TS 68: Die Stadt im Meer
könnten, würde ich es schätzen können. Beachten Sie aber, daß die Steinbauten in besserem Zustand sind als die aus Ziegeln.“
„Dauerhafter?“
„Oder jünger“, erklärte Perri. „Vielleicht beides. Die Steinbauten stammen entweder von einer überlegenen oder einer späteren Rasse. Ich glaube jedoch, daß beide Typen nebeneinander existierten.“
„Warum?“
„Weil beide Typen zusammen untergingen, Captain. Beide Typen weisen die gleichen Beschädigungen auf, und der Stein hielt besser stand.“
Barra schüttelte unruhig den Kopf. „Das möchte ich nicht erleben! Was für eine unvorstellbare Waffe kann derartige Zerstörungen hervorgerufen haben?“
Perri hob die Schultern. „Ich weiß es nicht, Doktor. Ich wünschte, wir hätten sie.“
Die Ärztin sah sie stirnrunzelnd an.
Zee sagte: „Diese eigenartige Narbe auf Wolfs Rücken … Könnte da irgendein Zusammenhang mit der Bombardierung bestehen?“
Sie bekam keine Antwort.
8.
Kurz nach Sonnenaufgang zog die Truppe nach Westen.
Für Zee war der vorangegangene Tag ein verlorener Tag gewesen. Sie hatte nicht die leiseste Ahnung, wohin sie gingen, hatte kein Ziel, dem sie zustrebte, keinen Plan, und doch ärgerte sie der Müßiggang vom Tag zuvor.
Die Wagen waren nun hoch mit Gemüse beladen, und das Reservegespann blieb zurück, während sie von einem stummen Schwarm fliegender Menschen hoch über ihren Köpfen begleitet wurden. Die zerstörte Stadt und die geflügelten Männer ließen ihre Gedanken nicht zur Ruhe kommen und noch lange, nachdem die seltsamen Begleiter sie verlassen hatten, dachte sie darüber nach.
Sie führte die Truppe weiter nach Westen.
Und sie verfluchte das Verschwinden von Wolf und dem Korporal.
Nachdem sie die Stadt schon mehrere Tagesmärsche hinter sich gelassen hatten, kamen die Pfadfinder an einen breiten Fluß und machten halt. Zee erprobte ihr militärisches Wissen an einer neuen Aufgabe, einer Aufgabe, vor die sie praktisch noch nie gestellt worden war, die aber auf den Inseln im Unterricht behandelt worden war.
Die Soldaten fällten Bäume, befreiten sie von den Ästen und befestigten sie an den Wagen. Dann, nachdem die Pfadfinder durch den Fluß geschwommen waren und am anderen Ufer Posten bezogen hatten, trieben die Fahrer die Pferde ins Wasser und ließen die Wagen hinüberschwimmen. Es war eine mühsame und langwierige Prozedur, da die Strömung sehr stark war und der Verlust eines Wagens eine Katastrophe bedeutet hätte. Der erste landete eine halbe Meile stromabwärts am anderen Ufer, das Gespann wurde ausgespannt und wieder nach oben gebracht, um dem zweiten Gespann zu helfen, falls das notwendig werden sollte.
Am Nachmittag war die Operation beendet, und Zee ließ ein Lager aufschlagen, denn die Truppen brauchten ein paar Stunden warmer Sonne, um ihre Kleider zu trocknen.
Barra legte ihre Kleider ab und breitete sie auf dem Gras zum Trocknen aus.
„Zee“, fragte sie, ohne eine Miene zu verziehen, „was würden wir jetzt tun, wenn Wolf hier wäre?“
„Barra!“
„Nun – was würden wir tun?“
Leutnant Donn lachte. „Ich weiß, was ich täte.“
„Leutnant – haben Sie die Wachen kontrolliert?“ Scharf kam diese Frage.
„So, wie ich bin, Captain?“
Zee drehte ihr schweigend den Rücken und starrte über die Ebene, die hinter ihnen lag.
Donn fing einen Blick der Ärztin auf und blinzelte ihr zu. Sie takelte sich träge und ließ sich die Sonne auf den bloßen Körper scheinen. „Dies ist ein herrliches Gefühl!“
Barra grinste sie an. „Jetzt fehlte nur noch, daß einer der fliegenden Männer hier wäre und uns so sähe.“
Der Leutnant zuckte die Achseln. „Die waren ja auch nackt!“
„Und fanden nichts dabei“, fuhr die Ärztin fort. „Es hängt alles von der Erziehung ab. Wir bedecken uns mit Kleidern und haben auch die Küstenbewohner dazu gebracht. Und nach fünfzig Jahren würden sie sich schämen, ohne Kleider herumzulaufen. Aber ihre Vorfahren fanden nichts dabei.“
„Das waren ja auch Wilde“, gab Zee zurück.
„Wolf ist keiner.“ Und rasch fügte sie hinzu: „Ich weiß, ich weiß, er trug wenigstens eine Hose.“
Der Captain antwortete mit einem Fluch.
Bei Sonnenuntergang machte sie die Runde bei den Wachen.
Sie legte ihren Schlafsack neben ein Wagenrad und betrachtete, auf dem Rücken liegend, die Sterne. Das Feuer war für die Nacht zugedeckt worden, und die meisten Soldaten schliefen. Ein riesiger Kupfermond stieg am Himmel hoch,
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