TS 64: Bluff der Jahrtausende
erdähnlichen Welten der benachbarten Systeme aus. WEGA auf der anderen Seite ist ein typisch ‚schwarzer’ Sektor.
Sie können sich vorstellen, daß wir Sie dorthin schicken möchten, wo sich bevorzugt Mongolen angesiedelt haben. Sie sollen selbstverständlich nicht alle ,gelben’ Welten abklappern, aber doch wenigstens die zwei wichtigsten: ALGOL VIlI und ALGENIB XIl. Sie fliegen mit einem einzigen Schiff und einem Minimum an Besatzung. Sie sollen keinen Privatkrieg führen sondern Informationen sammeln. Wir wollen wissen, ob Howligan mit seinen Vermutungen recht hat und wann mit dem offenen Angriff zu rechnen ist.
Sie sind sich darüber im klaren, daß dies ein typischer SIS-Auftrag ist. Hinter Ihnen steht, sobald Sie die Erde verlassen haben, niemand mehr. Sie haben kein Besuchervisum für die beiden Welten, Sie müssen selbst zusehen, wie Sie landen können. Und wenn Sie erwischt werden, dann …“
Er schwieg plötzlich. Chet hörte einen Schalter knacksen, dann leuchtete die gelbe Lampe wieder auf. Die Sternkarte verschwand.
Chet, in Gedanken versunken, bemerkte, daß Houston ihn heimlich musterte.
„Sind Sie einverstanden?“ fragte er schließlich.
„Jawohl, Sir“, antwortete Chet.
Houstons Frage war nicht trivial. Bei Aufträgen dieser Art stand jedem Angehörigen des SIS das Recht zu, „nein“ zu sagen.
General Houston kehrte zum geschäftsmäßigen Tonfall zurück.
„Gut, mein Junge. Sie bekommen die nötigen Informationen mit dem üblichen Posthypnoverfahren. Sie werden feststellen, daß Sie bei aller Beschwerlichkeit nicht völlig auf sich allein gestellt sind. Wir haben überall ein paar Leute sitzen.
Sie starten am 22-09-3962 mit der HARPOONE.
Alles Glück der Welt für Sie, mein Junge!“
Chet stand stramm.
„Die Hälfte davon …“, setzte er zur konventionellen Erwiderung an; aber Houston unterbrach ihn mit ungeduldiger Handbewegung.
„Ach, Quatsch! Behalten Sie alles für sich! Sie können’s brauchen.“
Und zeigte so, daß es ihm ganz im Gegensatz zu seinem Gebaren nicht gleichgültig war, ob er seine Männer auf ein Himmelfahrtskommando schicken mußte oder nicht.
*
Noch am selben Tag erhielt Chet Farren die Posthypno-Anweisungen.
Posthypno-Verfahren war etwas, das Chet, obwohl er von der Materie nichts verstand, jedesmal von neuem Bewunderung abverlangte. Dem Teil des Gehirns, der dem Bewußtsein nicht zugänglich war, wurden Informationen zusammen mit einer Art Zeitzündung eingegeben. In dem Augenblick, in dem die Zündung eintrat – also der Block entfernt wurde, wie die Psychologen sagten – wurden die Informationen auch dem Bewußtsein zugänglich, der posthypno-Behandelte konnte über sie verfügen.
Die Vorteile, die ein solches Verfahren in einem Fall wie dem, in den Chet Farren verwickelt war, besaß, waren leicht zu erkennen: ebenso wenig, wie der Behandelte an die Informationen herankonnte, bevor der Block entfernt wurde, ebensowenig konnte es etwa ein neugieriger Gegner. Hätte Chet zum Beispiel seine Anweisungen auf offenem Wege erhalten, so hätte es geschehen können, daß gegnerische Agenten ihn festnahmen und ausfragten. Chet war ein tapferer Mann, wenigstens sagte man das von ihm, aber den Befragungsmethoden der galaktischen Spionage hätte auch er wahrscheinlich nicht standgehalten.
So aber besaß er die Informationen zwar; solange er sich jedoch auf der Erde aufhielt, waren sie weder ihm, noch jemandem anders zugänglich. Wenn er mit der HARPOONE unterwegs war, draußen im Raum, würde der Block fallen.
Den Rest des Tages benutzte Chet, um sich von den Leuten zu verabschieden, mit denen er während seines Urlaubs zusammen zu sein die Absicht gehabt hatte. Kurz vor Mitternacht bestieg er die Kurierrakete des SIS, die mit dem Ziel Nuka-Hiwa von Washington aus startete.
Nuka-Hiwa war eine Insel der Marquesas-Gruppe und gleichzeitig der wichtigste Raumhafen des Space Intelligence Service.
Als die Rakete ein Drittel ihres Weges zurückgelegt hatte, überschritt die Lichtmarke auf der Uhr die Grenze zwischen 20 und 21-09-3962. Das Datum änderte sich noch einmal, als die Rakete die Datumsgrenze überflog. Bei hellem Sonnenschein kam Chet etwa anderthalb Stunden nach dem Start auf Nuka-Hiwa an.
Von jetzt an gerechnet waren es noch knapp zwei Tage, bis die HARPOONE starten würde.
Chet Farren sah den schlanken, fast zierlichen Leib des Schiffes am Westrand des Landefeldes in den blauen Himmel ragen.
4.
Ursprünglich hatte Chet
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