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TS 64: Bluff der Jahrtausende

TS 64: Bluff der Jahrtausende

Titel: TS 64: Bluff der Jahrtausende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Mahr
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nicht mißtrauisch zu machen. Denn an und für sich hielt Toyes die Robotbaletts für eine geschmacklose Sache.
    Es stellte sich heraus, daß Kim Il dieselbe Meinung hatte. Toyes lachte und schlug vor:
    „Dann lassen Sie uns die zehn Credits so schnell wie möglich vertrinken und wieder verschwinden. Ich dachte, ich mache ihnen eine Freude.“
    Sie unterhielten sich angeregt, und Toyes’ Verdacht schmolz wie Butter an der Sonne. Es stellte sich heraus, daß Kim Il Überwachungsangestellter in einem staatlichen Betrieb war, keine Familie hatte und deswegen die Abende und sein ansehnliches Gehalt damit verbrachte, in den Lokalen der Stadt herumzusitzen. Toyes zweifelte nicht an diesen Angaben, nachdem er den Eindruck gewonnen hatte, daß Kim Il ein ehrlicher Mensch sei. Er sah auch keinen Grund, warum er nicht von seiner Tätigkeit auf MARTHA berichten solle. Kim Il zeigte sich interessiert; aber nicht so sehr, daß es Toyes verdächtig vorgekommen wäre.
    „MARTHA liegt ziemlich weit im weißen Bereich drinnen, nicht wahr?“ fragte er.
    Toyes nickte.
    „Ja, das ist unsere große Sorge. Wenn es irgendwann einmal zum Krieg kommen sollte, werden die Weißen nach MARTHA zuerst greifen. Und darauf ist dort niemand vorbereitet … ich meine: technisch vorbereitet.“
    Kim Il lachte.
    „Die Weißen !Das hört sich aus Ihrem Mund seltsam an.“
    Toyes winkte ab.
    „Es ist schon längst ein politischer Begriff geworden. Meine Hautfarbe ist zwar weiß; aber ich bin ein ebenso treuer Bürger von SUNRISE wie irgendein anderer.“
    „So war das nicht gemeint“, lenkte Kim Il ein. „Ich bezweifle nicht … übrigens: haben Sie nichts davon gemerkt, daß die Weißen uns feindlich gesinnt sind?“
    „Doch. Die Leute auf MARTHA beziehen ihren Proviant vonEGGSHAPE, das ist rund fünf Lichtjahre entfernt und eine weiße Welt. Ich war ein paarmal mit dem Versorgungsschiff dort. Man bedient uns nicht sehr freundlich, versucht, uns zu betrügen, und macht aus seiner Abneigung gegen alles, was gelbe Hautfarbe hat, kein Hehl.“
    „Nennt man einen Grund für diese Abneigung?“
    „Man behauptet, wir seien kriegslüstern, rachsüchtig und hätten einen Rassendünkel.“
    Kim Il nickte ernst.
    „So werden die Dinge verfälscht, und schließlich kommt es zur Explosion, weil die eine Seite von der anderen nicht genug Bescheid weiß und sich nur auf Gerüchte verläßt. – Haben Sie von der MANDELBLÜTE gehört?“
    Toyes stutzte. Er erinnerte sich an den Namen, wußte aber nicht mehr, in welchem Zusammenhang er ihn gehört hatte.
    „Geben Sie mir ein Stichwort!“ bat er. „Vielleicht fällt mir’s dann wieder ein.“
    Kim Il überlegte eine Weile.
    „Zum Beispiel: Nationale Integration, rassische Würde …“
    „O ja!“ unterbrach ihn Toyes so laut, daß ein paar andere Leute sich überrascht umsahen. „Der Verein der Freunde der MANDELBLÜTE! Eine Art Geheimbund, der es sich zum Ziele gesetzt hat, alles, was mongolischer Rasse ist, von der übrigen Menschheit abzuschließen.“
    Kim Il nickte.
    „Genau. Sie haben auf MARTHA in den Nachrichten darüber gehört? Was halten Sie davon?“
    Toyes machte eine wischende Handbewegung.
    „Soviel. Ich habe mein Leben lang noch nichts von ideologischen Narren gehalten. Es scheint mir auch, als könnten solche Leute in unserer vernünftigen Zeit keine großen Erfolge haben.“
    Kim Il machte ein skeptisches Gesicht.
    „Ich wollte, ich könnte das sagen“, murmelte er.
    Toyes trank seinen Becher leer und stand auf.
    „Kommen Sie, lassen Sie uns gehen! Erzählen Sie mir mehr von der MANDELBLÜTE. Wenn sie Ihnen Sorgen macht, will ich gerne mehr darüber hören.“
    Sie verließen das Theater und machten als nächstes in einem kleinen Restaurant Station, in dem exotische Getränke ausgeschenkt wurden. Toyes zum Beispiel liebte Whisky; aber Whisky wurde nur auf ein oder zwei Welten produziert, deswegen bekam man ihn nur selten.
    Es stellte sich zu Toyes’ Bedauern heraus, daß Kim Il nicht allzuviel über die MANDELBLÜTE wußte – oder nicht viel erzählen wollte. Er deutete nur an, daß diese Vereinigung wahrscheinlich für einen Teil der Schwierigkeiten verantwortlich sei, die es zwischen den gelben und den anderen Welten gab. Er versprach jedoch, daß er versuchen wolle, mehr über die MANDELBLÜTE zu erfahren, da Toyes sich aufrichtig für dieses Problem interessierte.
    Fünf Stunden nach Mitternacht, kurz vor Tagesanbruch, trennten sie sich voneinander, nachdem sie

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