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TS 64: Bluff der Jahrtausende

TS 64: Bluff der Jahrtausende

Titel: TS 64: Bluff der Jahrtausende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Mahr
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hatte.
    Chet stand auf.
    „Einen zähen Burschen hat uns die Erde da geschickt, wie?“ spottete Nan Hsiang. „Ich mußte Sie schocken, damit Sie mit herunterkamen; aber Sie scheinen nicht mehr viel davon zu spüren, oder?“
    Chet machte eine Kniebeuge und schüttelte die Arme.
    „Nein, nichts. – Übrigens: Was gibt’s Neues?“
    Nan Hsiang lachte.
    „Nicht viel. Ich habe Ihnen den Richard Toyes aus dem Gehirn operiert. Wollen Sie etwas über ihn erfahren?“
    „Natürlich. Wie lange war ich … war ich …“
    „Toyes? Insgesamt anderthalb Tage. Einen Vierteltag davon bewußtlos unter meinen Geräten.“
    Um einem Gepfropften seine ursprüngliche Persönlichkeit zurückzugeben, mußte das Gerät das gepfropfte Bewußtsein zunächst annullieren. Es gab Instrumente, die es verstanden, die gepfropften Gedankenimpulse während der Annullierung zu registrieren und in eine Schablone zu pressen. Nan Hsiang besaß ein solches Instrument. Er konnte Chet wie von einem Bildband vorspielen, was Richard Toyes erlebt und gewußt hatte – und vor allen Dingen: wie es ihm während des einzigen Tages, da er wirklich existierte, ergangen war.
    Das Abspielen der Schablone mit den dazugehörigen Bildern dauerte drei Stunden. Danach wußte Chet Farren über alles Bescheid, worüber auch Richard Toyes Bescheid gewußt hatte. Er bedauerte, daß der Zeitpunkt, den er mit Kim Il für ein Visiphongespräch verabredet hatte, langst verstrichen war.
    „Was wissen Sie über meine drei Männer?“ fragte er den Agenten.
    Nan Hsiang zuckte mit den Schultern.
    „Leider nichts. Die Leute, mit denen ich in Verbindung stehe, haben nicht in Erfahrung bringen können, ob sie gefangen sind oder nicht.“
    „Mhm. – Haben Sie jemals von der MANDELBLÜTE gehört?“
    Nan Hsiang lächelte.
    „Wer hätte das nicht?“
    „Sind die Leute gefährlich?“
    Nan Hsiang verzog das Gesicht.
    „Unbedeutend sind sie sicherlich nicht. Wie man hört, sind die Führer der Vereinigung hohe Regierungsbeamte.“
    Chet nickte vor sich hin und versank in Grübeln. Nach einer Weile fragte ihn Nan Hsiang:
    „Was haben Sie jetzt vor?“
    Chet sah ihn an.
    „Nach meinen Leuten suchen. Und mit Kim Il in Verbindung kommen. Ich kann mich recht gut als Richard Toyes ausgeben und von ihm mehr über die MANDELBLÜTE zu erfahren suchen. Diese Vereinigung scheint mir die Hauptbelastung für die Beziehungen zwischen den gelben und den übrigen Welten zu sein.“
    „Oho!“ staunte Nan Hsiang. „Und Howligan haben Sie vollkommen vergessen?“
    Chet schüttelte den Kopf.
    „Wissen Sie von ihm?“
    „Ja. Man hat mich in groben Zügen informiert, bevor Ihr Einsatz begann.“
    „Gut. Dann wissen Sie, daß die mongolische Rasse die direkte Erinnerung an ihre Herkunft längst verloren hat. Sie handelt unterbewußt bis zu dem Tag, an dem sie von ihrer Heimatwelt aus aufgeklärt wird. Die MANDELBLÜTE könnte recht gut aus solchen Leuten bestehen, die erst in jüngster Zeit zur Aufklärung eingesetzt worden sind.“
    Nan Hsiang nickte.
    „So könnte es sein.“
    Und nach einer nachdenklichen Pause fuhr er fort:
    „Wenn es wirklich so ist, dann haben Sie alle Eile!“
    Chet stutzte.
    „Weswegen?“
    Nan Hsiang grinste.
    „Das ist die Überraschung, die ich mir aufgehoben habe. Die Sprengung des Himmelstores hat die Gemüter – vor allen Dingen die simplen – so sehr erregt, daß die Regierung sich dem Druck der Straße nicht mehr lange wird entziehen können und daher gezwungen sein wird, den nächstliegenden weißen oder schwarzen Welten den Krieg zu erklären.“
    Chet schnappte nach Luft.
    „Und das sagen Sie mir jetzt !“

 
7.
     
    Nan Hsiang machte kein Hehl daraus, daß es ihm lieb wäre, wenn sein Gast sich so schnell wie möglich verabschiedete. In der Tat war damit zu rechnen, daß Liu-Süs Spürhunde Chet Farren auf Schritt und Tritt verfolgten, um zu sehen, ob die Pfropfung die gewünschte Wirkung habe. Der lange Aufenthalt bei Nan Hsiang mußte ihnen auffallen. Wenn sie jemals herausfanden, daß Mr. Toyes sich wieder in Kommodore Farren zurückverwandelt hatte, würde außer Chet Nan Hsiang als erster darunter zu leiden haben.
    Chet verabschiedete sich also, nachdem er in Nan Hsiangs Wohnung einen kleinen Imbiß und ein Medikament zu sich genommen hatte, das seine nervöse Erregung, Folgen der zweimaligen nervlichen Belastung durch psychophysikalische Geräte, beseitigte. Er konnte Nan Hsiang nichts übelnehmen, obwohl er sich unter einem Agenten mit

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