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TS 64: Bluff der Jahrtausende

TS 64: Bluff der Jahrtausende

Titel: TS 64: Bluff der Jahrtausende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Mahr
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auf eines unserer wertvollsten Altertümer war ebenso unvernünftig, was Ihre eigene Sicherheit anbelangt, wie es kindisch im politischen Sinne war.“
    Da hast du recht, du heimtückischer Schleicher, dachte Chet zornig. Nur mit dem einen Unterschied, daß keiner von uns das Tor des Himmels auch nur berührt, geschweige denn eine Bombe in die Säule praktiziert hat.
    Daß er auf den Vorwurf nicht antworten konnte, erregte ihn so, daß er um ein Haar wieder bewußtlos geworden wäre. Aber Liu-Sü’s Stimme holte seinen Verstand zurück.
    „Natürlich möchten wir wissen“, sagte der Kommissar, „mit welchem Auftrag Sie nach SUNRISE gekommen sind. Wir rechnen nicht damit, daß Sie uns alles freiwillig erzählen. Aber falls Sie sich dazu entschließen könnten, wären wir bereit, Ihre Lage um einiges zu erleichtern.
    Im anderen Fall würden wir eine Sequenz von Gehirnwäschen Stufe eins anwenden müssen.
    Sie werden in einigen Stunden wieder Herr Ihrer Nervenfunktion sein. Wir werden dann zurückkommen und fragen, wie Sie sich entschieden haben. Überlegen Sie sich Ihre Antwort gut!“
    Chet hörte die Geräusche von Schritten und das Summen einer automatischen Tür. Dann war es völlig still um ihn herum.
    Was war mit Warren, Pete und Jaune geschehen? Er hatte sie gewarnt. Aber hatten sie die Situation rasch genug begriffen?
    Was war das für ein Unsinn mit dem Tor des Himmels? Wer hatte es in Wirklichkeit gesprengt, und was hatte der Betreffende damit beabsichtigt?
    Lauter Fragen ohne Antwort. Chets Erregung, von der seltsamen Lage, in der sich sein Nervensystem befand, verstärkt, wurde von Frage zu Frage größer, bis ihn schließlich eine wohltuende Ohnmacht von allem Grübeln erlöste.
    Als er erwachte, war die heiße Flut der summenden Flüssigkeit fast ganz verebbt. Er fühlte sich zwar matt, aber trotzdem weitaus besser als zuvor. Seine Stimmbänder brachten einen kratzenden, rostigen Schrei der Freude zustande, als er feststellte, daß er die Augenlider bewegen konnte.
    Er schlug die Augen weit auf, und aus dem anfänglichen Wirrwarr optischer Eindrücke formte sich das Bild eines kleinen, hellerleuchteten Raumes, der nur mit einem Liegegestell möbliert war. Auf dem Gestell lag Chet.
    Er war enttäuscht, als er sah, daß er allein war. Er hatte damit gerechnet, daß Liu-Sü Pete O’Neill ebenso erwischt und mit ihm zusammen in einem Raum untergebracht hätte. Daß Pete nicht hier war, bedeutete sicherlich nicht, daß er es fertiggebracht hatte, dem Kommissar zu entwischen. Er hatte breitbeinig vor seinem Spielkasten gestanden und sich um nichts anderes gekümmert. Warren und Jaune dagegen mochte es gelungen sein zu entkommen.
    Chet stellte fest, daß man ihm seine Kleider gelassen hatte. Das war erstaunlich; denn im allgemeinen kleidete man einen Spionage-Agenten bis auf die Haut aus und untersuchte ihn nach den Mikrogeräten, die er im Fleisch mit sich herumtrug.
    Chet versuchte, seine Chancen zu berechnen. Liu-Sü hatte die Reste der imprägnierten Folie gefunden. Er wußte also, daß die Geschichte mit dem ausgefallenen Hypertriebwerk eine Lüge war; denn inzinerierende Schreibfolien gab es erst seit achtzig Jahren.
    Die politische Situation in der Galaxis war danach, daß der Kommissar daraus den Schluß ziehen konnte, er habe Agenten irgendeines weißen Geheimdienstes vor sich. Einmal auf die Spur gebracht, konnte er das Material untersuchen lassen, aus dem das Schiff und seine Einrichtung bestanden. Er würde im Eisen zum Beispiel das typisch irdische Isotopengemisch feststellen, das sich um Bruchteile von Prozenten von denen anderer Welten unterschied, und daraus den Schluß ziehen, daß die HARPOONE ein Erdschiff war. Das allerdings widersprach dem nicht, was Chet und seine Männer erzählt hatten.
    Die Summation Spionage und Erde ergab Space Intelligence Service – zunächst allerdings nur als Vermutung. Aber wenn ein geschickter Mann wußte, wonach er zu suchen hatte, dann würde er es auch finden: all die kleinen Dinge und Geräte, die zum Gepäck eines SIS-Agenten gehörten und so gut versteckt waren, daß ein Unvoreingenommener sie niemals entdecken würde.
    Aber Liu-Sü war nicht mehr unvoreingenommen. Es gab keinen Zweifel daran, daß er inzwischen alle Beweise in der Hand hatte, die er brauchte.
    Trotzdem hatte Chet keine Furcht vor dem, was ihm bevorstand. Als SIS-Angehöriger im Range eines Kommodore, der also über wichtige Informationen verfügte, besaß er auch den Katalysator, der

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