TS 68: Die Stadt im Meer
es?“
„Ich weiß es nicht, Captain. Es ist jedenfalls grausig.“
„Barra sollte dies sehen.“ Sie zwang sich, den Leichnam nicht mehr anzusehen und blickte zurück auf das Lager.
Donn versuchte, ihre Verachtung nicht zu zeigen und bot gönnerhaft an: „Ich werde bei der Leiche bleiben, Captain.“
Zee unterdrückte eine scharfe Bemerkung, denn ihre Augen hatten wieder den am Boden liegenden Körper gestreift. Ohne zu antworten, wandte sie der Szene den Rücken und schritt gemessen auf das Lager zu.
Wenig später kam die Ärztin.
„Morgen, Leutnant. Zee sagte mir, daß Sie etwas gefunden haben.“
Der Leutnant grinste spöttisch. „Der Captain wünscht, sie hätte es nicht gefunden, Doktor.“ Sie deutete nach unten.
„Zee hat ein weiches – Heilige Mutter Gottes!“ Barra riß die Augen auf.
„Ich hatte es etwas stärker ausgedrückt“, warf Donn ein. „Ich war selbst über meine Ausdrucksweise erstaunt. Ein gräßliches Wesen, nicht?“
„Kann ich Ihr Messer haben?“ Die Ärztin kniete sich neben die Leiche und untersuchte die Wunde mit dem Messer. „Hat das Herz um Haaresbreite verfehlt. Kann weder Messer noch Pfeil gewesen sein. Das muß das Licht und der Knall gestern nacht gemacht haben.“
Donn nickte. „Wieder eine von diesen unbekannten Waffen … etwas, das unter Blitz und Donner losgeht.“
„Diese Hautverbrennungen hier sind mir ein Rätsel – alle um die Wunde herum. Die Waffe treibt etwas in den Körper und verbrennt gleichzeitig die Haut. Warum nur?“
„Ich kann es mir nicht vorstellen, Doktor.“
Zögernd ließ sie von der Wunde ab und untersuchte Kopf, Nase und Ohren. „Durchstoßen“, stellte sie fest. „Er trug Ringe oder anderen Schmuck in Ohren und Nase. Feine Freunde hat er gehabt – die haben ihn beraubt, als er noch lebte.“ Sie untersuchte weiter. „Der Bursche hier kann nicht sehr alt sein, und doch sieht er alt aus. Sein Körper ist ausgewachsen, und doch glaube ich, daß er verhältnismäßig jung war.“ Sie schwieg und stand auf, nachdem sie das Messer sorgfältig am Gras saubergewischt hatte.
„Halten Sie das ins Feuer, wenn wir wieder im Lager sind.“
„Jawohl, Doktor. Er hat eine ungesunde Farbe, wie?“
„Das ungesündeste Wesen, das ich je gesehen habe! Und ich verstehe nicht diesen Mangel an Farbe hier draußen in diesem Land. Anscheinend lief er doch ständig unbekleidet herum, und doch ist seine Haut … na, gut. Vielleicht schlief er am Tag und arbeitete bei Nacht.“
Nachdenklich hob sie ein kurzes Stöckchen auf und richtete es auf Donns Brust.
„Angenommen, dies ist eine Waffe. Ein Lichtstrahl kommt heraus und ein Donnerschlag. Jetzt hat Ihr Körper ein großes Loch, und die Haut drum herum ist verbrannt – durch den Blitz, nehme ich an. Was könnte das wohl verursachen?“
Der Leutnant machte sich nicht die Mühe, zu antworten.
„Also gut“, sagte die Ärztin wieder. „Gehen wir zurück.“ Sie blickte zurück auf den bleichen Körper.
Zee reagierte schweigend auf den Bericht, ihr Magen war immer noch nicht ganz standfest. Sie nickte und fuhr damit fort, das Lager abzubrechen.
Am Mittag hatten sie mehr als die übliche Entfernung vom Lager hinter sich gebracht. Zee glaubte verständlicherweise, daß die seltsamen Besucher in der nächsten Nacht wiederkommen würden, und wollte so weit wie möglich vom letzten Platz entfernt sein.
Sie zog ihre Jacke aus und ließ sich die Sonne auf ihre bloßen Schultern scheinen. Mit einem leichten Schock bemerkte sie, daß die meisten Soldaten das gleiche getan hatten. Die Farbe einiger Mädchen zeigte, daß sie schon seit Tagen halb angezogen herumgelaufen sein mußten. Zee wollte ihnen etwas zurufen, überlegte es sich jedoch anders. Schließlich hatte sie es ja auch nicht bemerkt, und was konnte es schaden? Außerdem war die Sonne wirklich heiß.
„Zee“, sagte die Ärztin plötzlich.
„Ja?“
„Erinnerst du dich an die Narbe auf Wolfs Rücken?“
„Wie kann ich die vergessen!“
„Sie könnte von dieser Waffe von gestern nacht verursacht worden sein.“
Zee sah die Ärztin an. Auch diese, bemerkte sie, war nur halb bekleidet, trug sogar weniger Kleidung als irgendein Soldat.
„Ist das möglich?“
Barra nickte. „Warum nicht? Sie könnten seine Feinde sein. Er hat sich rechtzeitig geduckt, und der Blitzstrahl verbrannte seinen Rücken.“ Sie verbesserte sich: „Oder besser das, was die Waffe in den Körper treibt, streifte seinen Rücken.“
„Und es war
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