Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
TS 64: Bluff der Jahrtausende

TS 64: Bluff der Jahrtausende

Titel: TS 64: Bluff der Jahrtausende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Mahr
Vom Netzwerk:
erkennen, die sich von allen Seiten über einen niedrigen Tisch beugten und sich für etwas interessierten, das auf dem Tisch lag.
    Chet Farren erkannte General Houston, den er einmal bei einer Ansprache auf dem Bildschirm und ein paarmal in Wochenschauen zuvor gesehen hatte. Chet war nicht überrascht; er hatte sich vorher ausmalen können, daß am Ende dieses zehntausendfach gesicherten Ganges, dreitausend Meter unter der Erde, eine hohe Persönlichkeit residieren müsse.
    Der Anblick der anderen drei Männer jedoch machte ihn stutzig – vielmehr der Anblick zweier von ihnen, denn den dritten kannte er nicht.
    Die beiden waren Philo Beckett, Staatssekretär im Ministerium für globale Sicherheit, und Clarendon, Beckens Chef, der Minister selbst.
    Chet Farren stand stramm, seitdem er den Raum betreten und die Tür sich hinter ihm geschlossen hatte. Ein paar Augenblicke vergingen unter dem gedämpften Gemurmel der vier Männer am Tisch, bis General Houston sich aufrichtete, umdrehte und Chets Gruß erwiderte.
    „Kommen Sie her!“ befahl Houston.
    Chet trat näher.
    „Das ist Kommodore Farren, meine Herren“, stellte Houston vor. „Der Mann, der, wie ich meine, die Aufgabe übernehmen soll.“
    Chet Farren richtete den Blick geradeaus. Er wußte, daß in solchen Situationen eine Vorstellung in umgekehrter Richtung nicht üblich war. Er würde also nicht erfahren, um wen es sich bei dem vierten Mann handelte.
    Der vierte Mann war größer als selbst General Houston, der als Hüne galt, aber sehr schlank, fast dürr. Das Gesicht paßte zur Figur: schmal, knochig, mit einer gewaltigen Nase und zwei großen, abstehenden Ohren.
    Chet versuchte, das Alter des Fremden zu schätzen; aber er konnte nicht mehr sagen als: zwischen fünfunddreißig und sechzig.
    Der Knochige kniff die Augen zusammen und musterte Farren ernst.
    „Ein bißchen jung, wie?“ brummte er schließlich.
    Arger stieg in Chet auf.
    „Zweiunddreißig Jahre“, antwortete er schnell und scharf.
    Houston warf ihm einen mißbilligenden, warnenden Blick zu. Aber Chet achtete nicht darauf. Der Knochige dagegen verzog das Gesicht.
    „Und ein bißchen unkonventionell“, ergänzte er seine Beurteilung.
    „Ich sage es nicht gern in seiner Gegenwart“, verteidigte sich Houston, „aber er ist einer meiner besten Männer, Sir.“
    Chet war verwirrt. Wie hoch mußte ein Mann im Rang stehen, damit General Houston ihn mit Sir anredete?
    Der Knochige nickte nachlässig.
    „Schon gut, General. Ich habe im Grunde genommen nichts gegen ihn einzuwenden. Ob er geschickt und intelligent genug für diesen Auftrag ist, wird sich schon herausstellen. – Klären Sie ihn bitte auf!“
    „Jawohl, Sir. Farren, sehen Sie sich an, was hier auf dem Tisch liegt!“
    Chet machte noch zwei weitere Schritte. Beckett und Clarendon traten zur Seite.
    Chet bemühte sich, seiner Verwirrung Herr zu werden und die Dinge, die auf dem Tisch lagen, sachlich zu klassifizieren.
    Bei einem Stapel bunter, mit vielfältigen Zeichen versehener Plastikstreifen, zwölf Zentimeter breit und von unterschiedlicher Länge, fiel ihm das leicht: das waren Antwort-Impulskarten aus elektronischen Rechnern und Kombinatoren.
    Auch etwas anderes konnte Chet ohne weiteres erkennen: es gab einen Stapel dünner Aluminium-Folien, in die Schriftzeichen eingeritzt waren. Chet beugte sich weiter nach vorne. Die Buchstaben waren altmodisch und hatten zu wenig Schnörkel für Chets Geschmack, ebenso altmodisch waren die Worte und die Satzbildung. Aber fürChet gab es keinen Zweifel daran, daß er hier die handschriftlichen Aufzeichnungen irgendeines Menschen aus vergangener Zeit vor sich hatte, der der Ansicht gewesen war, daß Aluminium ein ansprechenderes Schreibmaterial sei als Papierfolie.
    Der Rest gab Chet Rätsel auf. Der Rest war nämlich ein Sammelsurium von Rollen und Röllchen. Kleine Plastikspulen, wie Chet erkennen konnte, auf die irgend etwas draufgewickelt war. Die Enden dieses Etwas, zerfasert und bunt, hingen von den Spulen herunter und lagen unordentlich auf dem Tisch.
    „Habe alles angesehen, Sir!“ schnarrte Chet.
    „Gut. Wahrscheinlich können Sie sich nur bei einem Teil der Dinge vorstellen, worum es sich handelt; aber Sie werden alles noch im Detail erfahren. Fürs erste nur eines: Hier auf dem Tisch liegt die Hinterlassenschaft – oder vielmehr ein Teil der Hinterlassenschaft – eines Mannes, der vor fast genau zweitausend Jahren einen so prophetischen Blick in die Zukunft tat, daß

Weitere Kostenlose Bücher