TS 66: Sternenfieber
jetzt zu wissen, woran sie nicht gedacht haben, aber ich will mich vergewissern. Also, Frank, du findest mich noch eine ganze Zeit in Pallastown, und dann …“
In Ramos’ Augen stand ein siegessicheres Funkeln. Nelsen wußte, daß man ihm sein Vorhaben nie würde ausreden können. Ramos war ein Mann, der jedes gesteckte Ziel auch zu erreichen trachtete.
„Gut, Alter … ich wünsche dir alles Glück der Welt. Wir werden voneinander hören, schätze ich. Und wenn ich Zeit habe, besuche ich dich noch in Pallastown.“
Zwei weitere Jahre vergingen.
Die Handelsgesellschaft florierte so gut, daß Nelsen den Gedanken nicht mehr los wurde, eines Tages müßte das Ende schnell und schrecklich über sie alle hereinbrechen. Es gab immer noch Gangster und verbrecherische Elemente genug, um einem das Leben schwer zu machen. Man mußte ständig auf der Hut sein, wollte man nicht von umherstreifenden Banden überrascht werden, die den Mord für das einfachste Geschäft hielten. Wer wollte hier schon nachweisen, daß man die Beute nicht ehrlich erworben hatte? Man verkaufte den ganzen Kram und machte sich einige schöne Wochen in der Stadt. Und dann ging man wieder hinaus in die Weite, suchte ein neues Opfer, schlug zu …
Nelsen wußte mit Sicherheit, daß er in den vergangenen Monaten zweimal getötet hatte. Einmal einen Gangster, der ihn im All zu überfallen versuchte; das andere Mal griff ihn auf einem einsamen Außenposten der Gesellschaft ein halbverhungerter Tovie an, dem er in Notwehr mit dem Lauf seiner Pistole den Raumhelm zerschlug.
Ramos war mit seiner neuen Raumblase bereits unterwegs. Es würde lange dauern, bis er zurückkehrte – wenn überhaupt.
Die Briefe mit Nancy wurden häufiger. Sie antwortete schnell und viel. Der Ton zwischen ihnen wurde merklich vertrauter.
Nelsen hatte einen Brief gerade zur Post von Pallastown gebracht, als er in einer wenig belebten Seitenstraße plötzlich einen Mann sah, dessen Gesicht ihm bekannt vorkam. Die großen Pferdezähne beseitigten jeden Zweifel.
Der verdammte Kerl, der die Gangsterbande anführte, die ihn und Ramos ausgeraubt hatten! Endlich hatte er ihn gefunden, ohne allerdings Beweise gegen ihn zu besitzen.
Nelsen stieß sich vom Boden ab und rammte den Kerl mit beiden Füßen in der Magengegend. Die Wucht und die praktisch nicht vorhandene Gravitation bewirkten, daß der Gangster fast fünfzig Meter durch die Luft wirbelte, bis er gegen eine Häuserwand prallte. Nelsen, der gefolgt war, krachte noch einmal gegen ihn, stieß sich dann ab und war verschwunden, ehe Pferdezahn sich wieder aufrichten und orientieren konnte.
Im Vergnügungsviertel machte er einen Fehler, weil er es versäumte, sich das Lokal ,Second Stop’ anzusehen. So lernte er auch nicht den Besitzer kennen und sah auch nicht den dort auftretenden Künstler, den er als Igor wiedererkannt hätte. Ohne sich weiter aufzuhalten, begab er sich zum Raumhafen, wo Gimp bereits die neue Ladung verpackt und startklar gemacht hatte.
„Warst du bei Eileen?“ fragte Gimp neugierig.
„Keine Zeit heute“, lachte Nelsen. „Aber ich wette, wenn wir noch ein paar Jahre warten, gehören ihr alle einschlägigen Etablissements dieser Art.“
„Ja, sie macht sich, unsere Freundin, nachdem sie ihre Karriere auf dem Mond begann. Übrigens – man erzählt sich, daß jemand Fanshaw überfallen habe, einen der führenden Gangster der Asteroiden – natürlich kann man ihm nichts nachweisen. Weißt du was davon?“
„Gerüchten soll man nicht glauben“, wich Nelsen aus und fügte ablenkend hinzu: „Wann willst du zum Merkur?“
„Oh, bald. Ich habe schon zuverlässige Leute gefunden, die meinen Posten hier übernehmen werden. In einigen Wochen bin ich unterwegs. Hast du keine Lust, mit mir zu kommen, Frank?“
Nelsen spürte ein Kribbeln in den Adern, aber er schüttelte den Kopf.
„Nein … ich kann jetzt nicht. Ich wünsche dir viel Glück und hoffe, du läßt dich auf kein zu gewagtes Abenteuer ein.“
„Das mußt du gerade sagen“, grinste Gimp. „Glaube nur nicht, daß dieser Fanshaw zum Vergnügen hier ist! Der plant etwas! Außerdem gibt es daheim auf der Erde wieder genug Ärger …“
Das stimmte! Ein Schiff der Tovies war mit einem amerikanischen kollidiert, und es hatte keine Überlebenden gegeben. Jeder schob dem anderen die Schuld an dem Unglück zu. Auf beiden Seiten wurde mit Einsatz der Massenvernichtungsmittel gedroht, aber noch wagte niemand, sie wirklich zu gebrauchen. Wie
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