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TS 72: Das Erbe von Hiroshima

TS 72: Das Erbe von Hiroshima

Titel: TS 72: Das Erbe von Hiroshima Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Darlton
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Pläne und Ideen nahmen schattenhafte Umrisse an, versanken wieder und machten neuen Platz. Professor Prexler wollte sie ,ausbilden’, wie er gesagt hatte. Er hatte ihr eine Aufgabe zugedacht, ohne an die dringlichste auch nur zu denken. In einem nur hatte er recht: sie mußte ihre Fähigkeit weiter erforschen und unter Kontrolle bringen. Sie mußte ihre Grenzen kennenlernen. Sie mußte allen anderen Menschen überlegen werden, wenn sie …
    Sie sah plötzlich auf.
    „Vater – ich werde weiterstudieren. In England.“
    Bob Britten hob die Augenbrauen. Seine Frau griff verwirrt nach dem Strumpf, um ihn einige Male nervös in den Händen herumzudrehen, ehe sie ihn wieder zurücklegte.
    „Nach England?“ brachte Bob schließlich hervor. „Warum ausgerechnet nach England?“
    „Weil ich Ruhe haben möchte, Vater. Dort kennt mich niemand, und ich bin sicher vor den Nachstellungen des Professors. Auch Lex darf nicht wissen, wo ich bin.“
    „Lex … ? Hm, ja, natürlich. Was sollen wir ihm sagen?“
    „Darüber sprechen wir noch. Ich darf also?“
    Ihr Vater sah sie forschend an.
    „Ist es nur wegen – des Professors? Oder hast du andere Gründe?“
    „Vielleicht sage ich es dir später einmal, Vater. Es ist noch zu früh und würde dich und Mutter nur beunruhigen. Ich brauche Ruhe, das ist alles. Und ihr dürft niemand sagen, wo ich bin. Sagt einfach, ich bin abgereist.“
    „Lex wird es herausfinden – er ist Detektiv.“
    „Aber kein sehr geschickter.“
    „Wenn er einen Brief abfängt …“
    „Ich werde euch eben nicht schreiben – nein, so meine ich es nicht. Natürlich bekommt ihr Post von mir, nur nicht unter meinem Namen. Ich lege mir einfach einen neuen Namen zu. Sagen wir – Elionore Smith. Klingt recht überzeugend, nicht?“
    „Sehr“, nickte Bob Britten ein wenig abwesend. „Ich finde, dein Entschluß kommt ein wenig überraschend und ist unüberlegt. Du hast noch Zeit.“
    „Ich fürchte, es bleibt viel zuwenig“, konterte sie. „Du hättest das, was du mir heute mitteiltest, viel eher sagen sollen. Wir haben Wochen und Monate verloren.“
    „Wie – wie meinst du das, Ann?“
    Sie hatte schon zuviel gesagt, erkannte sie. Aber ihr Plan war viel zu phantastisch, als daß ihr Vater jemals auch nur den leisesten Hauch davon ahnen würde. Sie lachte etwas gezwungen.
    „Ich hätte mein Studium gleich dort beginnen können – nun verliere ich ein ganzes Semester. Und ich will bald fertig sein, damit ich dir bei deiner Arbeit helfen kann.“
    „Und du weißt schon, wohin du gehen wirst?“
    „London vielleicht; praktisch arbeiten.“
    Nun aber hielt Mutter Britten ihre Zeit für gekommen, auch ein Wörtchen mitzureden.
    „Ich werde dann sehr allein sein“, stellte sie fest und nahm wieder den Strumpf zur Hand. „Warum hast du denn nie etwas davon gesagt?“
    Ann stand auf und küßte sie auf die Stirn.
    „Vielleicht kam mir der Gedanke erst heute. Und – wäre ich verheiratet, müßtest du auch viel allein sein. So jedoch werde ich eines Tages zurückkommen und bei dir bleiben, wenn ich Dad helfe.“
    „Du sagst das so, als wolltest du nicht heiraten. Was ist mit Lex?“
    „Es ist seine Schuld, wenn ich gehe. Du darfst ihm nichts sagen, wenn er fragt. Ich schreibe ihm selbst.“
    „Und – wann wirst du abreisen?“
    „Es hat noch einige Wochen Zeit.“
    Und das war der eine Punkt, in dem sie sich irrte.
     
    *
     
    Lex erschien nicht zum Wochenende.
    Die Zeitung am Montag brachte einen kurzen Artikel von Professor Prexler. Er behandelte in eindeutiger Form das Thema der übersinnlichen Wahrnehmungen und erwähnte – wie nebenbei – daß eine Bürgerin der Stadt außerordentliche Fähigkeiten der Telekinese bewiesen habe. Er würde demnächst näher darauf eingehen.
    Bob Britten reichte Ann das Blatt zurück, als er die Abhandlung gelesen hatte.
    „Er wird sich nicht scheuen, bei nächster Gelegenheit deinen Namen zu nennen. Ich fürchte, dann werden die Reporter unser Haus stürmen.“
    Sie war bleich geworden.
    „Du meinst, er wird Ernst machen?“
    „Unbedingt.“
    Sie seufzte.
    „Ich muß mich beeilen.“
     
    *
     
    Ihr Schiff ging am Freitag. Ausgerechnet am Freitag!
    Heute war Donnerstag. Die Post brachte einen Brief von Professor Prexler. Der Wissenschaftler hatte sie aufgefordert, ihn unverzüglich aufzusuchen, um die Experimente fortzusetzen. Er drohte offen mit Bekanntgabe ihres Namens.
    Ann hatte den Brief zerrissen und nicht beantwortet.
    Morgen schwamm sie

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