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TS 66: Sternenfieber

TS 66: Sternenfieber

Titel: TS 66: Sternenfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Z. Gallun
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werden vorerst genug damit zu tun haben, einen neuen Anführer zu wählen. Der Streit wird sie lange genug beschäftigen …“
    Das schien zu stimmen, denn es erfolgten keine Überfälle mehr. Dafür gab es andere Sorgen, wenn auch keine neuen. Die Tovies nahmen immer mehr Asteroiden in Besitz und isolierten sie hermetisch von den freien. Das war gegen die internationalen Abmachungen, die jede Grenzziehung im Weltraum verboten.
    Inzwischen erhielt Nelsen den angeforderten Archer Sieben, das neueste Modell. Unter der Sichtscheibe war ein kleiner TV-Schirm eingebaut, mit dem sich alle Bildsendungen empfangen ließen. Auch die Propagandasendungen von Ceres. Da konnte man die fein säuberlich ausgerichteten Quartiere bewundern, die großen Krankenhäuser, die weit ausgedehnten Fabriken. Alles ging genau nach Plan und auf Kommando. Nelsen begann sich nach einiger Zeit zu überlegen, ob diese straffe Organisation nicht vielleicht doch besser und günstiger sei als die von manchen Pannen begleitete Arbeit der Demokratien. Wenigstens hier draußen im Raum. Die Tovies konnten sich das Denken ersparen, denn jemand anderer dachte für sie und leitete sie.
    Für einen Augenblick sah Nelsen ein Sonnensystem ohne freie Meinung vor sich – eine im ersten Moment keineswegs so schreckliche Vision, bis man sich die Mühe machte, sie zu analysieren. Zugegeben, die Methode des staatlichen Gelenktwerdens war für den einzelnen praktisch und einfach, aber sie nahm ihm jegliche Form der Initiative. Der Geist mußte verkümmern, genau so, wie die Freiheit verkümmerte.
    Er verzichtete darauf, weitere Sendungen dieser Art zu sehen, denn er hatte ihre nur scheinbare Harmlosigkeit erkannt.
    Und wieder verging ein volles Jahr.
     
    *
     
    Leider hatte Nelsen damals keine Gelegenheit mehr erhalten, Ramos vor seinem Start zum Saturn und dessen Monden noch einmal zu sehen. Der Mexikaner hatte seine Vorbereitungen ziemlich unauffällig beendet und war dann auf und davon.
    Nun erhielt Nelsen auf Umwegen die Nachricht, daß ein Mann mit Namen Miguel Ramos aus dem tiefen Raum zurückgekehrt sei, mehr tot als lebendig. Er sollte bis in die unmittelbare Nähe des Saturn vorgedrungen sein und sein Stellene-Schiff, so sagte man, sähe aus wie ein Sieb.
    Ramos lag im Hospital von Pallastown.
    Nachdem Nelsen seine geschäftlichen Angelegenheiten erledigt hatte, ging er Ramos besuchen. Der kühne Forscher war noch halb bewußtlos, aber zum Erstaunen der Ärzte erkannte er seinen Besucher sofort. Er hatte beide Hände verloren; die Beine waren in Höhe der Knie amputiert worden. Erfroren! Eigentlich hatte er es nur den mitgenommenen Heilmitteln zu verdanken, daß er mit dem Leben davongekommen war. Trotzdem betrachteten die Ärzte es als eine Art Wunder.
    „Hallo, Frank“, flüsterte er heiser, als er Nelsen zunickte. „Ich habe mich nicht verrechnet. Draußen umkreisen gefrorene Methangasteilchen den Saturn, wie kleine Meteore. Die unbemannten Raketen sind mitten durch sie hindurchgeflogen, ohne Schaden zu nehmen. Die Partikel sind zu klein, um von Radar geortet zu werden. Aber die Stellene-Kugeln waren nicht gegen sie gefeit. Sie trieben in den Schauer der steinharten Teilchen und wurden durchlöchert. Die Eistropfen wirkten wie Geschosse und töteten auch die Piloten – darum kam also niemals jemand vom Saturn zurück. Ich bin der erste und kann alle anderen warnen. Mein Archer war speziell gepanzert, so daß die Eisgeschosse nicht eindringen konnten. Leider nicht an allen Stellen, so daß ich an den Händen und Beinen doch getroffen wurde. Mann, Nelsen, ich habe Fotos gemacht … direkt vom Rand der Ringe her. Und Daten brachte ich mit zurück, Neuigkeiten …“
    Ein triumphierendes Lächeln umspielte Ramos’ Lippen, ehe er plötzlich wieder bewußtlos wurde.
    Später zeigte man Nelsen die Fotos. Er sah die nebelhafte Masse, die aus feinsten Teilchen gefrorenen Wassers und Methans bestand – eigentlich nichts Besonderes, wüßte man nicht, daß man in den Ring des Saturn schaute. Saturn – das war ein eisiger, fast gasförmiger Planet mit ungeheuren Druck- und Gravitationsverhältnissen, eine Welt, auf der ein Mensch wohl kaum würde leben können. Ramos, der alte Schürzenjäger, hatte es versucht. Er war nun zu einer historischen Figur geworden.
    Nelsen stieß einen wütenden Fluch aus und begab sich mitten hinein in das Vergnügungsviertel der Stadt, um sich abzulenken. War es nicht ein Jammer, daß er inzwischen sogar schon Fett ansetzte

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