TS 66: Sternenfieber
…?
Im Eingang zum Lokal „Second Stop“ streifte er zwei Männer, von denen ihm einer von der Seite her bekannt schien. Das Profil …
Es war Tiflin, aber er erkannte ihn einige Sekunden zu spät. Ehe er die beiden Männer verfolgen konnte, waren sie im Menschengewühl untergetaucht. Es wäre sinnlos gewesen, sie hier noch suchen zu wollen.
Er ging daher Eileen besuchen.
Er traf sie in ihrer kleinen Wohnung, wo sie sich gerade zu einem Spaziergang anzog. Sie sang nur noch selten, und jede ihrer Gebärden zeigte, daß sie nun die Besitzerin eigener Vergnügungsstätten war und über das betreffende Personal verfügte.
„Tiflin?“ hob sie die Augenbrauen, als Nelsen sie fragte. „Ich habe ihn lange nicht mehr gesehen. Suchst du ihn?“
„Er ist hier in Pallastown – und das beunruhigt mich. Immer dann, wenn ich Tiflin gesehen oder gehört habe, geschah kurz danach ein Unglück. Es gefällt mir gar nicht, daß er hier ist.“
„Ein Mann allein kann nicht Unglück bedeuten …“
„Stimmt! Trotzdem werde ich ein schlimmes Gefühl nicht los. Wenn es den Tovies einfallen sollte, Pallas anzugreifen – vielleicht mit Unterstützung gekaufter Gangster – ich weiß nicht, was geschehen würde.“
Eileen schien erschrocken.
„Was wirst du tun, Frank?“
„Nichts! Was sollte ich schon tun? Als ich vor wenigen Stunden landete, konnte ich bemerken, daß die Wachposten um Pallas verstärkt wurden. Sie werden den Asteroiden verteidigen, wenn es notwendig sein sollte. Und wenn sie es nicht schaffen, was sollte ich wohl als einzelner Mann tun? Nein, wir sitzen hier und warten. Das ist alles, was uns bleibt.“
Sie lächelte schwach.
„Gut, warten wir. Aber vergiß mal für eine Weile, daß du Geschäftsmann bist. Wollen wir uns nicht ein wenig über die vergangenen Zeiten unterhalten?“
Er nahm ihre Hand in die seine.
„Gern. Weißt du etwas Neues? Das ist interessanter als vergangene Dinge, die nicht mehr zu ändern sind.“
„Ja – ich habe Verbindungen zu allen Seiten. Was willst du wissen?“
„Wie geht es Gimp Hines?“
„Immer noch auf Merkur, zusammen mit Zwei-und-Zwei. Sie bauen Sonnen-Energie-Stationen, wie ich hörte. Soll ein tüchtiges Team sein. Es kommen immer mehr Kolonisten nach der Zwielichtzone des Merkur.“
„Erfreuliche Nachrichten“, gab Nelsen zu. „Weiter!“
„Es gibt auch weniger erfreuliche. Etwa Jig Hollis.“
„Ach – das ist doch der kluge Junge, der lieber zu Hause blieb. Er war zu vorsichtig, denn er liebte sein Leben mehr als das Abenteuer. Was ist mit ihm? Hast du von ihm gehört?“
„Ja. Wir alle beneideten ihn einmal, weil er zurückblieb. Er heiratete. Eines Nachts raste er mit seinem Wagen gegen einen Baum – und nun ist er genau so tot, als wäre er mit fünfzig Meilen in der Sekunde mitten in die Sonne gestürzt. Vielleicht war es kein Unfall. Vielleicht wollte er nicht mehr leben, weil er wußte, daß er zu feige gewesen war, genau das zu tun, was er am liebsten getan hätte.“
„Vielleicht war es so“, nickte Nelsen zögernd.
„Das mit Ramos ist ja eine tolle Sache“, sagte Eileen voller Bewunderung für den Mexikaner. „Ich habe ihn auch besucht und ihm Blumen mitgebracht. Er muß noch einige Zeit liegen, aber ich wette, dann werden sie ihn nicht mehr festhalten können. Ramos wird keine vierzig Jahre alt, darauf kannst du deinen Kopf verwetten. Sonst noch etwas, Frank?“
„Was ist eigentlich aus dem kleinen Mädchen geworden, das ich auf dem Mond kennenlernte …?“
„Harper, Jennie Harper“, nickte sie und entsann sich sofort. „Sie hat geheiratet, einen von diesen Prospektoren. Jemand hat die beiden kurz nach ihrer Ankunft im Ring ermordet. Man fand die Leichen …“
„Danke!“ unterbrach sie Nelsen bitter. „Das genügt mir für heute. Ich denke, ich werde wieder gehen. Und vergiß niemals, deinen Archer stets griffbereit zu halten. Eileen. Viel Glück …“
Er machte sich auf den Weg zu David Lester.
*
Vierzig Minuten später zeigte ihm der Archäologe ein Foto. Jemand hatte es auf einem ‚Oberflächen-Asteroiden’ gefunden.
Auf dem ziemlich deutlichen Bild war ein dichter Urwald zu erkennen, über dessen Gipfeln riesige, vogelähnliche Schatten schwebten. An den Zweigen hingen, mit dem Kopf nach unten. Fledermäuse – wenigstens sahen die kleinen Tiere genau so aus. Über der schillernden Fläche eines Sumpfes tanzten ganze Schwärme winziger Insekten. Am Rande des Sumpfes, dicht bei den steilen
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