TS 72: Das Erbe von Hiroshima
darauf.
„Sie kommen im Auftrage des F. B. I.?“
Nicht einmal der Mundwinkel des Fremden zuckte, so sehr hatte er sich in der Gewalt.
„Meine Anerkennung, Mister Britten. Es stimmt.“
„Setzen Sie sich. Was wollen Sie?“
Jeremy Drake nahm Platz. Er warf Marry, die an der Tür stehengeblieben war, einen kurzen Blick zu. Marry verstand und schloß die Tür – von außen.
„Es handelt sich um diese mysteriöse Sache – nun, Sie werden schon wissen, was ich meine. Professor Prexler hat sich an uns gewandt und darum gebeten, ihm behilflich zu sein. Er betonte, ihre Tochter könne in unrechten Händen eventuell eine Gefahr bedeuten. Ich weiß nicht, wie er das meint, aber ich bin hier, um Sie zu fragen, wo Ihre Tochter sich aufhält.“
„Ich fürchte, da werde ich Ihnen nicht helfen können – ich weiß es selbst nicht.“
Mister Drake lächelte ungläubig.
„Aber, Mister Britten, Sie werden mir doch wohl nicht einen so dicken Bären aufbinden wollen? Sie haben Post erhalten, und es wäre uns ein Leichtes, nachzuprüfen, ob ein Brief Ihrer Tochter dabei war.“
„Dann tun Sie das nur, aber lassen Sie mich zufrieden.“
Der Mann vom F. B. I. versuchte es anders.
„Na gut. nehmen wir an, Ihre Tochter gilt als vermißt. Warum haben Sie dann noch keine Anzeige aufgegeben?“
„Weil sie uns vor ihrem Verschwinden bat, das nicht zu tun. In unserem Lande ist es doch wohl erlaubt, zu verschwinden, wann immer man das will. Wenigstens solange, wie man nichts verbrochen hat. Berichtigen Sie mich, wenn ich irre.“
„Professor Prexler sprach von einer Gefahr.“
„Das bildet er sich ein. Meine Tochter ist keine Gefahr.“
Drake beugte sich vor.
„Hören Sie, Mister Britten, wir wollen mal vernünftig miteinander reden …“
„Das heißt, bis jetzt sprachen wir Unsinn …“
„Der Leiter des Institutes für Parapsychologie hat erklärt, daß Ihre Tochter – nun, sagen wir – außergewöhnliche Fähigkeiten besitzt. Sie kann, um nur ein Beispiel zu nennen, entfernte Gegenstände unter ihre Kontrolle bringen. Dokumente etwa oder andere Dinge, die ihr nicht gehören.“
Bob beherrschte sich nur mühsam.
„Meine Tochter ist keine Diebin; sie will nichts als ihren Frieden und ihre Ruhe. Ich bin der Meinung, man sollte Professor Prexler auf seinen Geisteszustand untersuchen.“
„Sie irren, Mr. Britten. Seiner tatkräftigen Mithilfe ist zu danken, wenn bereits drei Menschen mit – mit verwandten Fähigkeiten in den Staatsdienst treten konnten.“
Bob begann allmählich zu ahnen, was man von Ann wollte.
„Sie wollen meine Tochter also nicht deshalb, weil sie eine Gefahr bedeutet, sondern weil sie ihre Fähigkeiten – wenn sie welche besitzt – für Ihre Zwecke ausnutzen wollen. Spionin soll sie werden, nicht wahr? Tut mir leid, aber Sie werden mit meinem Widerstand rechnen müssen.“
Drake lächelte kalt.
„Sie sind ein bekannter Wissenschaftler, Mister Britten, und haben entscheidend an der Entwicklung der Atombombe mitgearbeitet, wenn Sie sich heute auch weigern, in dieser Richtung weiterzuforschen …“
„Ich habe genug damit zu tun, die Folgen zu studieren und zu bekämpfen.“
„… wenn Sie sich also weigern, weiter mitzumachen, so vergessen wir Ihre Verdienste nicht. Bitte, erklären Sie sich so unsere Rücksicht. Ihre Tochter bedeutet, das wiederhole ich ausdrücklich, eine Gefahr für unser Land, wenn sie – wie Professor Prexler sagt – in unrechte Hände gerät.“
„Ich weiß nicht, wo sie sich aufhält“, knurrte Bob, der nur zu gut wußte, wie recht Jeremy Drake hatte. „Sie wird schon dafür sorgen, daß niemand sie ausnutzt.“
„Übrigens“, sagte Drake plötzlich und zeigte auf den Umschlag, der auf dem Tisch lag, „haben Sie Bekannte oder Verwandte in England?“
Bob beherrschte sich nur mühsam. Er war kein guter Schauspieler und es fiel ihm schwer, jetzt unbefangen zu bleiben. Wie dumm, daß er den Brief nicht schnell genug unter der Zeitung versteckt hatte. Jetzt war es zu spät.
Er nahm den Umschlag auf und legte ihn dann wieder wie etwas Unwichtiges auf den Tisch zurück.
„Das? Eine Nichte meiner Frau in London, wenn Sie es genau wissen wollen. Sie schreibt ab und zu mal – was? Sie meinen doch wohl nicht … ?“
„Ihre Tochter? Aber, Mister Britten, für so dumm halten wir Sie nun auch wieder nicht, einen Brief der Vermißten einfach vor unseren Augen liegenzulassen.“
Bob atmete innerlich auf. Er lächelte.
„Kann ich sonst noch
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