TS 66: Sternenfieber
seine Vorräte fast aufgebraucht, und er benötigt neue. Er hat eine Menge Freunde, und die wiederum haben Waffen. Sind keine schönen Aussichten, bestimmt nicht …“
Nelsen sah Igor fest an. In seiner Stimme schwang eine leichte aber unmißverständliche Drohung mit, als er sagte:
„Ich glaube nicht, daß wir dich wegschicken werden. Igor. Leider gibt es hier keine Gefängnisse, aber ich denke, ein guter Wärter leistet die gleichen Dienste.“
Der Alarm wurde einige Stunden später ausgelöst. Die Angreifer kamen in Richtung des dritten Quadranten und besaßen alle Vorteile, die man sich denken konnte. Allein und verteilt boten sie nur kleine Ziele, während die Stadt nicht verfehlt werden konnte. Außerdem gab es nicht genügend Waffen, um einen solchen Angriff abzuwehren.
Nelsen blieb nicht in seiner Wohnung, sondern zog den Archer an und trieb den Angreifern entgegen. So konnte ihn niemand erkennen und er konnte handeln, wie der Augenblick es ihm gebot. Über Funk riet er den anderen Männern, es so ähnlich wie er zu machen, dann feuerte er seine ersten Raketen auf die noch fernen Lichtpunkte ab, die sich schnell der Kugelstadt näherten.
Bereits in der ersten halben Minute wurden mindestens fünfzig Kugelwohnungen durch explodierende Geschosse zerfetzt. Andere wurden nur teilweise beschädigt, aber die schnell entweichende Luft machte sie fürs erste unbewohnbar. Der Swimming-Pool wurde durchlöchert, und das Wasser entwich in Form einer verdampfenden Fontäne, wobei sich farbige Regenbögen bildeten. Drüben in der Ferne konnte Nelsen erkennen, daß einige der von hier abgeschossenen Raketen ihr Ziel fanden.
Die Angreifer versuchten erst gar nicht, näher heranzugelangen. Sie wußten, daß sie nicht viel damit erreichen würden – wenigstens noch nicht. Sie stellten auch das Feuer ein, das ihre Beute nur verringern würde. Es war ein kluger Schachzug von ihnen, es nun mit anderen Mitteln zu versuchen.
Es war eine rauhe und barsche Stimme, die an die Ohren der Verteidiger drang:
„He, Nelsen!“, sagte der Fremde über den Normalfunk, so daß ihn jeder zu hören vermochte. „Und ihr auch, ihr feigen Hohlköpfe, die ihr euch seine Freunde nennt! Hier spricht Belt Parney – schon von mir gehört? Ihr denkt wohl, ich komme aus der Hölle? Kann schon stimmen, aber diesmal bringe ich nicht nur Felsbrocken mit, sondern beste und erstklassige Waffen neuester Ausführung. Sichere Sache. Freunde! Gebt auf und zwingt uns nicht dazu, die ganze Ansammlung eurer Blasen platzen zu lassen!“
Parneys Stimme war gegen den Schluß höhnisch und herausfordernd geworden, aber es war ihm nicht gelungen, die kaum merkliche Unsicherheit zu verbergen. Nelsen bemerkte sie sofort und zog daraus seine Schlüsse, nach denen sich sein Handeln nun richtete. Außerdem machte Parney den Fehler, mit der völligen Vernichtung zu drohen. Bluff mußte mit einem besseren Bluff beantwortet werden.
„Wenn du meinst, wir hätten keine modernen Raketen, Parney, dann hast du dich geirrt!“ antwortete Nelsen daher. „Du hast lange genug gebraucht, um eine Armee gegen uns aufzustellen. Aber hast du sie wirklich unter deinem Kommando? Sieh dich doch einmal um, du Dummkopf! Sind da nicht einige neue Burschen unter deinen Leuten? Glaubst du, die wollten ständig mit dir im Raum umherziehen, ungewaschen und stinkend in ihren Anzügen, ohne Bequemlichkeit, nur dazu da, für dich die Kastanien aus dem Feuer zu holen? Sie können alle hören, was ich dir sage, Parney, und einer von ihnen ist bestimmt ganz in deiner Nähe und hat eine Waffe zur Hand. Du steckst in einer Falle, Parney! Ich weiß, was deine Leute haben wollen – und sie können es von mir erhalten, ohne Kopf und Kragen riskieren zu müssen. Hört ihr es, Leute? Für jeden von euch haben wir eine Wohnung und die richtige Arbeit bereit! Wer weiterziehen will, kann es von mir aus. Wer bleiben will … He, Parney! Lebst du denn immer noch …?“
Auch in Nelsens Stimme war nun Hohn und Spott, wenn ihm auch ganz anders zumute war. Der Bluff konnte natürlich mißlingen, aber wenn es anders kam.
Zwei-und-Zwei mischte sich ein. Seine rauhe Stimme sagte:
„Hallo, Leute, warum überlegt ihr denn so lange? Wir sind nicht viele, aber wir haben gute Waffen, wenn ihr angreifen solltet. Aber wozu wollt ihr das? Ihr könnt alles ohne Kampf erhalten. Warum wollt ihr mit diesem Großmaul weiterziehen, das euch nichts zu bieten hat? Hier erwartet euch eine nette und schöne Wohnung –
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