TS 66: Sternenfieber
Felsen, tauchte gerade ein Saurier aus den zähen Fluten und sah mit kleinen Augen in Richtung der Kamera.
„Was ist das?“ fragte Nelsen, obwohl ihm die Bedeutung des Fotos zu dämmern begann. Aber er konnte es nicht glauben. Lester aber bestätigte seine Vermutung.
„Ja, sie waren auf der Erde – genau wie einst die Marsianer. Sie forschten in den Urwäldern und machten Filme. Genau wie die Marsianer bauten aber auch sie an einem atomaren Projektil, mit dem man einen ganzen Planeten vernichten konnte. Es hatte Kugelform und besaß einen Durchmesser von knapp zehn Kilometer. Soll ich dir beweisen …?“
„Später, jetzt habe ich keine Zeit mehr. Ich muß zum Büro. Vergiß nicht, ständig deinen Archer zu tragen. Auch Helen und das Kind …“
Nelsen selbst trug seinen neuen Archer-Sieben. Der Helm hing lose im Nacken. Er störte kaum, denn hier in Pallastown wog er fast nichts. Im Büro fand er einen Brief von Nancy Codiss, dessen Ton ernster war, als in allen bisherigen Briefen.
„Lieber Frank, ich werde auch die Erde verlassen! Für zwei Monate bleibe ich in einem Hospital auf dem Mars, später möchte ich den Asteroidengürtel besuchen. Vielleicht treffen wir uns zufällig …“
Weiter kam er nicht.
In der Stadt heulten die Sirenen auf und gaben Alarm.
Noch während Nelsen den Helm seines Raumanzugs verschloß, begannen die Abwehrgeschütze von Pallastown zu feuern. Die ferngesteuerten Raketen eilten auf die nahenden Geschosse zu.
Nelsen kam nicht mehr dazu, einen der unterirdisch angelegten Schutzräume zu erreichen. Nicht weit von ihm entfernt zerbarsten vier größere Kuppeln. Er mußte hin, um die Rettungsaktionen zu unterstützen. Obwohl fast alle Männer und Frauen ihre Anzüge getragen hatten, gab es mehr als hundert Tote. Das Sanitätspersonal hatte genug zu tun.
Er sah sich um, aber von einer wirklichen Expedition war nichts zu bemerken. Der Gegner hatte keine Sprengbomben geworfen, sondern nur gezielte Meteore. Das Prinzip war einfach: Man nahm einen der vielen treibenden Brocken in die bloßen Fäuste, beschleunigte mit dem Antrieb des Archer, zielte mit dem Körper – und ließ den Brocken bei fünf oder sechs Sekundenkilometern Geschwindigkeit einfach los. Er würde das Ziel treffen.
Eine von den Gangstern erfundene Methode. Einfach und wirksam.
Nelsen hätte gut eine der Luftschleusen erreichen können, aber er blieb vorerst noch in der Stadt, um zu helfen. Es kamen noch zwei weitere Einschläge, dann stoppte der Angriff genau so überraschend, wie er begonnen hatte. Aber für wie lange …?
Die Verluste betrugen etwa vierhundert Menschenleben. Es hätte genau so gut die ganze Bevölkerung der Stadt sein können. Von Nelsens Freunden war niemand zu Schaden gekommen, und auch die einzelnen Handelsposten meldeten per Funk ihr Wohlergehen.
Drei Tage blieb Nelsen noch in Pallastown, aber der Angriff wiederholte sich nicht. Die Raumpatrouille erhielt Verstärkung für den Sektor von Pallas. Sie würde nun jeden weiteren Überfall mit vereinten Kräften abwehren können.
Am dritten Tag spürte Nelsen plötzlich, daß er den Asteroidengürtel satt hatte. In der Funkzentrale bekam er eine Verbindung mit Nancy auf dem Mars. Sie war inzwischen dort eingetroffen und schien sehr erfreut, so schnell etwas von ihm zu hören. Er selbst war erleichtert, denn niemand konnte wissen, was inzwischen auf dem Mars geschehen war.
„Ich bin es – Frank Nelsen! Der Pullover paßt gut, und ich trage ihn immer. Wie ist es auf dem Mars? Ich bin noch nie dort gewesen, aber es dauert nicht mehr so lange, dann werde ich es sein …“
„Du willst kommen?“, hörte er sie rufen und dann glücklich lachen.
Bald nach diesem ersten Gespräch verließ er Pallastown, um sich nach Posten Eins zu begeben. Art Kuzak erwartete ihn bereits – der ehemalige Fußballspieler und jetzige Handelsbaron. Er lebte gut, dieser Kuzak.
Nelsen ging sofort in das Hauptbüro und schlug mit der Faust auf den Tisch.
„Ich möchte Urlaub nehmen, Art. Vielleicht einen sehr langen.“
Art Kuzak starrte ihn an. Langsam und in verhaltener Wut sagte er:
„Du also auch! Ihr seid doch alle gleich, ihr Vagabunden!“ Er machte eine Pause, als er sah, wie Nelsens Kinn sich vorschob und sein Gesicht einen grimmigen Ausdruck erhielt. Beschwichtigend lenkte er ein: „Schon gut, alter Knabe, jeder ist zu ersetzen. Du auch! Vielleicht gehe ich auch mal in Urlaub, wenn du eines Tages zurückkehrst. Wer weiß? Was hast du
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