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TS 72: Das Erbe von Hiroshima

TS 72: Das Erbe von Hiroshima

Titel: TS 72: Das Erbe von Hiroshima Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Darlton
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blieb die Strahlung ohne nachhaltigen Einfluß auf sie. Du aber befandest dich im embryonalen Stadium. Die Strahlen beeinflußten dein Gehirn, und besonders jenen Teil, der die telekinetische Fähigkeit in sich birgt. Vielleicht wurde aber auch nur die Bildung der Trennwand verhindert oder abgeschwächt. Jedenfalls besteht kein Zweifel, daß die atomare Strahlung verantwortlich ist.“
    „Wenn du das sagst, denkst du dann nicht an eine weitere Gefahr, Vater? Du hast selbst einmal behauptet, daß die irdische Atmosphäre bereits genügend verseucht ist, um kommende Generationen zu gefährden. Könnte es nicht sein, daß plötzlich überall Telepathen auftauchen, die unsere geheimsten Gedanken lesen? Oder Verbrecher, die an sich die gleiche Fähigkeit entdecken, wie ich sie besitze? Kein Gefängnis der Welt würde einen Verurteilten halten können, der sich einfach an einen anderen Ort teleportieren könnte. Und du mußt doch zugeben, Vater, es ist kein Unsinn, was ich rede. Es ist doch möglich. Ich selbst beweise diese Möglichkeit, indem ich existiere.“
    Bob Britten nickte langsam und widerwillig. Zu sehr erinnerten ihn die Worte seiner Tochter an seine eigene Schuld. Und die Versuche in seiner Anstalt bestätigten ihre Worte. Die mit Strontium angereicherte Atmosphäre hatte bereits bei Neugeborenen angedeutete Mutationen des Nervenzentrums erkennen lassen. Die Folgen waren nicht auszudenken. Heimlich und unerkannt entwickelte sich unter den Augen der übrigen Menschheit das neue Geschlecht der Supermenschen. Eines Tages würde es die Herrschaft an sich reißen …
    Professor Prexler, dachte Bob plötzlich, hatte vielleicht doch recht, wenn er die Entwicklung kontrollierte und versuchte, die offen zutagetretenden Fälle einer genauen Prüfung zu unterziehen. Nur so ließ sich die Zunahme der Abnormität beobachten und nachweisen. Prexler hemmen, hieß die Gefahr ignorieren.
    Auf der anderen Seite: Ann war seine Tochter.
    Dieses einzige Argument genügte, Bob Britten gegen seine eigene Anschauung handeln zu lassen.
    „Es ist eine Gefahr“, gab er zu. „Wenn die Versuche nicht aufhören, wird uns eines Tages nicht die Atombombe vernichten, sondern unsere Nachkommen. Die Kinder von Hiroshima – oder ihre Enkel.“
    „Dann soll man dafür sorgen, daß dieser Unsinn endlich aufhört!“ sagte Ann verzweifelt. „Warum sorgt denn niemand dafür? Es muß doch leicht sein, die Welt zu überzeugen …“
    „Ich habe es versucht, aber ich mußte die Gegenargumente anerkennen, Ann. Was wäre eine Welt, in der die Kräfte ungleichmäßig verteilt sind? Das herrschende Gleichgewicht ginge verloren, und ein furchtbares Chaos wäre die unvermeidliche Folge. Nur weitere Forschung hält uns auf der gleichen Ebene mit anderen Nationen. Wir können damit ebensowenig aufhören wie jene, die von uns die Einstellung der Versuche fordern. Ich will niemand den guten Willen absprechen, aber das gegenseitige Mißtrauen verhindert die Beendigung der Kernwaffenversuche. Nur eine wirksame Kontrolle brächte das zustande. Wenn jeder vom anderen weiß, daß er keine Fortschritte mehr erzielen kann, wird er selbst mit seinem augenblicklichen Stand zufrieden sein.“
    „Und warum“, fragte Ann mit zaghafter Hoffnung, „und warum tut man es nicht, wenn man es weiß? Warum kommt keine Einigung zustande?“
    Bob lächelte bitter.
    „Weil jeder Angst vor dem anderen hat und immer die furchtbarste und schrecklichste Waffe besitzen möchte. Es ist ein Wettlauf – der Preis ist in jedem Fall das Ende der Menschheit, wie wir sie kennen. Du bist das lebende Beispiel für diese Behauptung.“
    „Du meinst also“, vergewisserte sie sich, „daß nur die absolute Einstellung der Explosionen dieses Ende verhindern können?“
    Er nickte.
    „Und du meinst weiter, daß beide Seiten zu verbohrt und mißtrauisch sind, um jemals ernsthaft an eine einseitige Einstellung zu denken?“
    Wieder nickte er.
    „Dann meinst du auch sicher, daß sie es nur dann tun würden, wenn ihnen mit allem Nachdruck die Gefahr demonstriert wird, die sie heraufbeschwören?“
    Sein Nicken wurde zögernder, aber es war unmißverständlich.
    Er wartete.
    „Eine letzte Frage, Vater: genügt die vorhandene Strahlung bereits, das – das Unglaubliche geschehen zu lassen?“
    Diesmal schüttelte er den Kopf.
    „Nein, auf keinen Fall. Sie wird Ausnahmen schaffen, mehr nicht. Ausnahmen, wie du eine bist.“
    Stumm saß Ann auf dem Sofa. In ihrem Kopf wirbelten die Gedanken;

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