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TS 64: Bluff der Jahrtausende

TS 64: Bluff der Jahrtausende

Titel: TS 64: Bluff der Jahrtausende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Mahr
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kleines Schaltbrett mit bunten Wahltasten und einen dicken Mittelfuß, der der Haus-Versorgungsleitung als Speisen- und Getränkelift diente.
    „Greifen Sie zu!“ forderte Nan Hsiang seinen Gast auf. „Bei einem wohlschmeckenden Tropfen läßt sich’s besser reden.“
    Toyes drückte wahllos auf einen der Knöpfe und sah ungeduldig zu, wie der Tisch seine Bestellung produzierte: synthetischen Kornschnaps. Nan Hsiang wartete ruhig, bis Toyes den ersten Schluck gemacht hatte.
    Toyes berichtete in knappen Worten, was sich ereignet hatte, und machte kein Hehl daraus, daß ihm die ganze Angelegenheit sehr geheimnisvoll vorkomme und daß er nicht die geringste Ahnung habe, wie er zu dem Stück Stoff gekommen sei.
    Während des Berichtes verhielt sich Nan Hsiang völlig ruhig. Toyes hatte gehofft, daß er – durch Überraschung, Erschrecken oder irgendeine Bemerkung – erraten lassen würde, wie tief er in die geheimnisvolle Geschichte eingeweiht war; aber Nan Hsiang saß wie eine Statue.
    Als Toyes geendet hatte, stand er plötzlich auf.
    „Kommen Sie bitte mit!“ sagte er ruhig.
    Toyes wurde mißtrauisch.
    „Wohin?“
    Nan Hsiang deutete auf den Fußboden.
    „Nach unten. Jedem Appartement steht für verschiedene Zwecke ein Kellerraum zur Verfügung. Dorthin möchte ich Sie bringen.“
    „Warum?“
    Nan Hsiang wurde ungeduldig.
    „Mein Gott, fragen Sie nicht so lange. Ich denke, Sie wollen Aufklärung haben?“
    Toyes gab seinen Widerstand auf. Schließlich hatte er eine moderne Waffe in der Tasche, und Nan Hsiang sah nicht so aus, als sei er in der Lage, einen kräftigen jungen Mann zu übertölpeln.
    Sie fuhren mit dem Lift in den Keller hinunter. Die einzelnen Kellerräume waren durch hohe, undurchsichtige Plastikverschläge voneinander getrennt. Der, der Nan Hsiang gehörte, war nicht größer als zehn Quadratmeter.
    Toyes fühlte sich ein wenig unbehaglich, als der Alte die Tür hinter sich schloß. Er sah, wie Nan Hsiang sich an der Wand neben der Tür zu schaffen machte. Von irgendwoher kam leises Summen. Nan Hsiang richtete sich schließlich aus seiner gebückten Haltung auf und sagte warnend:
    „Vorsicht! Bewegen Sie sich nicht!“
    Toyes fuhr trotzdem herum. Er sah, nur einen halben Schritt hinter sich, ein finsteres Loch gähnen. Es war quadratisch mit einer Seitenlänge von wenig mehr als einem Meter. Toyes konnte nicht sehen, wie tief es war.
    Für ein paar Sekunden beachtete er Nan Hsiang nicht. Die Zeitspanne genügte dem Alten, um eine winzige Schockwaffe hervorzuziehen, sie auf seinen Gast zu richten und abzudrücken.
    Toyes fühlte einen wuchtigen Schlag und verlor das Bewußtsein. Er spürte nicht mehr, wie er vornüberkippte, in das Loch stürzte, einmal hart auf den Rand schlug und dann vom Sog eines künstlichen Gravitationsfeldes langsam nach unten gezogen wurde.
     
    *
     
    Chet Farren hörte schlurfende Geräusche in der Nähe.
    Er hielt die Augen geschlossen, damit niemand merkte, daß er zu sich gekommen war, und versuchte, sich zu erinnern.
    SUNRISE, Liu-Sü, das Fest der Stadtverwaltung, Haiko, das gesprengte Denkmal, die Verhaftung –
    Donnerwetter! Was war mit der Pfropfung? Hatte sie nicht gewirkt?
    Er schlug die Augen auf. Den Raum, in dem er sich befand, hatte er nie zuvor gesehen. Aber den alten Mann, der sich an einem Gerät zu schaffen machte, hatte er auf einem Psy-Bild gesehen, dessen Einzelheiten sich tief in das Gedächtnis eingeprägt hatten.
    Nan Hsiang, Agent des Space Intelligence Service, Klassifikation 0,002.
    Chet lag auf einer Art Bett. Er versuchte, sich aufzurichten, und bei dem Geräusch, das er dabei verursachte, wurde Nan Hsiang auf ihn aufmerksam. Er wandte sich um.
    „Na, wieder wach, Mr. Toyes?“
    Chet erinnerte sich, daß er den Namen schon einmal gehört hatte. Von wem? Von Kommissar Liu-Sü. Er hatte gesagt: „Bis in einer Stunde, Mr. Toyes!“
    Wie ein Schleier fiel es von Chets Augen. Die Pfropfung – sie hatte stattgefunden. Das Stück Stoff, das er geschluckt hatte, hatte seine Wirkung getan. Als Mr. Toyes war er neugierig genug gewesen, um dem Hinweis nachzugehen. Und Nan Hsiang hatte seine Arbeit getan, wie man es von ihm erwartete. Er besaß die Bewußtseinsschablone des Kommodore Farren, das war eine der Vorbereitungen gewesen, die dieser Einsatz erforderte. Er besaß außerdem die nötigen Geräte, um die Folgen einer Pfropfung zu annullieren und dem, den er behandelte, die Persönlichkeit zurückzugeben, die er vor der Pfropfung gehabt

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