifel, und Jerry verstand seinen Grunzlaut auch durchaus so, wie er gemeint war. Aber im Augenblick hatte er unmittelbarere Sorgen.
    Das Schwerefeld der Venus begann sich bereits bemerkbar zu machen, und die mangelnde Stabilität der Maschine wurde spürbar. Das Schiff hatte etwa zigarrenförmige Gestalt, wobei die Raketen unterhalb des Schwerpunktes lagen – was bei der augenblicklichen Unterleistung des Antriebs dazu führte, daß das ganze Schiff sich seitwärts dem Planeten entgegenneigte.
    „Nur ruhig, altes Mädchen“, redete Jerry auf das Schiff ein wie auf ein lebendes Wesen. „Wir müssen dich jetzt etwas kippen, damit du die Rotation der Venus mitbekommst.“. Er bugsierte den Frachter in die neue Flugkurve und vollführte wahre navigatorische Kunststücke im Kopf, während oben im Turm die Navigatoren eine Ortsangabe nach der anderen herunterleierten. Sie wechselten sich inzwischen bereits alle halben Stunden ab, denn jede Koordinate, die sie durchgaben, mußte jetzt bis auf die letzte Stelle hinter dem Komma stimmen, bis die Schlepper kamen und das Schiff ins Schlepptau nehmen konnten.
     
    *
     
    Aber alles schien gutzugehen, sie senkten sich in einer sanft geneigten Kurve auf den Südpol zu. In einer Höhe von tausend Meilen betrug die Relativgeschwindigkeit neun Meilen pro Sekunde, die Fallgeschwindigkeit drei. Bei fünfhundert Meilen Höhe befanden sie sich planmäßig im Trudelflug – und dann kam die sogenannte ,Kissenhöhe’, jener Höhenbereich, wo die Luft dick genug war, um das Schiff auf seinen eigenen Finnen zu tragen, und die Stabilisatoren begannen wieder angenehm zu summen. Jetzt brauchten sie nur noch im Gleitflug Kurs auf Hellas zu nehmen

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