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TS 64: Bluff der Jahrtausende

TS 64: Bluff der Jahrtausende

Titel: TS 64: Bluff der Jahrtausende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Mahr
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sollte in einem Saal stattfinden, in dem – typische Manier der Empfänge jener Zeit – das linke Drittel der großen Tafel, das mittlere dem mechanischen Orchester und das rechte den Kästen mit den elektronischen Unterhaltungsspielen vorbehalten waren.
    Das Leben vor dem Beginn des Banketts spielte sich im mittleren Drittel ab. Man stand herum, unterhielt sich und ließ sich von Robots des teuren Typs A-II-C Getränke reichen.
    Die A-II-C-Robots wurden von Chet und seinen Begleitern ausgiebig bestaunt, nachdem Liu-Sü sie darauf hingewiesen hatte, daß es sich bei den mit Plastikhaut überzogenen und mit Anzügen nach der neuesten Mode gekleideten Wesen in Wirklichkeit um Maschinenmenschen handele.
    Die Zeremonie der Vorstellung nahm nur ein paar Minuten in Anspruch.
    Die Oberhäupter der Stadt machten Chet und seinen Männern eine Reihe von Komplimenten über ihren Mut und ihre waghalsige Raumfahrt; damit war die Vorstellung erledigt.
    Das Essen begann bald darauf. Getreu ihren Rollen als Mitglieder der Zunft der privaten Raumfahrt mißachteten Chet, Warren Pete und Jaune alle Regeln der guten Erziehung und hieben in die vorzüglichen und reichlich dargebotenen Speisen ein, daß den anderen Gästen die Augen übergingen. Dabei unterhielten sie sich laut, ungeniert und meistens mit vollem Mund. Die Gesellschaft kam zu der Überzeugung, daß sie sich da ebenso mutige, wie unzivilisierte Gäste auf den Hals geladen habe.
    Das Essen wurde beendet mit zwei Trinksprüchen. Den ersten brachte der Ratsvorsitzende auf die Ehrengäste aus, den zweiten Chet Farren auf die Stadt Ulan und den Planeten SUNRISE.
    Nachdem man Chet Bescheid getan und die Gläser auf den Tisch zurückgesetzt hatte, versank die Tafel im Boden und kehrte wenige Augenblicke später mit neuen Gläsern frisch gedeckt wieder zurück. Die Gesellschaft weidete sich an dem ostentativ dargebotenen Erstaunen der Ehrengäste, die glaubhaft vorgaben, noch nie einen Autoservierer gesehen zu haben.
    Das mechanische Orchester, ein würfelförmiger Kasten mit einer unübersehbaren Fülle von Register-, Melodie- und Instrumentvorwahlen, setzte kurz darauf mit unüberhörbarer Lautstärke ein und machte darauf aufmerksam, daß der ernste Teil des Banketts nun endgültig vorüber sei.
    Warren und Jaune forderten ungeniert – nämlich indem sie ihnen auf die Schulter tippten und. die Andeutung einer Verbeugung machten – Damen zum Tanz auf und waren trotz ihrer unmöglichen Manieren begehrte Tänzer; denn der exotische Reiz eines Mannes, der einer längst vergessenen Zeit angehört und auf unglaublich altmodische Weise drei Viertel der großen Achse der Milchstraße durchmessen hat, verfehlte hier ebenso wenig, wie er es anderswo getan haben würde, Eindruck auf die Frauen zu machen.
    Pete O’Neille hielt nichts vom Tanzen, und hier – mit dem Ruf, in dem er stand – war der Ort, wo er diese Abneigung deutlich zeigen konnte. Pete durchquerte den Saal und ließ sich von einer Reihe ebenso wenig tanzbegeisterter Herren die Kunstkniffe erläutern, mit denen man einen der elektronischen Apparate dazu veranlassen konnte, als Gewinn für den erfolgreichen Spieler alkoholische Getränke in kleinen Plastikbechern von sich zu geben.
    Chet Farren hatte ursprünglich vorgehabt, sich mit Liu-Sü über SUNRISE zu unterhalten; aber diese Absicht hatte er schon während des Essens aufgegeben. Anlaß dazu war ein Mädchen, das Chet während des Dinners jenseits der breiten Tafel gegenübersaß. Chet schätzte ihr Alter auf etwa fünfundzwanzig Jahre. Ob das Mädchen verheiratet war oder nicht, konnte er nicht feststellen. Aber er hielt es für eine vernünftige Methode, das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden, wenn er ihr den Hof machte.
    Er bat den Kommissar, ihn vorzustellen, und erfuhr bei dieser Gelegenheit, daß sie Haiko hieß. Die offene Art, wie Chet sein Interesse zeigte, schien ihr nicht zu behagen. Während der ersten Tänze gab sie sich ziemlich zurückhaltend. Aber Chet ließ sich davon nicht beeindrucken.
    „Wissen Sie“, sagte er beiläufig, „ich habe keine Ahnung, nach welchen Gesichtspunkten Sie das Benehmen eines Menschen beurteilen. Wenn Sie es für falsch halten, daß ich Ihnen so offen gezeigt habe, wie sehr Sie mir gefallen, dann entschuldigen Sie bitte. Es war keine schlechte Absicht dabei; aber die Tatsache als solche läßt sich auch nicht ändern!“
    Haiko verlor den Schritt und blieb stehen. Chet studierte ihr Gesicht. Er sah, wie es im

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